„Wir machen Bock auf Mode“

Store Check

„Mein Wunsch ist, dass die Politik ihren Fokus vermehrt auf die Innenstädte richtet und glasklar erkennt, dass es nur durch neue Konzepte und den Austausch mit allen beteiligten Akteuren möglich sein wird, die Innenstädte als urbane Räume zu erhalten.“ Alexander Werner, Geschäftsführer männersache & frauenzimmer (alle Bilder ©FT)

Autor: Markus Oess

In Krefeld geht es zu männersache & frauenzimmer. Der Laden hat seinen Ursprung in der echten Maßarbeit. Früher schneiderte man überwiegend für die Frauen. Die Maßanfertigung ist immer noch fester Bestandteil des Geschäftsmodells, aber heute verkaufen die beiden Ladeninhaber Wolfgang Schinke und Alexander Werner überwiegend Menswear-Kollektionen – und sie betreiben den ersten BERTONI-Partnerstore in Deutschland.

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Wolfgang Schinke (hinten) und Alexander Werner sind seit 2005 Geschäftspartner.

Früher beherrschten mal die Frauen die Szenerie. Heute dominieren die Männer das Geschäft. Egal wie,„wir machen Bock auf Mode“, sagt Ladeninhaber Wolfgang Schinke. männersache & frauenzimmer hatte in den Anfängen 1993 in Düsseldorf überwiegend Kundinnen. Und viele von ihnen ließen sich ihre Kleider individuell anfertigen. Schinke ist gelernter Schneider. 2005 begann er dann, erste hochwertige DOB-Kollektionen zu verkaufen und auch Dirndl. In dem Jahr stieg auch sein Geschäftspartner Alexander Werner ein. Der Erfolg war da und ein Jahr später folgte der erste Store, damals ebenfalls noch in Düsseldorf. 2008 wurde eine Dependance in Krefeld gegründet. Vier Jahre später gaben die beiden Düsseldorf auf und konzentrierten sich vollends auf das Krefelder Geschäft. Die Maßanfertigung allerdings hatten sie nie aufgegeben und sie macht immer noch 10 bis 15 Prozent vom Umsatz aus. Neben einer weiteren Teilzeitverkäuferin arbeiten hier noch drei Schneiderinnen. Einen Herrenanzug zu schneidern, ist die hohe Kunst – und der Kunde legt schnell auch 2.500 Euro auf den Tresen. Schinke sitzt aber auch 60 bis 70 Stunden an einem Anzug. Dagegen ist ein Maßkleid geradezu billig und ab 400 Euro zu haben. Ansonsten geht es mit mittleren Preislagen los.

 

„BERTONI ist flippig, aber nicht ausgeflippt.“

Hier in der Marktstraße ist der Laden im November 2018 eingezogen. „Hat sich so ergeben“, meint Werner, der für den Verkauf und den betriebswirtschaftlichen Part verantwortlich zeichnet. Heute macht die Menswear gut 70 Prozent vom Umsatz aus. Der Laden ist der erste und noch der einzige BERTONI-Partnerstore in Deutschland. Werner und Schinke beziehen gut 80 Prozent ihrer Menswear von den Dänen. Sie stehen damit für rund 65 Prozent vom Umsatz. Dafür beteiligt sich BERTONI am Risiko und gewährt den beiden Ladeninhabern Sonderkonditionen. Man habe mit überschaubaren Mengen angefangen, sagt Schinke, aber inzwischen sei die Zusammenarbeit sehr eng geworden. „BERTONI lief von Anfang an sehr gut“, sagt Werner. „BERTONI ist flippig, aber nicht ausgeflippt. Wir haben mit dem Partnerstore-Modell mehr Zeit, uns um Add-ons zu kümmern, die unser Sortiment abrunden, mit BERTONI sind wir meist schnell durch“, ergänzt Schinke. Im Gegenzug kann Mitinhaber Mike Alsdorf auch unter Echtbedingungen einiges testen und hat die Möglichkeit, die komplette BERTONI-Welt zu zeigen. Etwa 35 Prozent des BERTONI-Sortimentes kann Alsdorf bestücken, die restlichen 65 Prozent sind Sache der beiden Ladeninhaber.

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Ergänzend führt männersache & frauenzimmer auf einer Verkaufsfläche von gut 150 Quadratmetern weitere Marken: BALDESSARINI, KARL LAGERFELD, The Pure von Barbara Schwarzer, R2 Amsterdam, SAINT JACQUES und WILVORST beziehungsweise CORPUS LINE. Dazu kommt noch die Manufaktur im ersten Stock, in der die Maßteile gefertigt und Änderungen vorgenommen werden. Die zwei leisten sich den Luxus, montags geschlossen zu bleiben, und auch sonst sind die Öffnungszeiten überschaubar: Dienstag bis Freitag 10 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 18 Uhr. Aber natürlich hält der Kunde auch mal die Zeit an, etwa wenn Anprobe für die Maßteile ist. „Ab 20 Uhr kommt aber das Pizza-Taxi noch auf die Rechnung“, schmunzelt Schinke. Und die Zielgruppe des Ladens? Wie würde Werner die beschreiben? „Gar nicht“, erwidert er. „Es kommen modisch interessierte Menschen. Wie alt sie sind und welchen Beruf sie haben, interessiert uns nicht.“