Quo vadis, Mode?

Kommentar

Nina Peter
Nina Peter ©FT

Autor: Nina Peter

Was inspiriert sie denn nun, unsere Mode von morgen? Bleiben wir dem ewig andauernden Sportswear-Hype auf Lebzeiten verfallen oder schwimmen wir einfach auf der seichten Retrowelle weiterhin gemütlich und einfallslos durch die letzten Jahrzehnte?

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Den letzten großen modischen Umbruch haben wir ja unbestritten der Sportswear zu verdanken – Berufs- und Freizeitkleidung sind seither nicht mehr getrennt und den meisten bis zu diesem Zeitpunkt noch gültigen Stilregeln haben wir den Laufpass gegeben. Funktional, urban und sportiv sind wohl in diesem Zuge die beliebtesten modischen Trendwörter der letzten Jahre geworden. Nach Sports- kam dann auch die Streetwear und mit ihr sogar zuletzt Mode auf die Laufstege, die banaler nicht hätte sein können. In jedem Fall eine Revolution – aber brauchen wir wirklich große Designhäuser, die uns schlecht sitzende Klamotten und Hoodies mit Logos zeigen? Vielleicht mal als eine kleine Abwechslung für zwischendurch, um ein paar letzte Tabus zu brechen, aber auch gleichzeitig deutlich zu machen, dass es jetzt vielleicht wirklich höchste Zeit ist, um sich von diesem Trend zu verabschieden. Also keine zukunftsweisende modische Richtlinie.

Im Gegenteil. Wenn eins auf dem Laufsteg seinen Platz finden sollte, dann ist es eben das, was nicht jeder mittelmäßige Grafiker ohne Modekenntnisse beherrscht, sondern das, was nur die können, die sich mit dem Handwerk und der Materie auskennen. Und davon gibt es noch sehr viele, die sich erneut angespornt fühlen könnten, dieses Talent auch zu zeigen. Mehr alltägliche Straßenlooks und Sportivität wird es daher wohl nicht geben, denn in diesem Bereich haben wir den Zenit eindeutig erreicht. Die positiven Eigenschaften dieser Umwälzung bleiben uns sicherlich langfristig erhalten, aber die Liebe zum Detail und zur kreativen Feinarbeit wird wohl ihre Rückkehr in die Mode finden.

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Und stilistisch? Hier sollten wir uns weltoffen zeigen, denn Europa ist nicht der Trendkontinent der Zukunft. Der Mangel an Jugend- und Subkulturen, den wir in unserer Gesellschaft beklagen, der aber unsere Mode schon so oft kreativ inspiriert hat, lässt den suchenden Blick eindeutig mehr in anderen Ländern und Kontinenten fündig werden. Und in dem, was das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Bekleidungskulturen an Spannung mit sich bringt. Das liegt einfach in der Luft, die wir nur einzuatmen brauchen. Retro brauchen wir dabei nicht mehr, aber den Blick auf die eigene Kultur und Tradition durchaus, denn der Reiz liegt in der Verschmelzung unterschiedlicher Stilrichtungen. Und bei diesem Prozess ist es wie bei allen langfristigen Trends, die sich mühsam ihren meist zehnjährigen Weg in die kommerzielle Mode bahnen – die ersten Versuche sind unbeholfen, manchmal zu konstruiert und zu radikal, die nächsten schon stimmiger, aber immer noch holprig und von Saison zu Saison wächst das homogene Bild eines neuen Stils.