Is there Art in Fashion?

Fashion Festival

„Wie wollen wir in Zukunft leben?“ Vogueing Performance im K21 ©Lina Weichold

Autorin: Katja Vaders
Das Düsseldorfer Fashion Festival mit dem glamourösen Namen „strike a pose“, das Anfang Juni bereits in die dritte Runde geht, verfolgt konzeptionell einen neuen Ansatz: Die Veranstaltenden Robert Danch und Ljiljana Radlovic möchten kreative Positionen an den Schnittstellen zwischen Kunst, Mode und Style zusammenbringen.  

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Die Mode und die Kunst – eine leidenschaftliche Liaison, die schon viele Jahrhunderte währt. Was Künstler trugen, beeinflusste von jeher die Alltagskleidung des gemeinen Volkes. Aber auch andersherum inspirierte Mode die zeitgenössische Kunst und ihre Schöpferinnen und Schöpfer immer wieder. Farben, Formen und Themen von Kleidungsstücken sind dementsprechend häufig ein Spiegel der Zeit, aber auch des politischen Klimas, in dem sie entworfen werden.  

Die Mode und die Kunst – eine leidenschaftliche Liaison ©Venera Kazarova

Spätestens ab dem 20. Jahrhundert designten dann auch ausgewählte Akteurinnen und Akteure der Kunstszene Kollektionen oder es entstanden Kollaborationen zwischen großen Couture-Häusern beziehungsweise Trendmarken und bildenden Künstlerinnen und Künstlern: oftmals der Beginn einer wunderbaren und vor allem fruchtbaren Freundschaft.  

In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurden im Rahmen von Kooperationen zwischen Künstlern und Modelabels häufig wenig alltagstaugliche, dafür umso avantgardistischere Textil-Skulpturen kreiert, die es meist nicht vom Laufsteg auf die Straße schafften.  

Spätestens seit den 2000ern entsteht bei solcher Zusammenarbeit erheblich tragbarere Mode; zuweilen findet man auch ikonische Kunst – wie zum Beispiel Motive von Andy Warhol oder Keith Haring – auf eher wenig glamouröser Casual Wear großer Fast-Fashion-Ketten.   

Bis heute suchen Designerinnen oder Stylisten nach Inspiration für ihre neuen Kollektionen oder die aktuellen Runway- und Editorial-Looks in den Museen, Galerien oder auf Gemälden der alten Meister. Hinzugekommen sind Diskussionen rund um den Begriff der „kulturellen Aneignung“, die gleichermaßen in der Mode- und Textilindustrie sowie in der Kunstbranche geführt werden, wenn Künstlerinnen und Designer sich zu ungeniert am Erbe anderer Kulturen oder Ethnien bedienen.   

Kommen Sie, schauen Sie! strike a pose Festival ©Jan Saueressig

Auch das Kulturfestival „strike a pose“, das vom 2. bis 4. Juni bereits zum dritten Mal in Düsseldorf stattfinden wird, widmet sich mit einem umfassenden Programm der Frage, ob und wie Mode und Kunst zusammenhängen beziehungsweise sich gegenseitig befruchten. Auf der Suche nach Antworten werden Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, Designerinnen und Designern sowie Labels der nordrhein-westfälischen Kunst- und Modeszene präsentiert.  

Locations für die zahlreichen Programmpunkte sind das K21, das NRW-Forum, die Sammlung Philara oder die Räumlichkeiten des Düsseldorfer Internet-Telefonie-Anbieters sipgate, aber auch Galerien, Projekträume und Fashion Stores.  

Die übergeordnete Frage der diesjährigen „strike a pose“-Edition lautet „Wie wollen wir in Zukunft leben?“. Dabei untersuchen die Arbeiten der Ausstellenden vor allem „diverse Formen, Forderungen und Herangehensweisen des Protests in Mode und Kunst“, zudem seien Nachhaltigkeit – als Idee, gesellschaftliche Bewegung und politische Kraft – sowie die Rolle von Mode und Kunst in der Politik und der Einfluss beider Branchen als Wirtschaftsfaktor im Fokus, so der Pressetext. Dazu hat man ein umfangreiches und spannendes Programm unter Mitwirkung zahlreicher, auch internationaler Künstlerinnen und Designer kuratiert.  

Wir müssen reden. strike a pose Symposium ©Jan Saueressig

Eine inhaltliche Ergänzung beziehungsweise Vertiefung möchte das „strike a pose“-Symposium liefern, das am Sonntag in den Räumlichkeiten von sipgate stattfindet und sich als Bühne für Professionals der verschiedensten Branchen sieht. Der diesjährige Titel lautet „Protest – Zwischen Utopie und Dystopie“.

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Was haben die Veranstaltenden Robert Danch und Ljiljana Radlovic zu den Hintergründen des „strike a pose“-Festivals zu sagen? FT fragte nach.  

FT: Wie kam es zu der Idee, das Festival „strike a pose“ ins Leben zu rufen und damit die Verbindung von Mode und Kunst – gerade in einer Stadt wie Düsseldorf – zu featuren? 
Robert Danch, Ljiljana Radlovic: „Mode und Kunst haben schon immer miteinander geflirtet: Das Festival bündelt zwei Schwerpunkte, die die Region und das Rheinland auszeichnen. ,strike a pose‘ ist aus dem Geist von DC Open, dem Galerienwochenende in Köln und Düsseldorf, entstanden. Als Initiatorin und Initiator von DC Open stießen wir immer wieder auf kreative Schnittstellen von zeitgenössischer Kunst und Mode.“ 

„Protest – Zwischen Utopie und Dystopie“ ZEROfoundation ©Ruth Magers

Wie würden Sie das Konzept des Festivals grundsätzlich und insbesondere in diesem Jahr kurz zusammenfassen? Neben Ausstellungen wird es auch Talks geben. Was steckt hinter dieser Kombination?
„,strike a pose‘ verbindet die kreativen Kräfte aus Mode und Kunst der Region und erstmals aus Israel in einem einzigartigen Dialog miteinander. In der Region gibt es mit Haifa und Tel Aviv zwei sehr modeaffine Partnerstädte von Düsseldorf und Köln. Das Programm umfasst Ausstellungen und Performances, begleitet von der elementaren Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben?Das weitere Highlight, die Ausstellung FORKING im NRW-Forum mit unseren Gästen aus Israel, haben Geesche Arning und Joshua Simon konzipiert. Ein besonderer Glücksfall ist die Ausstellung von Jenny Holzer im K21, die seit den 1970er-Jahren kritisch unsere Gegenwart beleuchtet. Im Festivalzentrum K21 sind wir wieder zu Gast auf der großzügigen Piazza im Herzen des ehemaligen Parlaments von Nordrhein-Westfalen. Weitere Partnerinstitutionen und Off-Spaces setzen sehenswerte Akzente in der lebendigen Düsseldorfer Kunst- und Modeszene.“ 

Sie haben es schon gesagt: Das Thema der diesjährigen Edition ist die Frage „Wie wollen wir in Zukunft leben?“. Wie geht das Festival mit dieser Fragestellung um?
„Inspiriert hat uns das Motto der revolutionären Modemacherin Vivienne Westwood: ,Buy less, choose well, make it last.‘ Bereits 2014 warb die britische Modedesignerin für ein neues Konsumverhalten, ein Credo für Qualität und Nachhaltigkeit. Weder Ökonomie noch Ökologie lassen Spielraum für den leichtfertigen Verbrauch von knappen Ressourcen – das gilt nicht nur für die Textilwirtschaft und nimmt auch die soziale Verantwortung mit globaler Perspektive in den Blick.“ 

Würden Sie sagen, dass Mode Kunst inspiriert – oder ist es eher umgekehrt?
„Das Verhältnis ist wechselseitig – wie in einer guten Beziehung.“ 

Wie ist Ihr Resümee für das letzte „strike a pose“-Festival und worauf darf man sich in der diesjährigen Edition besonders freuen? 
„Schon im letzten Jahr hat uns der Publikumszuspruch positiv überrascht. Besonders am ,Fashion Day‘ mit den Performances von Takako Saito und dem Voguing Collective war das Festivalzentrum im K21 sehr gut besucht. Daher haben wir in diesem Jahr viele Performances und Aktionen eingeladen, um den Festivalcharakter noch mehr zu stärken.“ 

Wir wünschen Ihnen und dem Festival viel Erfolg!  

Das gesamte Programm ist zu finden unter https://www.strikeaposefestival.de/