Zehn Thesen – zehn Antworten

Outdoor

„Outdoor ist nicht mehr nur Wanderung oder Bergtour, sondern längst Teil unseres Lebensstils", sagt Peter Jud, CEO von Schöffel SPORT. alle Bilder ©Schöffel

Autor: Markus Oess
Outdoor ist längst mehr als Funktion und Technologie. Der Markt verändert sich, Modemarken drängen in die Kategorie, neue Zielgruppen entdecken Outdoor-Produkte und Preis- sowie Innovationsdruck steigen. FASHION TODAY MEN hat zehn Thesen formuliert, die diese Entwicklungen nachzeichnen, und Peter Jud, CEO von Schöffel SPORT, um seine Einschätzung dazu gebeten.

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Unsere Aufgabe ist es, Bekleidung zu entwickeln, die auf der Piste genauso überzeugt wie in der Stadt. Wer sich in seiner Jacke wohlfühlt, trägt sie häufiger – und das ist die ehrlichste Form von Nachhaltigkeit.“ Peter Jud, CEO von Schöffel SPORT

Der Schöffel-CEO Peter Jud sieht Outdoor nicht als reine Nische für Wanderer oder Bergsteiger, sondern als festen Bestandteil des Alltags. Für ihn ist klar, dass Funktion, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit die Basis bilden, zugleich aber modische Aspekte an Bedeutung gewinnen. Wie der Schweizer Manager Preisdruck, Konkurrenz durch Modemarken und Billiganbieter aus Asien in seinem Segment bewertet.

1. Outdoor ist mehr als Funktion – es geht heute auch um Marke, Wohlfühlen und Image.
„Outdoor ist längst Teil des Alltags geworden. Menschen suchen Produkte, die nicht nur zuverlässig schützen, sondern auch Identität ausdrücken und Freude vermitteln. Für uns heißt das: Funktion bleibt die Basis, aber Marke und Wohlfühlen sind die Brücke zu einem ganzheitlichen Erlebnis.“

2. Bei Outerwear entscheiden heute zunehmend Mode und Preis, weniger Qualität und Langlebigkeit.
„Kurzfristig mag das so wirken, doch wir spüren einen Gegentrend: Wer sich mit Outdoor identifiziert, achtet sehr bewusst auf Qualität und Langlebigkeit. Mode und Preis spielen eine Rolle, aber wer draußen echte Erlebnisse haben will, braucht Produkte, die verlässlich sind – auch nach vielen Jahren.“

3. Zunehmend integrieren Modemarken, gerade im Bereich Outdoor und Outerwear, Funktionalitäten und geben Leistungsversprechen ab, die mit klassischer Outdoor-Qualität im Sportbereich nur wenig zu tun haben.
„Das zeigt, wie attraktiv Outdoor geworden ist. Aber wir sollten klar unterscheiden: Eine Wasser abweisende Modejacke ist nicht dasselbe wie eine Jacke, die eine Skitour in extremen Bedingungen aushält. Unser Anspruch ist es, echte Performance mit zeitgemäßem Design zu verbinden.“

4. Wenn Modemarken verstärkt auf Outerwear setzen, sorgt das in der Branche für zusätzlichen Innovationsdruck.
„Wettbewerb belebt. Der Innovationsdruck treibt uns an, neue Wege zu gehen – in Materialien, Designs, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Für mich ist das eine Chance, den Kundinnen und Kunden zu zeigen, was Qualität wirklich bedeutet.“

5. Umgekehrt bewegt sich die Outdoor-Branche auf die Mode zu. Gute Qualität und Funktion reichen nicht mehr, es muss auch gut aussehen. Modische Aspekte gewinnen an Bedeutung.
„Das stimmt – und es ist eine spannende Entwicklung. Funktion und Mode schließen sich nicht aus. Unsere Aufgabe ist es, Bekleidung zu entwickeln, die auf der Piste genauso überzeugt wie in der Stadt. Wer sich in seiner Jacke wohlfühlt, trägt sie häufiger – und das ist die ehrlichste Form von Nachhaltigkeit.“

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Wer investiert, soll wissen, dass er langlebige, funktionale und faire Produkte bekommt.“

6. Veränderte Präferenzen und Konsumgewohnheiten schaffen neue Wachstumsräume. Die klassischen Wanderer oder Hiking-Enthusiasten gibt es zwar, aber Anbieter wie VAUDE oder Schöffel sprechen inzwischen auch Menschen an, die ihre Funktionsjacke oder -hose beim städtischen Hundespaziergang tragen.
„Genau das beobachten wir. Outdoor ist nicht mehr nur Wanderung oder Bergtour, sondern längst Teil unseres Lebensstils. Ob Hundespaziergang, Fahrradfahrt in die Stadt oder Skitour am Wochenende – unsere Produkte begleiten Menschen in allen Facetten ihres Alltags.“

7. Funktionalität und Nachhaltigkeit schließen sich bei Innovationen nicht aus. Traditionelle Funktionalitäten allein reichen nicht mehr, um Verbraucher zu überzeugen.
„Im Gegenteil: Sie gehören zwingend zusammen. Nachhaltigkeit bedeutet, Produkte so zu entwickeln, dass sie lange halten und gleichzeitig Ressourcen schonen. Für uns gilt: reduzieren, substituieren, kompensieren – und so Funktionalität neu denken.“

8. Da Modemarken zunehmend Outerwear im unteren und mittleren Preissegment anbieten, entsteht spürbarer Preisdruck.
„Preisdruck gibt es, ja. Aber er verändert nicht den Anspruch, den die Kundschaft an Qualität hat. Wir setzen auf Transparenz: Wer investiert, soll wissen, dass er langlebige, funktionale und faire Produkte bekommt. Das unterscheidet Premium-Outdoor von kurzlebigen Angeboten.“

9. Wachsende Konkurrenz und Preisdruck führen dazu, dass manche Anbieter bei der Qualität Abstriche machen, weil hohe Preise schwer durchsetzbar sind.
„Das ist nicht unser Weg. Qualität ist unser Fundament – gerade wenn es um Sicherheit und Schutz draußen geht. Abstriche wären kurzfristig, aber sie kosten langfristig Glaubwürdigkeit. Wir sind überzeugt: Nur wer auf Qualität setzt, baut echte Beziehungen zu Kundinnen und Kunden auf.“

10. Billigangebote aus Asien (TEMU, SHEIN und andere) werden zum Problem, das auch regulatorisch adressiert werden sollte.
„Diese Angebote sind eine Herausforderung für die gesamte Branche. Sie verzerren Preise und ignorieren Nachhaltigkeit. Hier braucht es tatsächlich klare Regeln. Gleichzeitig setzen wir auf Aufklärung: Verbraucherinnen und Verbraucher müssen verstehen, welchen Unterschied es macht, wenn Produkte fair, langlebig und verantwortungsvoll produziert werden.“

Der Manager

Peter Jud ist seit 1. August 2025 neuer CEO von Schöffel SPORT. Er folgt auf Stefan Merkt, der das Unternehmen bis Frühjahr geführt hat. Jud ist seit 2008 im Unternehmen und führte bislang die Schöffel Schweiz AG, die er parallel weiter verantwortet. „Ich kenne Peter seit vielen Jahren – als strategischen Kopf mit tiefem Verständnis für unsere Marke“, sagt Jakob Schöffel.

Der 57-Jährige stammt aus Zürich und begann seine Laufbahn als Sportartikelverkäufer. Jud soll den Kurs nach dem Relaunch 2024 fortsetzen und die strategische Ausrichtung in Produkt, Vertrieb und Kommunikation weiterentwickeln.