Auf der Überholspur? Nicht immer gut!

Editorial

Markus Oess ©FT

Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist Denim. Was macht den Dauerbrenner so begehrenswert? Wohin entwickeln sich Brands in den USA und Japan? Wie geht es den italienischen Marken? Gibt es interessante Newcomer, die man sich ansehen sollte? Fragen, auf die wir in unseren Beiträgen auch Antworten geben wollen. Gerade bei Denim führt an Nachhaltigkeit kein Weg vorbei. Allerdings ist die ganze Angelegenheit ein schwieriger Komplex. Das Wort vom Greenwashing macht die Runde. Kommt Bewegung in die Sache? Kleine Schritte führen zum Wandel, können die Nachhaltigkeit aus der Nische holen – ganz so, wie es bei den Lebensmitteln passiert ist. Nicht mehr nur die reinen Öko-Labels, auch ein paar der großen Brands und Einzelhändler machen Fortschritte, beginnend beim Rohstoff. Ganz sicher könnte, müsste sogar mehr passieren. Aber auch mit kleinen Schritten geht es voran. Letzten Endes liegt es an den Verbrauchern, die Branche zu Veränderungen zu führen. Stimmen die Endkunden mit den Füßen ab, wird die Branche schneller handeln als bisher. Für mehr Nachhaltigkeit bedarf es vor allem nachhaltiger Information. Die Branche müsste dafür noch enger zusammenarbeiten und die gesamte Wertschöpfungskette im Blick halten und nicht nur die unmittelbar angrenzenden Glieder.

WERBUNG

Kooperation ist immer dann sinnvoll, wenn beide Seiten etwas davon haben. Wenn die PANORAMA BERLIN die SELVEDGE RUN übernimmt, wird etwas Neues entstehen. Das hat Panorama-Chef Jörg Wichmann für seine Veranstaltung nach der unterm Strich auffällig ruhigen Sommer-Ausgabe der Berliner Messen ausgemacht. Generell können Pessimisten daran eine sinkende Attraktivität der Hauptstadt ablesen. Berlin kommt aus der Mode. Auch Messen unterliegen einem Konjunkturverlauf, erleben Aufs und Abs. Aber das ist noch kein Grund, Berlin am Abgrund zu sehen. Und so ist es nur folgerichtig, wenn Wichmann und der Co-Founder der SELVEDGE RUN sich daranmachen, die Messe stärker zu fokussieren, Überflüssiges wegzulassen, aber auch dort Neues zu erschaffen, das perspektivisch Wachstumsräume öffnet. Der Zeitgeist ändert sich und mit ihm die Anforderungen an die Plattformen der Branche. #Reachnextlevel, kündigt Shane Brandenburg, Co-Founder der SELVEDGE RUN, an. Ein Marschruf, der für alle Veranstaltungen in der Hauptstadt gilt. Denn auch die PREMIUM hatte unlängst Veränderungen angekündigt, die die Bedürfnisse der Einkäufer stärker abbilden sollen. Es wird spannend im Januar!

 Kooperieren will auch zalando, und zwar als Digital Native, mit dem stationären Handel. Dabei betont Dr. Carsten Keller, Vice President Direct to Consumer bei zalando, die direkte Ansprache des Einzelnen werde zum Schlüsselfaktor im Handel. Die Berliner beschäftigen nach eigenen Angaben mehr als 2.000 Tech-Experten, die dazu die technologische Entwicklung vorantreiben sollen. zalando durchlebt eine Morphose von einem puren Online-Player zu einer Plattform, die den stationären Handel für ihre Zwecke einbindet. Profitieren sollen beide. Böse Zungen sagen, die Geschäfte würden als flexible Basislager ganz in der Nähe der Kunden herabgestuft. Wird aber das Nutzenversprechen von zalando nicht eingelöst, dürfte das Geschäftsmodell auf Sicht wenig Perspektive eröffnen. Vor allem vor dem Hintergrund der eigenen stationären Gehversuche der Berliner durchläuft auch der digitale Handel einen Wandel, dessen Ende kaum absehbar ist. Diesen Wandel will der Chef der unitex, Gerhard Albrechtvon der anderen Seite der Verkaufswelt im Sinne ihrer Mitglieder aktiv gestalten. Als Erstes müssten seine Händler lernen, Produkte zu verkaufen, die nicht im Laden vorrätig sind. Stichwort: elektronische Regalverlängerung und Online-Handel als Plattformlösung. Im Grunde bieten Albrechtund Dr. Keller das gleiche Lösungsmodell, nur eben mit anderen Vorzeichen. Um Zusammenarbeit geht es auch im Interview mit BOWFOLDERS, wo die junge Maßmodeschneiderin Natascha Kaiser als Franchisenehmerin den Start in die Selbstständigkeit gewagt hat. Das kann sie nur erfolgreich umsetzen, wenn ihre Kooperationsbereitschaft nicht in eine Einbahnstraße führt. Geht es in die falsche Richtung, ist man auf der Überholspur nur schneller am Ende.

WERBUNG

Ihr

Markus Oess