j’ai mal à la tête | OFTT

NEUDEUTSCH

Plattform für Design aus Deutschland ©FT

Autor: Markus Oess
Auf der zurückliegenden Pitti Uomo in Florenz präsentierte sich unter der Head NEUDEUTSCH ein Sonderprojekt – ein Design-Showcase mit Kollektionen und Arbeiten von Nachwuchsdesignern, die ihr kreatives Zuhause in Deutschland haben. Wir stellen in einer Serie alle Designer und Marken vor. Diesmal dabei: Roman Dorfner von j’ai mal à la tête und Ashley Marc Hovelle von oftt. Die Markenpaare hat der Kurator des Projektes, Julian Daynov, zusammengestellt.

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j’ai mal à la tête

About

Wenn man sich die Entwicklung der Mode- und Textilindustrie vielerorts anschaut, bekommt man ob der Umstände schon mal Kopfschmerzen.“ Roman Dorfner ©j’ai mal à la tête

„j’ai mal à la tête“ wurde 2012 von Anja Pawlik und Roman Dorfner in München gegründet. Mit einem Satz aus seinem Werk „Das Buch der Unruhe“ gab der portugiesische Schriftsteller Fernando Pessoa die Inspiration für den Namen des Männerlabels: „J’ai mal à la tête et à l’univers“ – zu vieles prasselt auf uns ein, aber nichts fesselt uns. Der Fokus auf das, was bleibt, scheint wichtiger zu sein denn je. So schaffen Anja und Roman autonome Mode jenseits medialer Zwänge, Imperative oder modischer Beliebigkeit. In ihren Kollektionen spielen sie mit klischeehaften Männerbildern, ohne dabei die Ansprüche zu vernachlässigen, die Männer an ihre Kleidung stellen. Eine sportliche, aber elegante Silhouette folgt dem Bedürfnis postmoderner Individualisten, sich maskulin und gleichzeitig originell zu kleiden. Das Ideal von „j’ai mal à la tête“: den rasanten Zeitgeist in zeitlose Stücke zu verwandeln.

Diese Nachhaltigkeit in der Kreation lebt von der Nachhaltigkeit in der Produktion. Jedes Stück wird komplett in Deutschland gefertigt. Die räumliche Nähe zu allen Fertigungsschritten sichert qualitative Standards und eine faire Produktion. Bei der Auswahl der Stoffe legt das Label großen Wert auf Qualität, Komfort und Langlebigkeit. Ein großer Teil der Materialien stammt aus den Dead Stocks von High-End-Modemarken. „Wir verwenden hochwertige Stoffe, bei denen moderne Technologie mit langjähriger Tradition und Expertise kombiniert wird. Unsere Designs, Materialien und Handwerkskunst verleihen jedem Artikel eine einzigartige Optik und Haptik“, heißt es dazu.

Drei Fragen an Roman Dorfner

FASHION TODAY: Was macht eure Brand zur NEUDEUTSCH-Marke?

Roman: „Wir sehen uns als Teil einer neuen Generation an deutschen beziehungsweise in
Deutschland ansässigen Designern. Im Austausch mit den anderen Teilnehmern des NEUDEUTSCH-Kollektivs auf der Pitti Uomo habe ich festgestellt, dass wir alle einen ähnlichen, sehr unbefangenen Blickwinkel auf unsere Branche haben und viele gleiche Ansätze vertreten. Zum Beispiel mit der Verwendung von Dead Stock Fabrics, was in der Masse extrem viel Ressourcen einspart.“

Wieso verbindest du Mode mit „Kopfschmerzen“, welche Brücke schlägst du da?
„Wir vertreten gewisse Werte und haben klare Vorstellungen, wenn es um Qualität und eine faire, möglichst nachhaltige Produktion geht.
Wenn man sich die Entwicklung der Mode- und Textilindustrie vielerorts anschaut, bekommt man ob der Umstände schon mal Kopfschmerzen.“

Euch gibt es jetzt schon seit einigen Jahren. Wenn du zurückblickst auf die Anfänge, was hat sich seither bei euch im Kopf und im Herzen getan und wie hat sich dadurch eure Mode verändert?
„Wir sind definitiv über die Jahre entspannter geworden. Unsere Mode hat sich in den letzten Jahren insofern verändert, als wir seit der Eröffnung unseres eigenen Stores einen viel engeren Kontakt und Austausch mit dem Endkunden haben. Den Mix aus Verwirklichung unserer Ideen/Visionen und Kommerzialität bekommen wir seitdem noch besser hin.“

Price Range

Outerwear 450 Euro, Tops 150 Euro, Shirts: 170 Euro, Trousers 170 Euro

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oftt

About

oftt ist eine Kollektion von zehn nachhaltigen Kleidungsstücken/Kategorien, die oft getragen werden. „Wir konzentrieren uns auf achtsamen Konsum mit Designs, die langlebig sind“, sagt Ashley Marc Hovelle, Gründer und Designer von oftt. Jedes Produkt wird in Berlin entworfen und aus nachhaltigen Stoffen hergestellt. Die Produktion findet in Portugal in GOTS-zertifizierten Familienbetrieben statt.

Ashley hat oftt im Jahr 2019 in Berlin anlässlich des zehnjährigen Jubiläums seiner gleichnamigen Marke gegründet, um den Menschen und dem Planeten etwas zurückzugeben. „Meine jahrzehntelange Erfahrung in der Modebranche ermöglicht es mir, hochwertige Materialien zu beschaffen und zu veredeln, um bessere Produkte für eine bewusste Zielgruppe anzubieten. Wir haben herausgearbeitet, was wirklich gerne und oft getragen wird. Unser ‚best coat ever‘ aus einer recycelten italienischen Kaschmirmischung ist zeitlos und modern zugleich“, sagt Ashley Marc Hovelle, Gründer und Designer des Labels.

Die Stoffe der Saison beinhalten schweres 650 g/m2-Fleece aus Biobaumwolle mit fester Waffelstruktur, das eine besondere Silhouette erschafft, fließende vegane Seide und Denim mit ungefärbter Baumwolle, die mit Regenwasser angebaut wird.
„Für den Winter haben wir weichen Alpaka-Strick, welcher in kleinen Mengen für uns in Peru handgefertigt wird“, führt Ashley weiter aus.

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Drei Fragen an Ashley Marc Hovelle

„Wir kreieren Kleidung für alle – von einer kleinen asiatischen Frau bis zu einem großen deutschen Mann.“ Ashley Marc Hovelle ©oftt

FASHION TODAY: Was macht deine Brand zu einer NEUDEUTSCH-Marke?
Ashley: „Wir kreieren Kleidung für alle – von einer kleinen asiatischen Frau bis zu einem großen deutschen Mann. Dieser integrative Ansatz trifft einen Nerv, der zur neuen deutschen Landschaft passt. Unser deutsches Publikum wertschätzt unsere Qualität und Funktionalität sowie den minimalistischen und zeitgemäßen Ansatz.“

Was bedeutet der Markenname „oftt“ eigentlich und für wen entwerft ihr Mode?
„‚oftt‘ bezieht sich auf die archaische Form des deutschen Wortes ‚oft‘ und das englische Wort ‚often‘. Ich lebe jetzt in Berlin, stamme aber aus London (daher bezieht sich der Name auch auf mich als deutschen Einwohner und englischen Staatsbürger). Die Kleidung ist dafür gedacht, oft getragen zu werden, und das zusätzliche ,t‘ steht für die Zehn (englisch: ten). Unsere Kleidungsstücke sind in zeitgemäßen Passformen – unisex und oversize –, um mehr Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Wir kreieren Silhouetten, die zu neuen Lieblingsstücken werden.“

Deine Kollektion trägt den Titel „Zehn Klassiker für bewussten Modekonsum“. Ich habe gelesen, dass du gerne Selbstbewusstsein und positive Energie ausstrahlst. Wie zeigt sich das in deiner Mode?
„Ich bin der Überzeugung, dass man die Energie, welche wir im kreativen Prozess in unsere Produkte einfließen lassen, am Endprodukt fühlen kann. Menschen sehen intuitiv gute Qualität und Design. Das ist die Qualität der Energie, die in ein Kleidungsstück eingeflossen ist. Wir erleben das im Feedback unserer Stammkunden. Möglicherweise gibt es ähnliche Produkte woanders, dennoch sind unsere Kleidungsstücke nicht vergleichbar. Das Tragegefühl, die Haptik, die Optik und die Ethik – unsere Produkte strahlen all das aus.“

Price Range

T-Shirts ab 55 Euro, Boxy Sweatshirt 175 Euro, Jeans 175 Euro, Mäntel 595 Euro

Kalkulation: 2,5

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Sonderprojekt

Julian Daynov ©Slav+Huben

Als Einkäufer, Fashion Director, Unternehmensberater und Brand Scout unterstützt Julian Daynov internationale Modemarken und Global Player im Einzelhandel bei der Auswahl ihrer Designer-Portfolios vielversprechender Newcomer-Labels aus der ganzen Welt. Julians Spezialgebiet sind die Neupositionierung und Neuerfindung von Marken, Strategie-Entwicklung und Adaptierung der Produktpaletten und der Brand-Tonalität an aktuelle Trends und das künftige Konsumentenverhalten. Von Berlin aus leitet er sein eigenes Büro für Markenstrategie und unterrichtet Mode- und Brandmarketing.

Julian hat NEUDEUTSCH, ein Sonderprojekt der Pitti Uomo, kuratiert. Dahinter verbirgt sich ein Design-Showcase mit Kollektionen und Arbeiten von rund 20 Nachwuchsdesignern, die ihr kreatives Zuhause in Deutschland haben. Der Begriff NEUDEUTSCH bezieht sich eigentlich auf die ständige Transformation und Weiterentwicklung der deutschen Sprache. Die Design-Installation greift die Idee von NEUDEUTSCH als symbolisches Narrativ der sich ständig weiterentwickelnden deutschen Design-Ästhetik auf.
Das Projekt präsentiert unter anderem ACCEPTANCE LETTER STUDIO, AVENIR, BUDDE, EQUALITY PERFUMES, FRNKOW, HADERLUMP, HERNÁN, INTERNATIONAL CITIZEN, j’ai mal à la tête, MARKE, MUTI, NOAM, NEW TENDENCY, OBS, oftt, SARAH ILLENBERGER, SEBASTIAN HERKNER.