Leben mit 2G

FTbasic

„Mein Wunsch ist, dass die Politik ihren Fokus vermehrt auf die Innenstädte richtet und glasklar erkennt, dass es nur durch neue Konzepte und den Austausch mit allen beteiligten Akteuren möglich sein wird, die Innenstädte als urbane Räume zu erhalten.“ Alexander Werner, Geschäftsführer männersache & frauenzimmer (alle Bilder ©FT)
Autor: Maximilian Fuchs

Interview mit Alexander Werner, Geschäftsführer des Krefelder Stores männersache & frauenzimmer

In unserer neuen Serie „FTbasic“ laden wir kleine und mittelständische Händler zum Gespräch, um über das Geschäft mit der Modern der aktuellen Situation zu sprechen. Dieses Mal waren wir in Krefeld unterwegs und haben uns mit Alexander Werner unterhalten, der als Geschäftsführer mit seinem Partner Werner Schinke den Store männersache & frauenzimmer in der Krefelder Marktstraße betreibt.

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Werner Schinke (hinten) und Alexander Werner sind seit 2005 Geschäftspartner.

FT: Herr Werner, mit großen Schritten neigt sich das zweite Corona-Jahr dem Ende zu, die kürzlich beschlossenen Maßnahmen (2G in Einzelhandel und Co) sorgen für große Verunsicherung bei den Menschen. Welche Auswirkungen befürchten Sie persönlich für das Weihnachtsgeschäft und den Jahresanfang 2022?
Alexander Werner: „Ich persönlich finde 2G gut, weil es uns ein bisschen Sicherheit verschafft – für unsere Kunden, aber auch für die Mitarbeiter hinter der Ladentheke. Dennoch ist es für die Kunden lästig, wenn sie an jedem Ladengeschäft ihre Unterlagen rauskramen und ihre Papiere prüfen lassen müssen. Für die Händler ist es ein Mehraufwand, wenn extra Mitarbeiter dafür abgestellt werden müssen, um die Nachweise zu kontrollieren. Auf der anderen Seite ist es alles ein Lernprozess und gerade arbeiten viele Städte und Gemeinden an komfortablen Lösungen, seien es Bändchen oder, wie wir das hier in Krefeld machen werden, mit Stempeln. Dazu wird es bestimmte Stellen in der Stadt geben, die diese Stempel verteilen dürfen. Hierüber können sich Kunden im Rahmen ihrer Nachweispflicht akkreditieren und entspannt ihren Shoppingausflug genießen. Man muss es den Leuten einfach machen, damit sie überhaupt noch in die Innenstädte kommen.

„Wir hoffen alle auf einen gewissen ,kollektiven Gewöhnungseffekt‘.“

Daneben hoffen wir alle auf einen gewissen ,kollektiven Gewöhnungseffekt‘ und dass sich Kunden nicht von den Maßnahmen abschrecken lassen. In Süddeutschland gilt ja nun schon länger 2G im Einzelhandel. In den ersten zwei Wochen ging es mächtig bergab, dann hat es sich stabilisiert. Ein ähnliches Szenario erhoffen wir uns auch hier für Nordrhein-Westfalen. Insgesamt gehe ich jedoch schon davon aus, nicht zuletzt durch die andauernde Berichterstattung und Diskussion in den Medien, dass der Umsatz im Dezember 2021 deutlich unter dem von 2019 liegen wird. Unter dem von Dezember 2020 kann er ja fast schon nicht mehr liegen, da wir ab dem 15. Dezember 2020 im Lockdown waren.“

Welche Maßnahmen wurden im Rahmen der Pandemiebekämpfung ergriffen, welche Investments (Lüftungsanlage et cetera) wurden getätigt?„Wir haben CO2-Messgeräte sowie Ventilatoren installiert. Daneben auch die alltäglichen Hygienemaßnahmen wie die Bereitstellung von Handdesinfektionsmittel und Ähnliches.“

Was wünschen Sie sich als Einzelhändler von der Politik?
„Mein Wunsch ist, dass die Politik ihren Fokus vermehrt auf die Innenstädte richtet und glasklar erkennt, dass es nur durch neue Konzepte und den Austausch mit allen beteiligten Akteuren möglich sein wird, die Innenstädte als urbane Räume zu erhalten und weiterzuentwickeln. Wenn sich nicht alle Gemeinden, die Händler, Gastronomen und Dienstleister vor Ort intensiv darum kümmern, dann gibt es bald keine Innenstädte mehr. In erster Linie muss die Politik die Leitlinien bereitstellen und standort- und arbeitsmarktpolitisch aktiv werden, um die Innenstädte weiterhin interessant zu gestalten und zu sichern.“

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Einen eigenen Online-Shop haben Sie aktuell (noch) nicht. Welche Gründe hat diese Entscheidung?
„Unsere Kernkompetenz ist das perfekt sitzende Kleidungsstück am Kunden. Jede Figur ist anders und in nahezu 70 Prozent der Verkäufe gehen wir mit der Nadel ran und passen an, damit es wirklich sitzt. Und das Internet ändert nicht – deshalb haben wir uns bewusst gegen Online als Verkaufskanal entschieden, wir nutzen unsere Website zur Kommunikation.“

Auf welchen Fachmessen informieren Sie sich über die neuen Saisons, welche Formate sind besonders wichtig?
„National ist für uns Düsseldorf immer spannend, hier voran die Gallery und SUPREME. International sind für uns die MODEFABRIEK in Amsterdam sehr wichtig sowie die CIFF in Kopenhagen. Sehr gespannt sind wir auch auf die FRANKFURT FASHION WEEK jetzt im Januar.“