China: Frachtschiffe nach Europa ausgebucht

©Dominik Luckmann

Steigende Frachtraten

Dass die chinesischen Exporte im November sprunghaft angestiegen und die Ausfuhren um 21,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegten, macht sich auch im Schiffsverkehr bemerkbar: Europäische Firmen, die Waren in Asien und insbesondere in China einkaufen, haben mit Lieferengpässen und stark wachsenden Frachtraten zu kämpfen. So erreichten bestellte Sendungen den alten Kontinent verspätet, weil Häfen überfüllt und die Containerschiffe auf den Routen in Richtung Westen voll sind. Zudem fehlten zum Teil immer noch Leercontainer, weil die Liefervolumen von Fernost in den Westen derzeit deutlich höher sind als in die andere Richtung. Das teilt die Setlog Holding, ein Anbieter von Supply Chain Management (SCM)-Lösungen, mit.

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Charterschiffe seien kaum mehr zu buchen. Verschärft werde die Lage dadurch, dass den geringeren Kapazitäten zum Teil höhere Abverkaufszahlen und damit größere Warenmengen gegenüberstehen. „Einige Reeder haben jetzt Buchungen für 2020 gestoppt, weil die Schiffe bis Jahresende voll sind. Und sie streichen absichtlich geplante Abfahrten, um die Frachtraten nach oben zu treiben. Insider berichten, dass binnen 13 Wochen 26 Abfahrten in Richtung Europa ausgefallen sind“, heißt es weiter. Die Rede ist von permanent steigenden Kosten und kostspieligen „saisonalen Zuschlägen“ der Reedereien. Mehr als 100 Modemarken, die in in Asien produzieren lassen, nutzen den Angaben zufolge Setlogs SCM-Software OSCA. Eine der großen Reedereien offeriere inzwischen eine Art „Prioritätsservice“ mit einem Aufpreis von rund 1.000 US-Dollar, mit dem sich Unternehmen einen Platz auf einem gewünschten Schiff „erkaufen“ könnten. Allerdings: „Bei 20 Prozent der Buchungen helfen auch die Zuschläge nicht“, sagt Setlog-Vorstand Ralf Düster. Er schätzt, dass insgesamt nur noch 10 Prozent aller alten Verträge eingehalten werden. In der Kalenderwoche 48 kletterte der Shanghai Containerized Freight Index laut Setlog auf fast 3.000 US-Dollar für einen 20-Fuß großen Seefracht-Container. Das entspricht etwa dem Vierfachen des Werts vor sechs Wochen.