„Nachhaltigkeit ist der neue Luxus“

Goldtauchen

Absolut luxuriös: Jeder Nugget, den Gisa Golpira in ihrem Schmuck verarbeitet, ist handgetaucht und damit komplett nachhaltig und einzigartig. ©GOLPIRA
Autorin: Katja Vaders

Da ist sich zumindest Schmuckdesignerin Gisa Golpira sicher. Sie muss es wissen, denn die handgetauchten Goldnuggets, die sie in ihren einzigartigen Schmuckstücken verarbeitet, stehen für Nachhaltigkeit und Luxus zugleich.

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Die in Düsseldorf lebende Designerin ist mit dem Thema Gold schon seit frühester Kindheit eng verbunden: Als Gisa Golpira vier Jahre alt ist, verliebt sich ihre Mutter in einen deutschen Goldgräber, dem sie kurzerhand mit ihrer Tochter in den peruanischen Dschungel folgt. Trotz der harten Lebensumstände erinnert sich Gisa Golpira gern an ihre Kindheit im Goldgräbercamp. „Für mich war der Urwald ein großer Spielplatz.“Als sie ins schulpflichtige Alter kommt, beschließen ihre Eltern, dass sie in Deutschland besser aufgehoben ist, und sie kehrt nach Meerbusch bei Düsseldorf zurück, um dort bei ihrem Vater zu leben.

Nach dem Abitur zieht es sie aber wieder in die weite Welt. Sie lebt und arbeitet einige Jahre in Südostasien und Australien als Tauchlehrerin und Model und lernt die Modewelt kennen und lieben. Irgendwann entschließt Gisa Golpira sich, Modemanagement an der Fachhochschule Mönchengladbach zu studieren, um danach als Einkäuferin nach Berlin zu gehen. „Doch eines Tages stellte ich fest, dass dieses Leben gar nichts für mich ist. Ich wollte wieder frei sein!“,erzählt sie. Sie kündigt den Job und arbeitet zunächst als Kellnerin und Model, bis ihre Mutter sie auf die Idee bringt, mit dem Designen von Schmuck zu beginnen. „Ich trage bereits seit Kindertagen den ersten Nugget, den meine Mutter jemals gefunden hat, an einer Kette. Darauf haben mich schon viele Leute angesprochen“,so Golpira. Warum also nicht die Profession der Mutter nutzen und sich als Schmuckdesignerin selbstständig machen?

Es ist das Jahr 2013, seinerzeit wird das Thema Nachhaltigkeit in der deutschen Modeindustrie noch sehr zögerlich behandelt. Für Gisa Golpira hingegen ist eine nachhaltige Wertschöpfungskette von Beginn an Grundpfeiler ihres Unternehmens.

Inzwischen hat sich viel geändert, Nachhaltigkeit ist ein Thema, an dem kein Modeunternehmen mehr vorbeikommt – vor allem nicht das Premium-Segment. Aber welchen Zertifizierungen kann man wirklich trauen? Eins ist sicher: Echte Eco Fashion ist nicht nur hip, sondern hat ihren Preis.

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„Daher bedeutet Luxus, eine bewusste Entscheidung für Qualität und langlebige Produkte zu fällen, weniger zu kaufen und die Dinge nicht gleich wegzuschmeißen. Es ist sicherlich eine Herausforderung für das Luxussegment, nachhaltig zu sein. Viele Unternehmen sind noch nicht wirklich umgestiegen, einige große Konzerne betreiben Greenwashing. Der Wandel gerade bei großen Marken dauert“,so Gisa Golpira. „Aber nur die Unternehmen, die den nachhaltigen Weg einschlagen, werden in Zukunft erfolgreich sein“.Viele junge Konsumenten seien gut informiert, Nachhaltigkeit ist längst von einem Trend zu einer Haltung geworden. „Es geht den Leuten darum, sich zu positionieren, mit Nachhaltigkeit einen Lifestyle und Werte zu transportieren. Das entspricht meiner Definition von Luxus: weg von Verschwendung und dem Wunsch, ständig etwas Neues zu brauchen.“


Gisa Golpiras Eltern leben derzeit noch als Goldtaucher in Papua-Neuguinea und liefern ihr die wertvollen Unikate, aus denen sie ihre Kettenanhänger, Ringe und Armbänder fertigt. Wenn sie eventuell bald in Rente gehen, hat sie aber schon neue Quellen für Goldnuggets aufgetan, die genauso verantwortungsvoll arbeiten, wie sie es gewohnt ist. Ihr Schmuck hat allerdings noch andere Bestandteile und um wirklich nachhaltig zu produzieren, braucht sie einen transparenten Produktionsweg bis hin zur Herkunft jedes Rohstoffes inklusive der nachhaltigen Verpackung.

Kein Problem für die Designerin: Das komplett nachhaltige Feingold, das sie verarbeitet, wird beispielsweise in Finnland gefördert, GOLPIRA-Ketten werden maschinell hergestellt, sind aber zertifiziert für Fair Trade, garantiert ohne Chemie und Kinderarbeit. Zudem bezieht sie ebenfalls zertifiziertes Gold aus Argentinien, Bolivien oder Brasilien, aus Minen, in denen die Arbeiter eine gute Bezahlung bekommen und auf Umweltstandards geachtet wird. „Schmuck ist ein Symbol, zum Beispiel für Liebe. Unvorstellbar, dass daran Blut klebt, wie es in der konventionellen Goldförderung meist der Fall ist“,sagt sie. Zudem sei Echtschmuck ein langlebiges und daher auch nachhaltiges Produkt, das von Generation zu Generation weitergegeben werde. Und ein Unikat: „Jeder Nugget ist ein von der Natur geformtes Objekt, hat viele Abenteuer erlebt und ist Millionen von Jahren durch Flüsse gewandert.“Ein Hauch von Abenteuer: Vielleicht sind deshalb gerade die Nuggets so beliebt bei Männern. Zudem transportieren sie Individualität. „Sich von der Masse abzuheben, ist auch Luxus“,ist sich Gisa Golpira sicher.

Um der Natur etwas zurückzugeben, engagiert sie sich mit ihrem eigenen Charity-Projekt, das sie im letzten Jahr ins Leben rief, als die verheerenden Brände im Amazonasgebiet begannen: Den kompletten Erlös ihrer Save-the-Rainforest-Kollektion spendet Golpira an Rettet den Regenwald e.V. –eine sehr großzügige Geste, wenn man bedenkt, dass auch diese aus nachhaltigem 18-karätigen Gold und kleinen Diamanten besteht. „Ich musste einfach etwas tun, so, wie jeder Einzelne von uns es in der Hand hat, den nachfolgenden Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.“