Sportlich

EDITORIAL

Markus Oess, ©FT

Die gute Nachricht ist: Die Sportartikelbranche ist gewachsen und sie soll weiter wachsen. Weltweit zumindest. Die schlechte Nachricht ist, weltweit heißt: Im Durchschnitt und in den gesättigten Märkten wie Europa oder den USA fallen den Herstellern und den Händlern die Umsätze nicht eben in den Schoß. Der Markt, sagt der Branchenexperte Alexander Thiel im FT-Interview, teile sich zusehends auf. In die Heavy User und in die, die es auch beim Sport leichter haben wollen. Das gilt für die eigenen sportlichen Ansprüche und für den sozialen Zugang – nicht nur zu Trendsportarten. Der Experte empfiehlt eine (möglichst KI-gestützte) Analyse, genauer Forecast und effizientes Aussteuern. Klingt logisch, dürfte aber in der Praxis nicht ganz trivial sein, dies auch umzusetzen. Ein erfolgreiches Unternehmen, das in der Mode eine Brücke zum Sport geschlagen hat, ist engelhorn in Mannheim, die unter anderem ein eigenes Sporthaus betreiben. Wir haben nach den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zur Mode gefragt. engelhorn gibt Antworten und spielt als Spezialist im gleichen Spielfeld wie die INTERSPORT-Gruppe, die aus genau der entgegengesetzten Perspektive – also vom Sport und nicht von der Mode – auf das Thema blickt. Im Geschäftsjahr 2022/2023 hat INTERSPORT Deutschland ihr neues Flagship-Konzept vorgestellt. Mit dabei unter anderem sind engelhorn, Reischmann und L&T.

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Sport als soziale Plattform ist auch der Ansatz von Philipp Plein für seine Marke Plein Sport. 2016 als preisgünstigere Zweitlinie gestartet, will der Designer nach grundsätzlicher Kurskorrektur das Label jetzt als eigenständige Brand in den Sporthandel bringen, in Konkurrenz zu adidas oder Nike. Er hat insbesondere die Nutzer der Fitnessstudios im Sinn. Das Gym als sozialer Ort des Austausches und des Kennenlernens und dort wolle man gut aussehen, sagt er. Und er hat recht, das weiß ich aus eigener Anschauung in der Praxis. Der Expansionsplan ist ehrgeizig und Plein will ohne Kredite auskommen.

Meine Kollegin Katja hat mit Michael Klement gesprochen, der sich um Personal Branding von Profisportlern kümmert. Denn klar ist, schon längst ist der Sportler selbst zur Marke geworden und das wirkt im Wechselspiel mit den dinglichen Marken, für die er wirbt. So gesehen hilft man sich gegenseitig weiter. Klement gibt Einblicke, wie das Geschäft funktioniert. Lesenswert.

Sportlich sind auch die Herausforderungen der Messen derzeit. Sie stehen vor der Aufgabe, Marken und Händler nicht nur zusammenzubringen, sondern auch hier einen Mehrwert zu bieten, der über die reine Plattformfunktion hinausgeht. Und es sollen bitte mehr sein von beiden als beim letzten Mal. Unklar dabei ist, wer wann wo über das Ziel hinausschießt, schließlich geht es ja immer noch um Ware und Verkaufen. Wir haben mit der CHIC Shanghai, der MICAM MILANO, der Texhibiton Istanbul und der pure x JATC in London gleich vier Veranstaltungen, die grundsätzlich mit den gleichen Problemen kämpfen (siehe Absatzanfang), es aber mit unterschiedlichen Voraussetzungen zu tun haben und daher auch unterschiedliche Erfolge und Ergebnisse vorweisen können. Es ist sicher nicht die Masse oder Größe, die entscheidet, es ist das Konzept – und die Qualität der Teilnehmer. Eines haben sie im Ergebnis dann doch wieder gemeinsam: Luft nach oben. Wir leben in schwierigen Zeiten.

Und da schließt sich dann wieder der Kreis. Es geht sicher nicht darum, die Situation rosa zu färben oder blauäugig ins eigene Verderben zu laufen. Es geht darum, realistisch nach Chancen zu suchen und diese auch tatkräftig anzugehen. Wer nur Minus plant, wird am Ende auch nur mit einem Minus enden. Und nebenbei gesagt, viele Insolvenzen waren mit Ansage. Nicht alles ist der aktuellen Situation geschuldet.

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Ihr

Markus Oess