Cotton made in Germany?

Landwirtschaft

Das Maibom-Team hinter dem Webstuhl. alle Bilder ©Maibom
Autor: Andreas Grüter

Muss es immer Baumwolle aus den USA, Australien, Indien oder Pakistan sein? Diese Frage stellte sich der Hamminkelner Lieferant für Baumwolloberstoffe MAIBOM und erforscht aktuell die Möglichkeiten des heimischen Baumwollanbaus. Fashion Today unterhielt sich über Chancen und Möglichkeiten mit dem Projektverantwortlichen Fabian Maibom.

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„Weder die Großen noch die Kleinen waren bereit, uns zu beliefern.” Fabian Maibom

FT: Ein Baumwollfeld am Niederrhein. Wie kommt man auf so eine Idee?
Fabian Maibom: „Wir haben eine stetig steigende Nachfrage nach Biobaumwolle zu verzeichnen und dabei festgestellt, wie schwierig es für uns zunehmend ist, die Nachhaltigkeit in der Kette zu garantieren. Man muss sich komplett auf den Produzenten verlassen. Warum also nicht einfach mal ausprobieren, ob Baumwolle nicht auch in unseren Breitengraden angebaut werden kann? Das hat meines Wissens in Deutschland noch nie jemand gemacht. Wir haben dann Anfang 2019 versucht, an Saatgut zu kommen, und stießen schon auf die erste Hürde.“

Inwiefern?
„Die Unternehmen haben alle lange an ihren jeweiligen Züchtungen gearbeitet und geben die ungern oder nur zu einem hohen Preis aus der Hand. Wir haben so ziemlich überall angeklopft, um an das halbe Kilo Samen zu kommen, mit dem wir starten wollten, aber weder die Großen noch die Kleinen waren bereit, uns zu beliefern. Im Endeffekt hatten wir dann doch Glück und haben einen Sack aus Pakistan bekommen.“

Baumwolle aus Hamminkeln. Die ersten Pflanzen wachsen gut.

Und wie ist das bisherige Ergebnis?
„Wir haben hier aktuell in Blumenkästen auf der Fensterbank ausgesät und es ist erstaunlich, wie gut sich die Pflanzen gemacht haben und wie rasant das Wachstum ist. Damit hatten wir eigentlich gar nicht gerechnet.“

Für 2020 planen Sie jetzt einen umfangreicheren Feldversuch …
„Das hat sich eher durch Zufall ergeben. Ich erzählte einem Bekannten, einem Biobauern, von einer geplanten Reise nach Australien, wo wir uns den Baumwollanbau anschauen wollen, um zu lernen, worauf man dabei achten muss, und um der Frage nachzugehen, ob Baumwolle nicht grundsätzlich rein biologisch angebaut werden kann. Seine Reaktion: ‚Bio? Kann ich auch! Lass uns das doch zusammen probieren.‘ So kam dann eins zum anderen. Im kommenden Februar bekommen wir Saatgut für einen halben Hektar Land und mal schauen, wie weit wir kommen.“

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Welche Faktoren gilt es zu beachten?
„Der Anbau hier steht und fällt wahrscheinlich eher mit der Temperatur denn mit dem Niederschlag. Baumwolle braucht Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad, um gut gedeihen zu können. Wir werden also zu verschiedenen Zeiten aussäen, um die für mitteleuropäische Verhältnisse perfekte Saison zu erforschen, und dabei natürlich auch Pflanzen im Gewächshaus aufziehen, um sie später aufs Feld zu bringen. Es gibt viel zu testen.“

Sind biologisch korrekte Made-in-Germany-Baumwollprodukte vom Anbau bis zum fertigen Style also zukünftig realistisch?
„Das wäre natürlich optimal. Ob das jedoch zu 100 Prozent gelingt, es vielleicht auf eine Mischung hinausläuft oder wir aufgrund der klimatischen Verhältnisse komplett scheitern, bleibt abzuwarten. Wir sind jedenfalls ganz guter Dinge.“

Dann wünschen wir viel Erfolg!