Alte weiße Männer

Markus Oess ©FT

Der US-Präsident Donald Trump bedient so ziemlich jedes Klischee, das wir von alten weißen US-amerikanischen Männern seines Schlages haben. Frauenfeindlich, rassistisch, auf den eigenen Vorteil bedacht und mit stark eingeschränktem Planungshorizont – und er nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau, offen gesagt, er ist ein notorischer Lügner. Laut Duden bedeutet das Wort unschöpferische Nachbildung, Abklatsch, oder wir verwenden es für eine eingefahrene, überkommene Vorstellung. Dumm nur, dass wir beim mächtigsten Mann der Welt von Tatsachen sprechen und nicht von Klischees. Doch wie ist das mit China? Das Land hat viele Gesichter und die Angst geht um, dass die Volksrepublik sämtliches Wissen auf der Erde aufsaugt und die freie Welt unterjocht. Andererseits lockt ein Riesenmarkt und noch immer produziert das Land Konsumgüter für die Länder, die die Unterjochung fürchten. Dass die eigene Bevölkerung unterdrückt und Menschenrechte vorsichtig ausgedrückt missachtet werden, ist für die westliche Welt unbestritten. Das tun übrigens auch Länder, die gemeinhin auf der politischen oder wirtschaftlichen Weltbühne sogar als deren engste Verbündete betrachtet werden. Das macht das Unrecht nicht besser, hebt es nicht auf, aber es relativiert das Unrechtsbewusstsein der sogenannten freien Welt. Trump meint, China zu Veränderungen drängen zu können, vergisst aber offensichtlich, dass die Zölle von der heimischen Wirtschaft und letztlich von der eigenen Bevölkerung bezahlt werden müssen, denn ein ganz großer Teil der Bekleidung in den USA stammt aus China.

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Wir haben diesmal verschiedene Aspekte der Volksrepublik beleuchtet, wo das Reich der Mitte steht, wie sich die Messe CHIC in Shanghai für die Menswear positioniert und welche Perspektiven sich für eine internationale Brand wie HUGO BOSS und einen weit weniger bekannten, mittelständischen Produktspezialisten wie C. Brühl ergeben. Die Umsatzgröße ist nicht der entscheidende Faktor, sondern die Fähigkeit, sich den dortigen Gegebenheiten anzupassen und Partner zu finden. Flexibilität ist sowieso nicht das Schlechteste. Gute Firmen erkennen, wann sich der Markt ändert, gehen mit der Zeit und nutzen den Wandel proaktiv, auch um neue Bedürfnisse zu wecken. So auch die drei Top-Denim-Stores, die wir Ihnen diesmal vorstellen, so auch der Krefelder Laden männersache & frauenzimmer, der sich von einem Maßatelier für Frauen zu einem klassischen DOB-Laden entwickelt hat und heute immer noch Maßkonfektion anbietet, inzwischen aber überwiegend Menswear verkauft und der erste Partnerstore des Skandi-Labels BERTONI im Land ist.

Und wenn wir schon bei Klischees sind: Wir haben die 20-jährige Amber aus Namibia gefragt, was sie von den Kleidungsgewohnheiten der Deutschen hält und welche Erfahrungen sie auf ihren Reisen gemacht hat. Ihr ist aufgefallen, dass die Deutschen doch mehr auf Kleidung achten als unterstellt, modischer eben als das Klischee des geschmacklosen Krauts eben. Dafür haben wir uns bei unserem monatlichen Musiktipp mit Joy Williams, Lula Wiles und Our Native Daughters ganz auf die USA eingelassen. Das dann aber doch ganz anders als die alten weißen Männer. Erstens sind es Frauen, zweitens bunt und drittens sind sie einfach gut. Hören Sie mal rein!

Ihr

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Markus Oess