Schlummernde Schätze

Circular Fashion

„Ich wüsste nicht, wo.“ „Es ist aufwendig.“ „Ich finde nicht die richtige Größe“ Es gibt Argumente gegen Second Hand Mode ©pixabay

Autor: Markus Oess
Was hält Konsumentinnen und Konsumenten davon ab, ihren Kleiderschrank effizienter und nachhaltiger zu nutzen, und welchen Stellenwert hat Secondhand-Mode? In einer Studie in Zusammenarbeit mit appinio hat der schwedische Secondhand-Online-Shop Sellpy Menschen aus Deutschland zu ihren Gewohnheiten rund ums Thema Secondhand-Mode befragt.

WERBUNG

Unter schreiender Kaufunlust leiden viele Deutsche wohl nicht, wenn es um ihren eigenen Bekleidungsstil geht. Dank Social Media und Internet ist es sowieso kein Problem mehr, sich über die neuesten Trends zu informieren. So gaben in einer Umfrage von appinio unter deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern immerhin 37 Prozent der Befragten an, dass sie mindestens monatlich neue Kleidung kaufen. Andererseits betrachten 73 Prozent der Befragten die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt als wichtig in Bezug auf das Kaufen von Kleidung. Rund 65 Prozent sagen, dass sie künftig weniger neue Kleidung kaufen wollen. Wäre Second Hand die Lösung? Nach Papierlage könnte das tatsächlich der Fall sein. 83 Prozent der Umfrageteilnehmenden sagen immerhin, dass sie Secondhand-Kleidung als eine einfache Möglichkeit sehen, um nachhaltiger zu konsumieren. Dabei ist es allerdings auch hilfreich, bei der Beurteilung dieser Prozentzahl den Absender der Umfrage zu berücksichtigen. Plattformen wie Sellpy oder der bekanntere Kleiderkreisel haben ihre Fans, auch die Luxus-Plattform Vite EnVogue. Doch trotz der augenscheinlichen Bereitschaft, Secondhand zumindest mal zu testen, gibt es auch Gründe, weswegen die Realität immer noch anders aussieht Gründe: Die Antworten, es dann doch nicht zu tun, sind durchaus nachvollziehbar: „Ich wüsste nicht, wo“ (24 Prozent), „Es ist aufwendig, schöne Secondhand-Kleidung zu finden“ (27 Prozent), aber auch „Ich finde nicht die richtige Größe“ (24 Prozent) wurden als Gründe genannt, wenig Secondhand zu kaufen.

Ausmisten würde helfen

Dabei schlummern in deutschen Kleiderschränken wahre Schätze, die gehoben werden wollen. Das Kleid, das seit fünf Jahren immer auf den großen Auftritt wartet, oder das eng geschnittene Hemd, das dann doch etwas zu figurbetont oberhalb der Hüfte eine unschöne Wölbung ausprägt. Jede/Jeder dritte Deutsche hat mehr als zehn ungetragene Kleidungsstücke im Schrank liegen und 63 Prozent der Befragten räumen ein: „Ich habe zu viele Kleidungsstücke, die ich nicht (mehr) trage“. Bei Frauen sind es gar zwei Drittel. Knapp 41 Prozent der Befragten gaben an, dass die passende Gelegenheit fehlen würde, während weitere 41 Prozent meinten, dass die Kleidungsstücke ihnen schlichtweg nicht passten. Also ist Ausmisten angesagt. Gut 60 Prozent der Befragten wollen den eigenen Kleiderschrank öfter aussortieren. 51 Prozent überlassen ihre aussortierten Kleidungsstücke dem Altkleidercontainer, während 35 Prozent ihre Kleidung an gemeinnützige Organisationen spenden. 29 Prozent verkaufen ihre nicht mehr getragenen Kleidungsstücke und geben ihnen auf diesem Weg ein zweites Leben und 14 Prozent der Befragten werfen ihre Kleidung einfach weg.

WERBUNG

Allerdings werden die Entrümpelungspläne dann doch seltener realisiert, denn 61 Prozent der Befragten gaben an, das Entrümpeln ihres Kleiderschrankes schon lange aufzuschieben. Bei Frauen wird häufig das Argument verwendet, die Kleidungsstücke eventuell noch einmal zu tragen (43 Prozent). Ein weiteres Argument ist, dass der Aufwand zu groß sei (Männer 31 Prozent, Frauen 30 Prozent). Fehlende Zeit und ein zu großer Aufwand spielen für alle Befragten eine weitere große Rolle. So gesehen sind Mietmodelle und einfach zu handhabende Secondhand-Plattformen tatsächlich probate Mittel, zumindest könnten Fehlorders einfach zurückgegeben werden (Mietmodell) oder schneller einen neuen Besitzer finden (Secondhand-Plattform).