Lost & Found

The DUFFER of St. GEORGE

Der heißeste Shit unter der Sonne ©privat
Autor: Andreas Grüter

Für einen kurzen Moment in der Modegeschichte war das britische Label The DUFFER of St. GEORGE der heißeste Shit unter der Sonne, bevor es gefühlt über Nacht wieder aus dem kollektiven Fashion-Gedächtnis verschwand. Was war geschehen? Wir haben uns auf Spurensuche begeben.

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The DUFFER of St. GEORGE? Da war doch was … Genau, der legendäre Logo-Hoodie, der in den späten 1990er-Jahren in keinem Kleiderschrank stilbewusster Urbanisten fehlen durfte und der nur in den angesagtesten Boutiquen zu ergattern war. Dabei begann die Geschichte des Londoner Labels bereits gute 20 Jahre früher und ist weitaus facettenreicher, als das allseits bekannte Icon Piece vielleicht erahnen lässt. 1984 warfen die Vintage-Fashion-Liebhaber Eddie Prendergast, Marco Cairns, Clifford Bowen und der Rare Groove DJ Barrie Sharpe ihr Geld zusammen, um einen Laden für Secondhand-Styles aus alten Army- und Navy-Beständen zu eröffnen. Nach einer ersten Station auf dem Camden Market landete das Quartett knapp ein Jahr später mit seinem DUFFER-Store auf der legendären Portobello Road, um schließlich 1989 nach Soho umzuziehen, wo man sich mit importierten RED WING Boots, Sneakern, Selvedge-Jeans, NEW ERA Caps und Jacken von Schott schnell einen Namen unter der Hipster-Community der britischen Hauptstadt machte.

Vom Shop zum Label

1989 stieg Bowen aus der Company aus, was einen hässlichen Rechtsstreit nach sich zog, dem Aufstieg DUFFERs zu einer Marke aber keinen Abbruch tat. 1990 folgten erste Caps unter eigenem Namen, die dank guter Kontakte ihren Weg in einige der weltweit trendangebendsten Stores fanden, darunter Supreme und UNION in New York. Als das Unternehmen mit mittlerweile 20 Mitarbeitern, einem eigenen Designstudio und zwei Stores 1994 in finanzielle Probleme geriet, verkauften die verbliebenen drei Gründer 70 Prozent an einen Münchener Investor, der für eine kommerziellere Ausrichtung sorgte. Gut fürs Portemonnaie, schlecht für die Soulfulness, fand Barrie Sharpe und stieg aus, um sich fortan um sein eigenes Label Sharpeye zu kümmern. In den späten Neunzigerjahren fand das DUFFER-Logo seinen Weg auf Shirts, Jacken, Sweater, wobei der erwähnte Hoodie zum absoluten Top-Seller avancierte und von Celebrities wie David Beckham und Jamie Oliver getragen wurde. Eine Entwicklung, die zwar Geld in die Kasse spülte, aber auch einen Wust von gefälschter Ware nach sich zog, die auf Märkten verramscht wurde. Für treue Handelspartner aus dem Independent-Segment ein Verlust an Glaubwürdigkeit, den DUFFER auch mit einer eigenen Italian-made Schuhlinie und hochwertigen Tailor-made Styles, die von den britischen Schneidern in der Savile Row gefertigt wurden, nicht auffangen konnte. Für den endgültigen Todesstoß sorgte 2004 dann ein Deal mit der britischen Kaufhauskette DEBENHAMS, die DUFFER of St.GEORGE als St. GEORGE BY DUFFER vermarktete. Zwar konnte der Fehler korrigiert werden, aber der Schaden war bereits angerichtet. Die letzten treuen Independent-Händler zogen sich zurück und finanziell ging es steil bergab. 2008 wurde das Label an JD Sports verkauft und während Cairns zum Creative Director ernannt wurde, verließ Prendergast DUFFER und eröffnete mit PRESENT einen neuen Laden.

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Where are they now?

Derweil DUFFER in Europa mit modisch belanglosen Styles, die so gar nichts mehr mit der ursprünglichen Idee des Brands zu tun haben, die Existenz eines Wiedergängers führt, beweisen die Lizenznehmer von DUFFER JAPAN mit hochwertigen Fashion Pieces echte Haltung und schließen nahtlos an den Spirit der frühen Jahre an.