Auf in die nächsten 30 Jahre

LUIS TRENKER

Ein Zeichen für weiteres Wachstum ist der neue Store im Westfield Hamburg-Überseequartier. Zum 30-jährigen Jubiläum hat die Marke zudem neue Projekte wie einen Podcast und eine eigene Zeitung aufgelegt. Alle Bilder ©Luis Trenker

Autor: Markus Oess
Im Interview spricht Michi Klemera, Gründer und Geschäftsführer der Marke LUIS TRENKER, über das vergangene Geschäftsjahr, die Rolle des Wholesale, seine Expansionsstrategie und darüber, wie seine Tochter Johanna das Familienunternehmen in die Zukunft führt. Außerdem haben wir ihn anlässlich des 30-jährigen Jubiläums zu den Anfängen seiner alpinen Lifestyle-Marke befragt.

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LUIS TRENKER verzeichnete im Geschäftsjahr 2024/2025 ein Umsatzwachstum von knapp 6 Prozent. „Die Ziele waren höher gesteckt. Es war ein hartes Geschäftsjahr. Dank des perfekten Zusammenspiels von jedem und jeder Einzelnen wurde ein Stück mehr des Zielgipfels erreicht“, heißt es in einer Mitteilung. Ein Zeichen für weiteres Wachstum ist der neue Store im Westfield Hamburg-Überseequartier. Zum 30-jährigen Jubiläum hat die Marke zudem neue Projekte wie einen Podcast und eine eigene Zeitung aufgelegt.

„Wir haben uns ein Umsatzwachstum von 10 Prozent vorgenommen und es spricht einiges dafür, dass wir dieses Ziel auch erreichen können.“ Michi Klemera

FASHION TODAY: Michi, im vergangenen Geschäftsjahr 2024/2025 habt ihr den Umsatz um 6 Prozent gesteigert. Geplant war mehr. Was war das eigentliche Ziel?
Michi Klemera: „Wir hatten eigentlich mit einem Plus von 12 Prozent geplant. Wir konnten dieses Ziel zwar nicht erreichen, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden. Wir haben uns über alle Bereiche in der Mode, also Wholesale, eigener Retail mit 18 eigenen Stores und Online, mehr oder weniger gleich entwickelt, wobei der Online-Shop am stärksten gewachsen ist.“

Aber ein Plus von 6 Prozent ist in heutigen Zeiten ein Erfolg. Woher kommt das Plus?
„Wir führen den Erfolg vor allem darauf zurück, dass wir viel Zeit und Energie darin investieren, Kollektionen zu entwickeln, die sich von der Masse abheben: Das fängt beim Design an, setzt sich in der Auswahl hochwertiger Materialien fort und endet mit der Produktion bei zuverlässigen Partnern, die unsere Qualitätsansprüche teilen.“

Wie sieht es mit dem Profit aus?
„Wir machen gute Gewinne. Wir lassen in der EU, genauer gesagt vor allem in Italien, aber auch Portugal und Rumänien produzieren. Gute Qualität hat ihren Preis und kostet eben Marge. Trotzdem sind wir liquide und können auch unser Expansionstempo hochhalten.“

Ihr betreibt aktuell 18 eigene Stores, außerdem gibt es zwei Franchisestores auf Sylt und in Wolkenstein. Wie sehen die Pläne für den eigenen Retail aus?
„Wir haben vor Kurzem im Westfield Hamburg-Überseequartier einen Store eröffnet. Wir schauen uns in Nordrhein-Westfalen um – Düsseldorf, Köln, Münster –, aber auch in Norddeutschland, in der Ostschweiz und in Norditalien, mit besonderem Fokus auf die Olympiaorte. Wir wägen jedoch stets gut ab, welche Standorte für uns auf lange Sicht wirklich gewinnbringend sind, und schützen außerdem unsere lokalen Handelspartner: So haben wir erst neulich auf einen für uns sehr interessanten Standort in St. Moritz verzichtet, um unseren Händler vor Ort, Cashmere House Lamm, zu schützen. Bei uns gilt immer noch: Wholesale first. Für uns ist das eine Philosophie und keine strikte Expansionsstrategie. Wir gehen nur dahin, wo für uns weiße Flecken auf der Landkarte sind. Mit dieser Vorgabe gehe ich davon aus, dass wir in den kommenden zwei Jahren vielleicht vier, fünf Stores eröffnen könnten.“

Welche Rolle kann ein Franchisenehmer dabei spielen und sind weitere Franchise-Stores angedacht?
„Warum nicht? Wir sind dafür offen. Die Zusammenarbeit mit unseren Franchisenehmern läuft sehr gut.“

Alpiner Lifestyle

Du sprichst gerne von einer Seilschaft im positiven Sinne. Welchen Platz nimmt da der Wholesale ein?
„Nach Umsatz gerechnet rangiert der Wholesale auf Platz 2, aber in unserer Philosophie steht er, wie bereits erwähnt, an oberster Stelle. Wir haben während der Pandemie Stores eröffnet, da dies der einzige Weg war, um die harte Zeit möglichst unbeschadet zu überstehen. Aber wir entwickeln die Marke über die Präsenz im Handel: italienisch, südtirolerisch und mit der nötigen Flexibilität.“

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Was plant ihr für das laufende Geschäftsjahr?
„Wir haben uns ein Umsatzwachstum von 10 Prozent vorgenommen und es spricht einiges dafür, dass wir dieses Ziel auch erreichen können. Wir haben, wie bereits erwähnt, zuletzt in Hamburg neu eröffnet und wir haben in München eine neue Agentur, LEOON & THE CC AGENCY, mit Martina Schmidl und Christian Hecht, von der wir uns starke Impulse im DACH-Raum versprechen.“

LUIS TRENKER, also die Marke, wird 30 Jahre alt. Würdest du die Marke heute noch einmal gründen?
„Auf jeden Fall. Ich liebe diese Marke und ich liebe meinen Job. Ich habe überhaupt keinen Zweifel an dem, was wir alle erreicht haben.“

„Wir entwickeln die Marke über die Präsenz im Handel: italienisch, südtirolerisch und mit der nötigen Flexibilität.“

Was würdest du anders machen, was wieder genau wie damals?
„Heute tragen wir mit einem Team von 120 Menschen die Marke LUIS TRENKER in die Welt, denn wir sind heimatverbunden, aber gleichzeitig weltoffen. Es war genau die richtige Idee, damals LUIS TRENKER zur alpinen Lifestyle-Marke zu erklären – ein Begriff übrigens, den wir erfunden haben. Eine Marke für Menschen, die das Leben lieben, es genießen. Authentisch, geerdet und einfach schön anzusehen. Also JA, ich würde es genauso wieder tun.“

Was steht für das Jubiläum an?
„Wir haben zum Jubiläum unseren ersten eigenen Podcast – die ,Trenker Talks‘ – gelauncht, in dem wir verschiedene Partner, vom Lieferanten über Kunden bis hin zu VIPs, zu Wort kommen lassen. Zudem haben wir eine einmalig erscheinende Zeitung, die ,Trenker Times‘, in hoher Auflage produziert – ein Projekt, in das viele Monate Arbeit geflossen sind. Auch Events in unseren Shops stehen auf dem Programm, um unser 30-jähriges Bestehen gebührend zu feiern und unsere Fans mit auf die Reise zu nehmen in die nächsten 30 Jahre.“

Und für die Pitti?
„Wir setzen für die kommende Pitti aus, sind aber im Winter wieder dabei. Wir haben für Frühjahr/Sommer 2026 eine ganz besondere Jubiläumskollektion entwickelt – sehr farbenfroh und lebensbejahend. Wir lernen von Saison zu Saison mit dem Anspruch, jedes Mal aufs Neue die beste Kollektion zu entwerfen, die es bisher gegeben hat. Ich bin ein großer Befürworter von Messen, aber diesmal hat es einfach nicht ganz gepasst.“

LUIS TRENKER bleibt in Familienhand, deine Tochter Johanna wird das Unternehmen weiterführen. Was machen deine beiden anderen Kinder, Nina und Linda, und dein Bruder?
„Mein Bruder betreibt sehr erfolgreich zwei Showrooms in Paris und Mailand mit verschiedenen Mode- und Schuhmarken. Wir haben 2013 gemeinsam entschieden, beruflich getrennte Wege zu gehen, und das war die absolut richtige Entscheidung für uns beide. Privat sind wir immer noch sehr eng verbunden. Meine liebe Stieftochter Linda studiert Sprachen und hat eine akademische Laufbahn eingeschlagen. Und Nina, unser Küken, lebt im Moment glücklich auf einer Pferderanch in Texas, wo sie ihre Freiheit genießt. Ich bin sehr glücklich, dass Johanna unser Unternehmen in die Zukunft führen wird. LUIS TRENKER ist ein Familienunternehmen durch und durch.“

Hast du schon konkretere Pläne für den Ausstieg und die Zeit danach?
„Ich werde im September 2026  65 Jahre alt und fühle mich immer noch topfit. Johanna ist gerade 30 Jahre alt. Ich will ihr nicht im Wege stehen, aber wir sind uns einig, dass sie für ihre Aufgabe auch einen erfahrenen Ratgeber gebrauchen kann. Ansonsten werde ich mich auf einen Verwaltungsjob zurückziehen. Außerdem gibt es mit Christoph Trettl noch eine zweite sehr erfahrene Führungskraft, die mich nun schon seit 22 Jahren unterstützt. Also werde ich mich in den Dienst der Firma stellen, wo das gewünscht wird, und mich darüber hinaus zurückhalten. Das klingt wahrscheinlich viel einfacher, als es ist, aber wir kriegen das hin, versprochen.“