Äthiopien und Südafrika ziehen an

Markt

Kapstadt: Zentrum für nachhaltige Mode made in South Africa ©Pixabay
Autorin: Nina Peter

„Ich komme in ein verändertes Land – ein Land im Aufbruch“, bekräftigte Frank-Walter Steinmeier bei seinem Besuch in Äthiopien Anfang des Jahres. Während Südafrika als wichtigster Investitionspartner Deutschlands gilt, rückt der Binnenstaat in der Rangfolge nach oben.

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Äthiopien lockt mit 105 Millionen Einwohnern, geringen Arbeitslöhnen, günstigem Strom, Hydroenergie und wachsenden Industrieanlagen. Gerade im Bereich der Textilproduktion ist das europäische Interesse laut McKinsey (East Africa: The next hub for apparel sourcing?, 2015) insbesondere an Äthiopien gewachsen. Die örtlichen Regierungen unterstützen diese Entwicklung. In den Augen der Unternehmensberatung liegt der Erfolgsschlüssel für den Produktionsstandort Äthiopien darin, dass alle Beteiligten Hand in Hand an strategisch langfristigen und nachhaltigen Maßnahmen arbeiten. Gemeinsam müssen die wirtschaftlichen und örtlichen Bedingungen optimiert werden: lokale Unternehmen gestärkt, Einrichtungen und Leistungen verbessert und in den Bereichen Bildung und Management zugelegt werden. Dazu aufgerufen sind sowohl Regierung und Lieferanten als auch Einkäufer. Ein wesentlicher, übergeordneter Aspekt sind soziale und ökologische Richtlinien – Nachhaltigkeit und umweltschonendes sowie soziales Agieren gelten als Grundvoraussetzungen.

Nicht unwesentlich ist die von McKinsey angeführte These, dass Äthiopien das Potenzial hat, eine essenzielle Quelle für Rohstoffe zu werden – 3,2 Millionen Hektar Land, von welchem lediglich 7 Prozent genutzt werden, und für den Baumwollanbau geeignete klimatische Bedingungen. Auch im Agrarsektor gibt es fundierten Optimierungsbedarf, um in der Baumwollproduktion Vorlaufzeiten zu verkürzen, Qualität sicherzustellen und Böden effizienter zu nutzen.

Europas Interesse insbesondere an Äthiopien im Bereich der Textilproduktion wächst.

Nicht uninteressant ist auch der aktuelle politische Kurs Äthiopiens. Premierminister Abiy Ahmed Ali will das Land mit seinem konzentrierten Reformbestreben vorantreiben und die inländische Korruption (ein wichtiges Thema in Subsahara) bekämpfen. Er zeigt sich dazu sehr motiviert, da er den langsam schwindenden Hoffnungen auf eine wirtschaftliche und soziale Verbesserung seiner Wähler gerecht werden muss. 

Mode auf dem Weg zur globalen Anerkennung

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Auch in Südafrika hat die neue Regierung die Bekämpfung der Korruption recht weit oben auf die Agenda gesetzt. Regierungschef Cyril Ramaphosa wurde im Mai dieses Jahres wiedergewählt – auch sein Kurs zielt klar in Richtung Wirtschaftswachstum. Die EU – allen voran auch Deutschland – pflegt eine intensive Handelspartnerschaft mit Südafrika. Auch im Bereich der Bekleidung ist diese Allianz nicht unerheblich; denn die Ausgaben für Mode in Südafrika steigen – der Umsatz von aktuell rund 400 Millionen Euro wächst laut Statista bis 2023 jährlich durchschnittlich um 16,1 Prozent. Die Tendenz bleibt steigend – auch in Zeiten von schwächerer Konjunktur. Die ortsansässigen Modeanbieter sehen sich zunehmend der Konkurrenz internationaler Modeketten ausgesetzt. Individualität steuert dagegen – es gibt durchaus einen Markt für hochwertige, mittelpreisige Kollektionen aus Europa. In den 1990er-Jahren ist die Textilproduktion in Südafrika eingebrochen – chinesische Billigproduktionen überschwemmten das Land.

Initiativen – wie die Vereinigung des Cape Town Fashion Councils – leisten daher wichtige Pionierarbeit im Sinne einer neuen südafrikanischen Modephilosophie, die sich nicht mit Billigwaren und ‑produktionen identifiziert. Ganz im Gegenteil! Hohe Qualität und eine transparente, nachhaltige Fertigung – dafür stehen Stoffe und Mode made in South Africa.

Der Branchenverband repräsentiert rund 300 Designer aus der Nation und stärkt nicht nur die eigene südafrikanische Designszene und Modeindustrie sowie deren Wiederaufbau, sondern unterstützt auch konsequent transparente, nachhaltige und ethisch wertvolle Herstellungs- und Arbeitsweisen. Der Branchenverband will nicht nur neue Arbeitsplätze in der lokalen Textilindustrie schaffen, sondern setzt sich auch für eine globale Anerkennung südafrikanischer Mode ein, die ein wachsendes Interesse internationaler Einkäufer nach sich ziehen soll.