Ahlers AG stellt Insolvenzantrag

©Ahlers AG

Liquiditätsprobleme

Der Vorstand der Ahlers AG hat heute entschieden, beim Amtsgericht Bielefeld für die Ahlers AG sowie für die Tochtergesellschaft Ahlers P.C. GmbH Insolvenzanträge wegen drohender Zahlungsunfähigkeit zu stellen. Zudem werden Insolvenzanträge auch für sechs weitere Gruppengesellschaften (Ahlers Retail GmbH, Ahlers Zentralverwaltung GmbH, Ahlers Vertrieb GmbH, Pionier Berufskleidung GmbH, PIONEER Jeans-Bekleidung GmbH, Baldessarini GmbH) gestellt, teilt das Unternehmen mit. Weitere Tochtergesellschaften, insbesondere die Gesellschaften aus dem Ausland, sind derzeit nicht von der Antragsstellung betroffen. Mit der Bestellung eines vorläufigen Insolvenzverwalters durch das Gericht wird zeitnah gerechnet. Der Geschäftsbetrieb wird bis auf Weiteres fortgesetzt. Begründet wird der Schritt mit der unterplanmäßigen Geschäftsentwicklung durch ein „extrem widriges Marktumfeld mit allgemeiner Konsumzurückhaltung, Inflation und Handelsinsolvenzen“. Dies habe entsprechende Auswirkungen auf die Unternehmensliquidität gehabt. Die bis zuletzt geführten Verhandlungen über die Sicherstellung der Unternehmensfinanzierung auch unter den aktuellen Marktbedingungen führten zu keinem positiven Ergebnis.

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Vorstandsvorsitzende Dr. Stella Ahlers sieht keinen anderen Ausweg, „trotz Restrukturierungserfolgen.” So hat Pierre Cardin mit dem Geschäftsführer Dirk Heper, der im Sommer 2022 zu dem Unternehmen zurückgekehrt ist, modische Anpassungen im Kollektionsaufbau und der Gestaltung der Produkte vorgenommen, um die Positionierung zu stärken. Für Marke und Markeninhalt gab es bereits vorher ein neues Konzept, das Zug um Zug umgesetzt wurde. Auch hat Pierre Cardin in Produkt und Flächen investiert, um Marktanteile zurückzuholen. Baldessarini-Chef Florian Wortmann hat die Marke modisch neu aufgestellt und vertrieblich die Aktivitäten spürbar verstärkt. Auch im Marketing hat Baldessarini deutlich Fahrt aufgenommen. Wortmanns Strategie trägt Früchte: Im Ergebnis verzeichnete die Marke im vergangenen Jahr ein zweistelliges Wachstum und konnte dank Neukunden und Erfolgen im Key-Account die Basis im Handel erkennbar ausbauen. Ebenso bei Pioneer gab es Schritte zur Modernisierung des Markenauftritts und Aktivitäten, um diesen zu schärfen und auch jüngere Zielgruppen anzusprechen. Diesen Weg will das neue Geschäftsführer-Duo Martin Verma und Dirk Bornemann weitergehen.

Die Ahlers AG mit den Marken Baldessarini, Pierre Cardin, PIONEER und Otto Kern erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2021/2022 (30. November 2022) einen Umsatz von 170,9 Millionen Euro. Das ist ein Zuwachs von 19,9 Prozent zum Vorjahr, allerdings lagen die Erlöse damit noch unter dem Vor-Corona-Niveau (2018/2019: 207 Millionen Euro). Ahlers beschäftigt derzeit rund 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den von den Insolvenzanträgen betroffenen Gesellschaften arbeiten rund 400 Beschäftigte. Diese erhalten für die Monate April, Mai und Juni Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit.

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„Durch das zu Beginn des Geschäftsjahres 2020/2021 aufgesetzte große Performance-Programm haben wir unsere Marken strategisch weiterentwickelt, Kosten gesenkt und die interne Effizienz erhöht. Die erreichten Erfolge werden jedoch durch das aktuelle Marktumfeld zunichte gemacht. Die noch immer spürbaren Folgen der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden gestörten Lieferketten, die allgemeine Kauf- und Konsumzurückhaltung, die hohe Inflation sowie Insolvenzen im Handel haben zu einer unterplanmäßigen Entwicklung geführt, die leider keine andere Entscheidung zuließ. Ahlers hat jedoch starke Marken, gewachsene Kernkompetenzen und eine leistungsfähige Organisation. Das stimmt mich zuversichtlich mit Blick auf Zukunftsoptionen für unser Unternehmen”, sagt Dr. Ahlers. Die für den 3. Mai 2023 einberufene ordentliche Hauptversammlung der Ahlers AG soll vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung verschoben werden.