Der sustainable Imperativ

KOMMENTAR

Autor: Winfried Rollmann
Mode wird in den Medien immer noch als einer der größten Umweltsünder an den Pranger gestellt. Dies entspricht nicht mehr unbedingt der Realität. Die textile Vorstufe ist dabei, ihre Standards komplett zu hinterfragen. Es werden hier erhebliche Summen investiert, um nachhaltig umzusteuern.

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Vor allem auf der Iberischen Halbinsel erleben wir derzeit einen Paradigmenwechsel. In Skandinavien hat er schon stattgefunden. Die großen Vertikalen haben verstanden, dass ihr Geschäftsmodell von Fast Fashion im Ex-und-hopp-Modus vorbei ist. Eine nachhaltige zirkuläre Prozesskette und ein Ansatz hin zu mehr Qualität und Langlebigkeit der Produkte werden zum neuen Sinnstifter.

Diese Woche war ich als Vertreter der deutschen Textil-Industrie beim Austausch zum Stand der textilen Entwicklung beim Europäischen Meeting der PREMiÈREViSiON in Paris.

Hier wurde ganz klar, dass wir uns in Sachen Nachhaltigkeit nicht schnell genug bewegen können. INDITEX kauft zum Beispiel keine Drucke mehr, die nicht mindestens 30 Prozent nachhaltige Anteile beinhalten (organic oder recycelt). Die Follower werden zwangsläufig nachziehen. Es gibt hier keine Alternative. Bei Anbietern aus Portugal und Spanien ist das für diesen Winter vielfach in den Kollektionen integriert, dies wurde beim Preview der PREMiÈREViSiON diese Woche sichtbar. Andere sind hier deutlich hinterher.

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Die KERING Gruppe – seit Jahren Länder-Vorreiter auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft, sagt: „Als Unternehmen sehen wir die Kreislaufwirtschaft als Chance, eine Industrie aufzubauen, die den Bedürfnissen zukünftiger Generationen genügt, die mit der Natur statt gegen sie arbeitet. Wir nehmen das sehr ernst und haben uns eine Serie ambitionierter Ziele gesteckt. Dazu gehört: keine Zerstörung eigener Produkte mehr, kein Einwegplastik mehr bis 2025, keine Mikrofasern mehr bis 2030, die Verwendung von 100 Prozent erneuerbaren Energien bis 2022 und nur noch die Verwendung von Grundstoffen, die zu 100 Prozent mit den KERING-Standards konform sind (bis 2025).

Der begehrte Innovationspreis der ANDAM (Association Nationale pour le Développement des Arts de la Mode) ging dieses Jahr an das finnische Start-up Spinnova, das mit der gleichnamigen Faser eine chemiefreie Zellulosefaser entwickelt hat. Es ist eine nachhaltige Faser par excellence (geringer Wasserverbrauch, minimaler CO2-Wert, schnell biologisch abbaubar und frei von Mikroplastik.

Große Player haben sich zum Beispiel schon ganze Kontingente von nachhaltigen Fasern über mehrere Jahre gesichert. Die Weichen werden jetzt gestellt! Unsere Branche hat nun die einmalige Chance, ein Stück ihrer Unschuld wiederzufinden und in den Augen der Verbraucher eine sinnhafte Zukunftsperspektive aufzuzeigen. Wir haben es in der Hand, jetzt mutig die Weichen zu stellen – die Fakten liegen klar auf dem Tisch. Wir sollten uns später nicht nachsagen lassen: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.