Die ergraute Zielgruppe

Best Ager

Best Ager werden zunehmend von der Industrie umworben. ©Freepik Pro
Autor: Maximilian Fuchs

Diversität auf dem Vormarsch

Die Zielgruppe der „Best Ager“ bleibt ein Trendthema im Marketing. Diversität in all ihren Formen treibt die Entwicklung weiter und die Kommunikationsstrategen in den Unternehmen stellen sich auf diese spezielle Zielgruppe ein. Sie ist äußerst attraktiv, da die Generation 50 plus eine hohe Kaufkraft und Konsumfreudigkeit mitbringt. Doch es gilt aufzupassen: Ein 55-jähriger dynamischer Mann ist anders ansprechbar als ein Herr um die 70 Jahre im gehobenen Alter. Ein spannendes Feld und die Frage: Wie geht die Industrie mit dem Thema um und auf welche Kanäle sollte in der Kundenkommunikation gesetzt werden?

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Wiedererkennung und Imperfektion statt Classic Beauty

Früher galt ein Leitsatz: Soll ein Produkt oder eine Marke bei der Klientel Begehrlichkeit hervorrufen, dann müssen Model oder Markenbotschafter der gesellschaftlich konformen Auffassung von optischer Perfektion nahe sein. Doch diese Zeiten sind vorbei; heute geht es in der Vielschichtigkeit um die stolze Darstellung von Individualität. So hat sich der Werbemarkt, gerade in den letzten Jahren, auf die neuen Gegebenheiten eingestellt und setzt auffällig vermehrt auf Charakter und Wiedererkennung als auf klassisches Schönheitsideal. Das bestätigt auch Michelle Hoffmann, Key Account Manager bei der Agentur the-models in Bielefeld: „Ich arbeite nun seit knapp dreieinhalb Jahren als Model Booker in dieser Agentur und kann sagen, dass sich die Nachfrage in den letzten zwei Jahren stark verändert hat. Zu Beginn meiner Arbeit lag der Fokus stark auf den ,üblichen‘ Models im Alter von Anfang bis Mitte 20, sportlich und eben mit makellosem Gesicht. Mitte 2018 hat es damit angefangen, dass größere Unternehmen, die Kampagnen für kommerzielle Zwecke produzierten, keine perfekten Models mehr wollten. Curvy Models und Best Ager sind immer beliebter geworden, was für uns anfangs eine größere Herausforderung war, da wir noch nicht passend aufgestellt waren. Im April 2018 haben wir einen unserer damals erfolgreichsten Aufträge abgeschlossen und zwei männliche Best Ager Models an das niederländische Unternehmen RITUALS vermittelt. In der Zwischenzeit haben Best Ager nicht nur im kommerziellen, sondern auch im High-Fashion-Segment ihren Platz gefunden. Ich persönlich finde den Wandel in der Industrie sehr gut und denke, dass der Trend noch weiter in Richtung Best Ager, Curvy und auch Edgy (ausgefallene Models) gehen wird.“

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Ein Blick in die Sedcards: Best-Ager-Herren der Agentur the-models, Bielefeld ©the-models

Silver Surfer auf dem Vormarsch

Senioren und Smartphones waren über eine lange Zeit, sagen wir, nicht immer die unkomplizierteste Kombination. Doch auch dies ist ein überholtes Bild, schaut man sich aktuelle Erhebungen an. So hat jüngst emporia, ein österreichischer Smartphone-Hersteller, im Rahmen seiner jährlichen Seniorenstudie „Smart im Alltag“ mehr als 1.100 Smartphone-Besitzer ab 65 Jahren in der DACH-Region befragt. Das Ergebnis: Das Smartphone ist aus den Köpfen der Senioren nicht mehr wegzudenken und auch ein aktives Instrument gegen Vereinsamung im Alter. Die Studie zeigt, dass nur noch ein Fünftel der Best Ager das Smartphone vorwiegend zum Telefonieren nutzt. 83 Prozent geben an, dass der Messaging-Dienst WhatsApp am häufigsten genutzt wird, gefolgt von E-Mails (62 Prozent), Wetter- (61 Prozent) und Navigations-Apps (52 Prozent) und dem Lesen von Online-Medien (46 Prozent). Themen wie Social Media, Online Banking und kontaktloses Bezahlen werden immer wichtiger. Damit sind die Zeiten, in denen man die Zielgruppe 50 plus am besten mit dem Postbrief erreichen konnte, gezählt. Und wenn, dann bitte crossmedial.