Dear Mr. Knight

Under Armour

Die Under-Armour-Aktie stellt eine interessante Alternative zu den Branchengrößen dar, wenn es darum geht, an einer Verbesserung der Konsumentenstimmung im Bereich Sportswear zu partizipieren. ©Under Armour

Autor: Alexander Langhorst
Das US-amerikanische Sportlabel Under Armour startete mit Funktionswäsche, die unter dem Trikot getragen werden kann. Hierbei kommt ein feuchtigkeits- und wärmeregulierendes Material zum Einsatz, das in verschiedenen Designs und Ausführungen unter Bezeichnungen wie HeatGear®, ColdGear® oder AllSeasonGear® angeboten wird. Inzwischen werden die Artikel nicht nur von Profiathleten, sondern auch von vielen Freizeitsportlern getragen. Neben einem breiten Sortiment an Sportbekleidung gehören heute Sportschuhe und Accessoires zum Angebotsspektrum. Die Sportschuhe zeichnen sich durch spezielle Sonderausstattungen und Funktionalitäten je nach Sportart aus. Zielgruppe von Under Armour sind Männer, Frauen und Jugendliche.

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Der bisherige Verlauf im laufenden Geschäftsjahr (2023/2024 – bis 31.03.) bewegt sich im Rahmen der Erwartungen des Managements. Alexander Langhorst ©GSC Research

Der Vertrieb der Produkte von Under Armour erfolgt vorzugsweise über Großhändler und den Fachhandel sowie Kaufhäuser, außerdem über Sportvereine und Ligaclubs in den besonders relevanten Sportarten beziehungsweise über jene Vereine, welche man als offizieller Ausrüster oder Sponsor unterstützt. Präsent ist die Sportmarke dabei nicht nur im Heimatmarkt USA, sondern weltweit. In Deutschland war Under Armour unter anderem als Ausrüster bei Hannover 96 und dem FC St. Pauli aktiv.

Die Wurzeln reichen ins Jahr 1996 zurück, als der Unternehmensgründer Kevin Plank die Geschäftsaktivitäten in den Kellerräumen des Hauses seiner Großmutter startete. Ausgangspunkt war, dass er selbst als College-Football-Spieler mit der Kleidung seines Teams unzufrieden war. Das erforderliche Kapital für die Unternehmensgründung und die Entwicklung des ersten Funktionsshirts stammte der Überlieferung nach aus dem Verkauf von Blumen während seines Studiums. Seither konnte ein sehr starkes Wachstum realisiert werden, der Börsengang erfolgte im Jahr 2005 und es wurden zeitweise jährliche Wachstumsraten von 20 Prozent und mehr erzielt. Nicht nur diese uramerikanische Gründungs- und Erfolgsstory ist spannend, sondern auch das Selbstbewusstsein, mit dem der Gründer im Markt auftrat. So wird die Geschichte erzählt, dass er in jedem Jahr zu Weihnachten dem NIKE-Chef Phil Knight eine Weihnachtskarte geschrieben habe mit den Worten: „Dear Mr. Knight, Sie kennen uns noch nicht, aber Sie werden eines Tages von uns hören.“

Schattenseiten des Erfolges zeigten sich jedoch gut 20 Jahre nach Unternehmensstart im Jahre 2017, als erstmals Quartalsverluste geschrieben und Vorwürfe in Bezug auf Unregelmäßigkeiten in der Bilanz laut wurden. Seinerzeit haben verschiedene Führungskräfte das Unternehmen verlassen. Der Börsenkurs verringerte sich von 2016 bis 2019 nach einer langen Erfolgsstory um 44 Prozent, was 2019 dann auch zum Abgang des Unternehmensgründers vom Posten des CEO geführt hat. Außerdem wurde bekannt, dass Plank und andere Manager Sportler und Mitarbeiter in Stripclubs ausgeführt haben sollen. Nun kehrt er nach vier Jahren auf den Chefposten von Under Armour zurück.

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Mit inzwischen weltweit 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konnte der in Baltimore, Maryland ansässige Konzern im Geschäftsjahr 2022/2023 (31.03.) Umsatzerlöse in Höhe von umgerechnet 5,7 Milliarden Euro erzielen. Der Schwerpunkt der Umsätze lag dabei bei Bekleidung (65,6 Prozent), gefolgt von Schuhen (24,6 Prozent) sowie Accessoires (6,9 Prozent). Insbesondere der Bereich Sportschuhe konnte im Jahresvergleich um 16,3 Prozent zulegen, während Accessoires einen Rückgang um 7,4 Prozent zu verzeichnen hatten und die Bekleidungsartikel mit einem Minus von 0,9 Prozent nahezu stabil waren. Bezogen auf die Vertriebskanäle liegt der Anteil des Absatzes über Wholesale (B2B) bei 58,7 Prozent und der direkte Absatz (B2C) bei 38,3 Prozent, die verbleibenden Prozente beziehen sich auf Lizenzerlöse und sonstige Erlöse. Unter dem Strich erreichte das EBITDA 454,9 Millionen Euro und das EBIT 314,25 Millionen Euro, woraus sich ein Ergebnis je Aktie von 0,55 Euro ergibt. Eine Dividendenzahlung erfolgte nicht.

Der bisherige Verlauf im laufenden Geschäftsjahr (2023/2024 – bis 31.03.) bewegt sich im Rahmen der Erwartungen des Managements. Insgesamt wird mit einem Rückgang auf Umsatzebene von etwa 3 bis 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ausgegangen. Belastend wirkt sich die weiterhin spürbare Konsumzurückhaltung in einer Reihe von Märkten aus. Ausgehend von der Management Guidance rechnet GSC Research mit einem Umsatz im Bereich von 5,6 Milliarden Euro bei in etwa ähnlichen Werten von EBITDA und EBIT wie im Vorjahr, da wir eine leichte Verbesserung der Profitabilität erwarten. Unter dem Strich dürfte erneut ein Ergebnis je Under-Armour-Aktie von 0,55 Euro erreicht werden. Für das Jahr 2024/2025 (31.03.) sollte wieder eine Steigerung der Umsatzerlöse in Richtung 5,9 Milliarden Euro bei einem EBITDA von 510,0 Millionen Euro und einem EBIT von 355,0 Millionen Euro erreicht werden. Dies entspricht einer Verbesserung des Ergebnisses je Aktie auf 0,60 Euro. Eine Dividendenausschüttung erwarten wir weiterhin nicht.

Ausgehend von den GSC-Schätzungen wird die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau von 7,30 Euro mit einem erwarteten 2024er KGV von 13,2 bewertet, welches sich bei Erreichen der Ziele im Folgejahr in Richtung 12,2 reduzieren dürfte. Verglichen mit Wettbewerbern wie etwa NIKE ist die Bewertung nicht unattraktiv, es muss jedoch die im Vergleich zu den großen Branchenplayern kleinere Unternehmensgröße berücksichtigt werden. Den fairen Wert sieht GSC Research etwa bei einem KGV von 16, woraus sich ein fairer Wert je Aktie von 8,80 Euro ergibt, was einem Upside Potential von gut 20 Prozent entspricht. Daher stellt die Under-Armour-Aktie eine interessante Alternative zu den Branchengrößen dar, wenn es darum geht, an einer Verbesserung der Konsumentenstimmung im Bereich Sportswear zu partizipieren.