Produkt, Produkt

ALBERTO

„Wir können den Verbraucher nur über das Produkt überzeugen, ihn zum Fan machen. Gelingt uns das, wird jeder Endkunde auch zum Markenbotschafter." alle Bilder ©ALBERTO

Autor: Markus Oess
Das Hosenlabel ALBERTO ist ein Jahr plus hundert alt, rechnet Geschäftsführer Marco Lanowy vor. Ein stark diversifizierter und internationalisierter Produktspezialist, der immer noch große Wachstumsräume erschließen kann. Marco, bekannt für seine Affinität zu Technologie und Digitalisierung, sieht bei allem Fortschritt das Produkt im Zentrum des Geschehens. Die ALBERTO-Hose macht Käufer zu Fans und Markenbotschaftern. Warum das Sprechen daher so wichtig ist.

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FT: Marco, du sprichst lieber vom Jahr 101 als von 100 Jahren Geschichte. Dennoch: Was nimmst du aus der Vergangenheit mit in die Zukunft von ALBERTO?
Marco Lanowy: „ALBERTO ist ein inhabergeführtes Unternehmen. Ein Unternehmen, das über all die Jahre immer mehr zum Spezialisten wurde. Das ist es, was uns ausmacht. Gerade in den zurückliegenden 20 Jahren haben wir unsere Hosenkollektion stark internationalisiert. Damit meine ich nicht nur die Zahl der Exportländer, sondern auch die Passformen, die eingesetzten Qualitäten, die modische Kompetenz. Wir können von der Globalisierung auch dadurch profieren, dass wir lernen. Es sind dieser Input und unser Handwerk, die das Produkt ausmachen. ALBERTO ist Hose.“

Zu was verpflichtet die Vergangenheit?
„Es ist keine Verpflichtung. Ich sehe das eher als Nährboden für unsere Entwicklung in der Zukunft.“

Kann Vergangenheit auch zur Last werden?
„Nein, keine Last, aber du musst schon aufpassen und die ständig wachsende Komplexität der Prozesse immer im Blick haben. Sie gilt es, fortwährend abzubauen, abzuräumen und dabei das Profil im Markt weiter zu schärfen.“

Du sagst, betonst immer die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette, dass es wichtig sei, fair mit den Partnern umzugehen. Das nehmen viele Marken für sich in Anspruch. Woran machst du Fairness fest?
„Positiv gesprochen, an Berechenbarkeit und Verlässlichkeit. Egal wo in der Wertschöpfungskette wir uns befinden, geht es darum, sich gemeinsam nach vorne zu entwickeln. Das gilt für jedes Unternehmen, mit dem wir zusammenarbeiten: Die Fairness, die wir einfordern, müssen wir natürlich genauso unseren Partnern entgegenbringen, ganz egal ob es um Sourcing, Logistik oder Handel geht. Wir sollten achtsam mit unseren Ressourcen umgehen.“

Wie lässt sich das auch dauerhaft durchsetzen, wenn der Markt andere Vorgaben macht, Stichwort Kosten und Preisdruck?
„Das ist im Grunde schon durch die Marktgegebenheiten vorgegeben. Wir haben Spielregeln definiert, als Marktteilnehmer und über staatliche Vorgaben beziehungsweise Gesetze. Wir sollten uns gegenseitig respektieren und diese Spielregeln auch einhalten. Es ist wesentlich klüger, weil produktiver, unsere Kreativität auf die Ware zu verwenden anstatt darauf, möglichst unbemerkt die Regeln zum eigenen Vorteil zu brechen.“

Wie habt ihr Inflation und Energiekrise abgefedert?
„ALBERTO ist bekannt dafür, ins Produkt zu investieren und die Preise fair und transparent zu kalkulieren. Wir haben die variablen Kosten wie Energie oder Preissprünge bei Rohware nicht weitergegeben. Anders ist es bei den Löhnen, deren Steigerungen ich angesichts der hohen Inflation als absolut gerechtfertigt betrachte. Auch das ist eine Frage der Fairness und soll sich durchaus im Preis widerspiegeln, schließlich gibt der Preis den Wert eines Produktes an.“

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Wo siehst du Möglichkeiten, die Prozesse noch effizienter zu gestalten?
„Vor allem in der Beschaffung und Logistik. Wir produzieren in Europa oder europanah. Eine Hose besteht aus 40 Einzelteilen, das alles zusammenzuführen, ist eine überaus komplexe Angelegenheit. Um die Prozesse in den einzelnen Fertigungsstufen gut aufeinander abzustimmen, zu beschleunigen, bedarf es viel Kommunikation – digital, aber genauso auch analog etwa am Telefon. In diesem Sinne ist die richtige Kommunikation das Wichtigste, wichtiger noch als die Automatisierung und der Einsatz von KI.“

Labor für Neues, der ALBERTO Concept Store

Du gehst auch im Marketing neue Wege, zum Beispiel im Metaverse, in der Digitalisierung generell. Wo finden derzeit die größeren Entwicklungssprünge statt, im Marketing oder im Produkt?
„Marketing braucht das Produkt und das Produkt braucht Marketing. Beides muss zueinanderpassen. Im Augenblick nehmen durch die Digitalisierung die Möglichkeiten, sich im Marketing zu positionieren, spürbar zu. Sei es auf der Fläche, in den sozialen Medien, im Online-Shop oder im Metaverse.
Aber wir sollten bei alldem den Verbraucher nicht vergessen. Wir können ihn nur über das Produkt überzeugen, ihn zum Fan machen. Gelingt uns das, wird jeder Endkunde auch zum Markenbotschafter. So ist es uns gelungen, unsere ALBERTO-Community aufzubauen. Werden unsere Hosen empfohlen, löst das auch wieder einen Kauf aus. Und das kriegst du mit keinem Marketing der Welt hin.“

Ihr shootet seit Längerem schon in Deutschland, bekennt euch aktuell unter #coolgermany explizit zum Standort und seid auch lokal eng vernetzt. Was meint ihr mit dem Begriff kulturell geprägtes Label?
„Das ist die Kombination des eingangs erwähnten internationalen Produkt-Know-hows von ALBERTO mit unserem Selbstbewusstsein und dem Wissen um unsere Herkunft. Wir verbinden das Beste aus allen Welten miteinander.
Wir shooten nun schon seit zehn
Jahren nur noch in Deutschland. Zusammen mit unserem Fotografen Thomas Hoeffgen und unserem Model Greg Kheel gelingt es uns immer wieder, die Menschen in unseren Exportländern mit Orten in Deutschland zu überraschen, die sie nie in Deutschland vermutet hätten. Außerdem ist es auch nicht sonderlich nachhaltig, für ein paar Bilder um den halben Globus zu jetten.“

This is Germany

Spezialisten sind Produktmeister, sie sind aber auch anfälliger, wenn es kriselt, weil es keine Möglichkeit gibt, über andere Segmente Probleme aufzufangen. Wie hältst du es damit?
„Gut, dass du das ansprichst. Wir produzieren nicht allein Hosen, sondern wir schaffen Trends und Trageanlässe. Sei es mit unserer Bike-Jeans, der Golfhose oder Jeans Chino und Premium Businessjeans. Wir haben uns im Hosensegment stark diversifiziert und können unsere Kompetenz voll ausspielen. Wir haben noch große Wachstumsräume und können die einzelnen Segmente im Unternehmen auch untereinander abgestimmt bespielen.“

Hose bleibt Hose, aber das Feld ist ja trotzdem noch lange nicht abgesteckt, etwa im Sport oder in der Funktion. Was ist als Nächstes geplant?
„Wir forschen auch künftig nach Stoffinnovationen. Auch was das Sourcing angeht. Wir sind schon recht weit. Nebenbei gesagt, können unsere Hosen mit Temperaturen von nur 30 oder 40 Grad gewaschen werden. So sparen wir Energie und Wasser und wir reduzieren unseren CO2-Ausstoß noch weiter.

Zu deiner Frage: Wir werden den Ausbau der einzelnen Segmente weiter vorantreiben. Wir exportieren in 49 Länder, davon in 12 Kernländer. Wir haben dort noch längst nicht alle Potenziale abgeschöpft. In Skandinavien zum Beispiel sind wir mit Jeans gut unterwegs, jetzt werden wir das Geschäft mit Chinos angehen. Ein anderes Beispiel sind unsere Bike Pants. Ich komme gerade von der CYCLINGWORLD. Wir sind in dem Segment seit sieben Jahren unterwegs und noch immer kommen unsere Kunden mit großer Begeisterung zu uns und sie kaufen auch entsprechend.“