Revolutionäre der klassischen Herrenmode

THE ARMOURY

THE ARMOURY lebt von dem Mix modischer Einflüsse. ©Screenshot THE ARMOURY
Autorin: Nina Peter

In einer modischen Zeit, in der Casual-Looks dominieren und lässig-sportive Outfits selbst für Herren fortgeschritteneren Alters fast schon eine Selbstverständlichkeit sind, stellt sich durchaus die Frage, ob denn bald – bis auf die Arbeitsbekleidung – das letzte Stündchen der klassischen Herrenmode geschlagen hat.

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Folgt man Stilikone David Beckham, dann garantiert nicht, denn der hat gerade erst seine Liebe zu gediegeneren Outfits entdeckt, aber vielleicht liegt das auch an England, denn dort hat die Tradition klassischer Herrenmode zweifelsohne so starke Wurzeln wie in Italien. Das Idealbild des klassischen Mannes in hochwertigem, gut sitzendem Anzug mit klassischer Musterung, Hemd und feinem Schuhwerk scheint heute dennoch überholt, denn ohne jugendlichen, sportlichen Touch wirkt das ganze Porträt fast schon wie aus einer anderen Zeit. Das ist auch die Erwartung, die man hat, wenn man liest, dass ein Store sich auf klassisches Styling und hochwertige Menswear-Produkte spezialisiert hat. Das Konzept von THE ARMOURY (www.thearmoury.com) belehrt schnell eines Besseren. 2010 wurde das Unternehmen von AlanSee, Ethan Newton und Mark Cho in Hongkong gegründet, mit der Intuition, ihre eigene Antwort auf schnelllebige Trends und minderwertige Mode, die sich hinter einer teuren Werbemaske versteckt, zu finden.

Ein internationaler Melting Pot

Statt sich einer klassischen Stilrichtung zu verschreiben, lebt THE ARMOURY von dem Mix modischer Einflüsse. Was sich sehr einfach anhört, aber in der Umsetzung sehr beratungsintensiv ist, denn gutes Styling ist gerade in diesem Bereich eine Fähigkeit, die nicht jedem einfach so von der Hand geht. Die Herausforderung liegt darin, Modernität mit Tradition zu verknüpfen und das Outfit aus einzelnen unterschiedlichen Bausteinen gelungen zusammenzusetzen. Diese einzelnen Bausteine wählen die Inhaber in minutiöser Kleinarbeit aus. Man findet bei THE ARMOURY keine kompletten Kollektionen, sondern viele Einzelteile, denn das Unternehmen arbeitet nicht mit Brands oder Designern, sondern direkt mit Produzenten zusammen. Ein unermüdliches Sourcing ist dabei die wichtigste und aufwendigste Grundlage. So finden sich im Sortiment durchaus Styles eines japanischen Schneiders mit neapolitanischem Stil, der sich in seiner Schnittkunst grundlegend von italienischen und englischen Schulen unterscheidet. Kleine Stückzahlen, hohe Qualität, einzigartig und wo es möglich ist von Hand gefertigt – das ist der hohe Maßstab, mit dem sich die Unternehmer weltweit auf die Suche nach neuen „Künstlern“begeben, die sie aufgrund ihres individuellen Handwerks selbst für ein einzelnes Produkt in Auftrag nehmen. Diese stilistische Vielfalt charakterisiert das ungewöhnliche Markenportfolio.

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Keine klassischen Szenerien

Auch im Bereich Marketing und Lifestyle setzt sich THE ARMOURY bewusst von altbekannten Bildern und Szenen ab. Der gut gekleidete Mann beim Polo-Turnier ist nicht die Botschaft, die dem Modernitätsanspruch des Konzepts gerecht wird. Anzüge werden absichtlich nicht als formale Arbeitskleidung präsentiert, sondern Bildsprache und Marketing machen keine Vorschriften darüber, wo Anzüge getragen werden sollten. Die Outfits und Styles sollen dem Träger alle Möglichkeiten geben. Internationalität und unterschiedliche stilistische Perspektiven aus aller Welt sind dabei etwas, was die Kunden erwarten. Und dieser Erwartung wird das Unternehmen zu 100 Prozent gerecht. Ebenso wie dem Anspruch an Exklusivität – dass diese nicht billig sein kann, versteht sich von selbst. Deshalb ist es das Ziel auch, gemeinsam mit den Kunden eine stilvolle und durchdachte Garderobe aufzubauen, die nicht aus schnellen Sale-Käufen besteht.