adidas mit Gewinneinbruch

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Vorstandswechsel

Für Bjørn Gulden, Vorstandsvorsitzender von adidas, wird „2023 ein Übergangsjahr sein, um die Basis für 2024 und 2025 zu legen.“ Gulden erklärt bei Vorlage der Bilanz 2022, der Konzern müsse Lagerbestände abbauen und Rabatte reduzieren. „Im Jahr 2024 können wir dann wieder mit dem Aufbau eines profitablen Geschäfts beginnen. adidas hat alles, um erfolgreich zu sein. Aber wir müssen uns auf den Kern unseres Geschäfts konzentrieren: Produkte, Konsumentinnen und Konsumenten, Einzelhandelspartner sowie Athletinnen und Athleten. Motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine starke adidas Kultur sind die wichtigsten Faktoren, um wieder ein einzigartiges adidas Geschäftsmodell aufzubauen. Ein Geschäftsmodell, das darauf abzielt, unsere Konsumentinnen und Konsumenten sowohl über den Großhandel als auch über unser DTC-Geschäft zu bedienen, das die globale Ausrichtung mit den lokalen Bedürfnissen in Einklang bringt, schnell und agil ist und natürlich immer in Sport und Kultur investiert, um die Glaubwürdigkeit und die Attraktivität unserer Marke weiter auszubauen“, sagt Gulden weiter.

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Im Geschäftsjahr 2022 stieg der währungsbereinigte Umsatz aufgrund von Zuwächsen in allen Marktsegmenten um 1 Prozent, mit Ausnahme von China (-36 Prozent). Nach Vertriebskanälen betrachtet ging es sowohl im Großhandel (+1 Prozent) als auch im eigenen DTC-Geschäft (+2  Prozent) leicht nach oben. Dabei blieb im DTC-Bereich der Umsatz des eigenen Einzelhandels gegenüber dem Vorjahr unverändert, wohingegen der E-Commerce-Umsatz um 4 Prozent zulegte, geholfen hat ein zweistelliges Wachstum in Nordamerika und Lateinamerika. Nach Kategorien betrachtet nahm der Umsatz im Segment Performance im zweistelligen Prozentbereich zu, während in der Kategorie Lifestyle ein Rückgang verzeichnet wurde. Insgesamt legte der Jahresumsatz in Euro um 6 Prozent auf 22,51 Milliarden Euro zu. Die Bruttomarge des Unternehmens ging im Jahr 2022 um 3,4 Prozentpunkte auf 47,3 Prozent zurück. Die Preissteigerungen wurden durch die stark gestiegenen Kosten in der Lieferkette aufgrund höherer Produkt- und Frachtkosten überkompensiert. Auch haben höhere Rabatte, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte, ein ungünstigerer Markt-, Kategorie- und Vertriebskanalmix sowie negative Währungseffekte haben die Entwicklung der Bruttomarge belastet. Einmalkosten in Höhe von 59 Millionen Euro in Zusammenhang mit der Einstellung des Russlandgeschäftes sowie höhere Rückstellungen für zollbezogene Risiken wirkten sich ebenfalls negativ auf die Bruttomarge aus. Auch die Marketing- und Point-of-Sale-Aufwendungen stiegen um 8 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro.

Infolge des Rückgangs der Bruttomarge und des Anstiegs der sonstigen betrieblichen Aufwendungen sowie der Einmalkosten in Höhe von 312 Millionen Euro brach das Betriebsergebnis im Geschäftsjahr 2022 um 66 Prozent auf 669 Millionen Euro ein. Die Finanzerträge haben sich auf 39 Millionen Euro verdoppelt, allerdings auch die Finanzaufwendungen (+110 Prozent) auf 320 Millionen Euro. Hauptgründe hierfür waren höhere Zinsen und Währungseffekte. Das Finanzergebnis des Unternehmens rutschte damit auf -281 Millionen Euro (2021: -133 Millionen Euro). Der Gewinn aus fortgeführten Geschäftsbereichen fiel 2022 gar um 83 Prozent auf 254 Millionen Euro (2021: 1,49 Milliarden Euro). Vorstand und Aufsichtsrat schlagen nun eine Dividendenzahlung in Höhe von 0,70  Euro je Aktie vor.

Der Umsatz ging im vierten Quartal auf währungsbereinigter Basis um 1 Prozent zurück. Diese Entwicklung spiegelt die negativen Auswirkungen in Höhe von rund 600 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Entscheidung, die Yeezy Partnerschaft zu beenden, wider. Zudem belasteten ein starker Umsatzrückgang in China (-50 Prozent) aufgrund des herausfordernden Marktumfelds, „unternehmensspezifischer Herausforderungen“ sowie signifikanter Lagerbestandsrücknahmen die Umsatzentwicklung des Unternehmens. Gleichzeitig legte der Umsatz in Lateinamerika (+47 Prozent), in Asien-Pazifik (+16 Prozent) und in EMEA (+12 Prozent) spürbar zu. In Nordamerika stieg der Umsatz auf währungsbereinigter Basis um 6 Prozent. Nach Vertriebskanälen betrachtet wurde die Umsatzentwicklung des Unternehmens durch den Großhandel getragen. Hier legte der Umsatz auf währungsbereinigter Basis um 4 Prozent zu. adidas verzeichnete ein negatives Betriebsergebnis in Höhe von 724 Millionen Euro (2021: +66 Millionen Euro). Der Verlust aus fortgeführten Geschäftsbereichen betrug im vierten Quartal 482 Millionen Euro (2021: +123 Millionen Euro).

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Für das Geschäftsjahr 2023 erwartet adidas angesichts anhaltender makroökonomischer Herausforderungen und geopolitischer Spannungen einen Rückgang des währungsbereinigten Umsatzes im hohen einstelligen Prozentbereich. Das Betriebsergebnis soll in etwa auf Break-Even-Niveau liegen. Sollte das Unternehmen tatsächlich beschließen, seinen aktuellen Bestand an Yeezy Produkten nicht zu verwenden, würde dies über Abschreibung das Betriebsergebnis des Unternehmens in diesem Jahr um weitere 500 Millionen Euro reduzieren. Des Weiteren erwartet adidas für 2023 Einmalkosten in Höhe von bis zu 200 Millionen Euro. Diese Kosten sind Teil einer „strategischen Prüfung“, um ab 2024 wieder auf einen profitablen Wachstumspfad zurückkehren zu können.

Außerdem gibt es weitere Veränderungen im Vorstand. Der Aufsichtsrat der adidas AG hat den Vertrag von Harm Ohlmeyer als Finanzvorstand um weitere drei Jahre bis Anfang des Jahres 2028 verlängert. Ohlmeyer ist seit März 2017 Vorstandsmitglied von adidas und seit Mai 2017 dessen Finanzvorstand. Gleichzeitig wurde Arthur Hoeld mit Wirkung zum 1. April 2023 als Mitglied des Vorstands, zuständig für Global Sales, bestellt. Hoeld arbeitet seit 25 Jahren bei adidas, zuletzt seit 2018 als Managing Director der Region EMEA. Er folgt auf Roland Auschel, der von seiner Funktion zurücktreten und das Unternehmen nach 33 Jahren (davon zehn als Vorstandsmitglied) verlassen wird. Überdies geht Brian Grevy, Vorstandsmitglied für Global Brands „in gegenseitigem Einvernehmen“ mit Wirkung zum 31. März 2023. Künftig wird CEO Gulden die Verantwortung für den Bereich Global Brands übernehmen und die Produkt- und Marketingaktivitäten des Unternehmens leiten. Damit setzt sich der Vorstand des Unternehmens ab dem 1. April 2023 wie folgt zusammen: Bjørn Gulden (Chief Executive Officer und Global Brands), Arthur Hoeld (Global Sales), Harm Ohlmeyer (Finanzvorstand), Amanda Rajkumar (Global Human Resources, People and Culture) und Martin Shankland (Global Operations).