Jenseits der Massenware

Storecheck

Seit mehr als 40 Jahren erfolgreich am Markt: LA CREOLE in Bonn. Alle Bilder ©LA CREOLE
Autorin: Cordelia Albert

Nachhaltige Mode für Individualistinnen

Grüne und nachhaltige Mode liegt im Trend. Doch der Bereich ist keine Erfindung heutiger Tage. Seit mehr als 40 Jahren verkauft man beispielsweise bei LA CREOLE in Bonn faire und ökologische Mode. Wir haben mit Katja Schetting, Inhaberin in zweiter Generation, über Kundenbindung und die Veränderung des Segments gesprochen.

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Natürlich, es ist eine sinnvolle Idee, Mehrwegbeutel statt Plastiktüten zu verwenden – doch neu ist sie nicht und schon gar keine Erfindung heutiger Tage. „Jute statt Plastik“ hieß es bereits vor rund 40 Jahren, damals, als im Jahr 1976 Hanna Schetting ihren Laden LA CREOLE in der Nähe zur Bonner Universität gründete. Inzwischen führt ihre Tochter Katja das Geschäft mit „nachhaltiger Mode für Individualistinnen“ und das Einsparen von Plastik und das Nachdenken über ökologische Verträglichkeit sind heute wichtiger denn je. „Doch auch, wenn es gerne so präsentiert wird und viele denken, dass die jungen Menschen heute etwas losgetreten haben, Nachhaltigkeit und der Fair-Fashion-Gedanke sind kein neues Marketing-Konzept. All das gibt es schon seit den 1970er-Jahren und jetzt ist es wieder in“, gibt die Inhaberin im Gespräch zu bedenken. Sie kennt den Markt und weiß, wovon sie spricht, schließlich ist sie groß geworden im Geschäft ihrer Mutter, die damals mit Ware anfing, die sie auf ihren Reisen zum Beispiel nach Indien oder Indonesien von Kooperativen oder kleinen Familienbetrieben importierte.

Die Gründerin Hanna Schetting (l.) und ihre Tochter Katja, die heute das Geschäft führt

Wie findet es Katja Schetting, dass es immer mehr nachhaltige Mode gibt? „Ökologische und faire Produkte sind aktuell in aller Munde und das Angebot wird dadurch größer, was gut ist. Aber für uns spielt das keine entscheidende Rolle, da auch viel Streetwear und Denim darunter sind – und leider wird auch viel Greenwashing betrieben. Deshalb ordern wir auf der INNATEX, der internationalen Fachmesse für nachhaltige Textilien. Dort kaufen wir die kleinen deutschen und europäischen Designer- und Fair-Fashion-Labels, die wir im Programm haben.“ Als Problem sieht Katja Schetting die vielen Zertifizierungen in diesem Bereich an. „Kaum ein Verbraucher blickt da wirklich durch“, hat sie beobachtet. Außerdem kostet die Vergabe oft Geld, das besonders kleinere Firmen nicht hätten. „Dennoch bieten wir viele nach GOTS (Global Organic Textile Standard = ein Label, welches sowohl die ökologische als auch die faire Herstellung erfasst) zertifizierte Kleidungsstücke an. Außerdem setzen wir auf persönliche Beziehungen zu den Herstellern, mit denen wir teilweise schon über 20 Jahre zusammenarbeiten. Dann ist eine Zertifizierung kein Muss, denn wir kennen sie und ihre Ware.“ Wie zu den Lieferanten ist auch zu den Kundinnen über die Jahre ein enges Verhältnis gewachsen. Viele kaufen seit der Gründungszeit in dem Fachgeschäft und sind bis heute treue Stammkundinnen. Doch auch neue Gesichter finden zunehmend in den Laden, auch wegen der Lage: „Die Friedrichstraße hier in Bonn ist mit ihrem wertigen und ausgesuchten Umfeld ein bisschen so etwas wie eine Nachhaltigkeitsstraße.“ Jüngere Frauen kämen beispielsweise oft nach der Geburt des ersten Kindes. „Als Mütter entwickeln sie viel mehr Bewusstsein für die Produkte, es werden Bio-Lebensmittel gekauft und auch die Bekleidung wird hinterfragt. Ebenso geben Freundinnen heute bei Gesprächen über Nachhaltigkeit den Tipp, bei uns einzukaufen.“

Qualität gefragt

LA CREOLE hat rund 20 verschiedene Bekleidungslabels im Programm, eine große Bandbreite an Schnitten und Farben ist der Händlerin wichtig. Dazu kommen Accessoires, wie Schals, Taschen, Tücher, Stulpen, Hausschuhe sowie Schmuck, der meist individuell als Einzelstück von Bonner Künstlerinnen gefertigt wurde. Auch nachhaltig produzierte Strumpfhosen aus recyceltem Polyester kann man kaufen. Für deren Produktion werden sogar ausgemusterte Modelle im Geschäft gesammelt. Auch gibt es farbenfrohe Taschen aus recycelten Lederresten oder im Sommer Kleidung aus umgearbeiteten indischen Seidensaris. „Unser Angebot ist modisch, aber nicht nur für eine Saison konzipiert. Unsere Ware kann länger getragen werden, Qualität ist gefragt.“ Natürlich hat die ihren Preis. Eine Hose kostet im Durchschnitt rund 100 Euro, ein Shirt aus Bio-Baumwolle etwa 30 Euro. Die Produkte sind im gehobeneren Preissegment zu finden, sie sind wertig, aber nicht extrem hochpreisig. „Unsere typischen Kundinnen sind nicht mehr ganz so jung. Sie haben ihren eigenen Stil gefunden und wissen, was ihnen steht. Da kauft man auch einen Pullover für 100 Euro als eine langfristige Investition“, ergänzt Katja Schetting.

 

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Aktionen zur Kundenbindung

Den Kunden wird bei LA CREOLE viel geboten. Im September gibt es immer den Aufruf „In gute Hände abzugeben“. Dabei handelt es sich um eine Secondhand-Aktion, die in diesem Jahr bereits zum siebten Mal im Rahmen der Fairen Woche durchgeführt wurde. Jede Kundin kann bis zu fünf gut erhaltene und gereinigte Kleidungsstücke, die sie mal im Laden erworben hat, vorbeibringen. Diese werden als Secondhand zum Verkauf angeboten und der Erlös dann komplett in Form eines Gutscheins an die Kundin zurückgegeben. „Bei der diesjährigen Aktion hatten wir über 200 Teile im Angebot. Aber auch hier ist uns Fairness wichtig. Die Ware wird nicht verramscht, sondern zu einem Viertel bis einem Drittel des Originalpreises verkauft.“ Ein weiteres Highlight war die Beteiligung an der „Rundum Fair“, einem fairen Frühstück nebst der Präsentation einer kleinen Auswahl an ökofairer Mode auf dem Bonner Münsterplatz, auch im Rahmen der Fairen Woche.

Modenschau in Bonn

Und es gab erstmalig in diesem Jahr zum verkaufsoffenen Sonntag im Oktober auch eine eigene Modenschau, bei der ebenfalls auf Individualität gesetzt wurde: Statt von professionellen Models wurden die Outfits von den eigenen Kundinnen vorgeführt. „Das ist doch viel authentischer, wenn diejenigen die Mode tragen, für die sie auch gemacht ist. So sieht man, wie die Sachen sitzen. Denn wer hat in der Realität schon Modelmaße?“, fragt die Fachfrau.

Die Kundinnen jedenfalls haben gerne mitgemacht. Man kennt sich eben, denn auch die meisten Mitarbeiterinnen sind schon jahrelang im Team. „Wir haben eine Kollegin, die ist auch Farb- und Stilberaterin und kann gleich sehen, was einem stehen würde. Aber, und das ist mir sehr wichtig, bei uns wird nur beraten, wer das auch möchte. Wer einfach nur schauen will, der kann das in Ruhe tun. Sie können auch zehnmal gucken kommen und wieder gehen und vielleicht kaufen Sie dann etwas beim elften Besuch“, sagt Katja Schetting und verabschiedet sich mit einer Prognose für die Zukunft: „Ich glaube, dass die Nachhaltigkeit weiter ins Bewusstsein der Verbraucher rückt, und dann wird es zukünftig ein noch größeres Angebot geben.“

LA CREOLE, Bonn
Nachhaltige Mode für Individualistinnen
Bekleidung, Accessoires, Schmuck
Gegründet 1976
200 Quadratmeter mit 140 Quadratmeter Verkaufsfläche
www.lacreole.de