
Autor: Markus OessGerhard Kränzle, Geschäftsführer bei HIRMER, im FASHION-TODAY-Gespräch über neue Strukturen, die Bedeutung starker Marken wie Barbour. und TOMMY HILFIGER, die Neugestaltung der Schuhfläche und den langfristigen Wandel im Unternehmen. Im Fokus stehen Qualität, Substanz – und ein strategischer Anspruch.
FASHION TODAY: Gerhard, wie läuft es aktuell bei euch?
Gerhard Kränzle: „Wir haben in den letzten Monaten viele grundlegende Weichen neu gestellt. Der Handel wurde strukturell modernisiert, Führung und Verantwortung neu verteilt und wir haben den Fokus klar auf unsere Kernformate gelegt. Diese Veränderungen tragen bereits erste Früchte – vor allem im Stammhaus, aber auch bei Eckerle und Große Größen sehen wir eine spürbare Dynamik. In einem fordernden Umfeld zeigt sich, dass unsere Investitionen gezielt Wirkung zeigen.“
Wie wichtig sind dabei die Marken Barbour. und TOMMY HILFIGER?
„Barbour. und TOMMY HILFIGER sind seit vielen Jahren feste Größen in unserem Markenportfolio – und dieses Jahr haben wir mit den neu geschaffenen Shopflächen ein starkes Zeichen in Richtung Zukunft gesetzt. Beide Marken bringen eine enorme Strahlkraft mit und passen hervorragend zu unserer Kundschaft. Dass wir ihnen diese Bühne geben, zeigt unser klares Bekenntnis zu einer langfristigen, vertrauensvollen Zusammenarbeit.“
Was macht diese Partnerschaften so besonders, was zeichnet sie aus?
„Es sind vor allem die Verlässlichkeit und das gemeinsame Qualitätsverständnis, die diese Partnerschaften auszeichnen. Marken wie Barbour. und TOMMY HILFIGER schaffen es, ganzjährig mit starker Präsenz und konstanter Leistung zu überzeugen. Daraus entsteht eine echte Zusammenarbeit – nicht nur operativ, sondern strategisch, auf Augenhöhe und mit klarer Perspektive für beide Seiten.“
Markenpartnerschaft ist kein rein flächenbezogenes Thema
Wie ordnest du beide Marken aktuell im Markt ein, Gewinner oder Verlierer?
„In einem Markt, der sich permanent verändert, haben sich beide Marken äußerst stabil positioniert. Sie vermitteln Kontinuität, ohne dabei an Relevanz zu verlieren. Für mich zählen Barbour. und TOMMY HILFIGER deshalb ganz klar zu den Marken, die auch in schwierigen Zeiten mit einem klaren Profil punkten – das macht sie zu Gewinnern.“
Inwieweit hat das Stammhaus Strahlkraft auf eure übrigen Standorte?
„Das Stammhaus ist unser Aushängeschild und hat eine enorme Strahlkraft – das zeigte sich auch auf unserer Reise in die anderen Häuser, wo in Gesprächen vor Ort immer wieder deutlich wurde, wie weit HIRMER über die Grenzen Münchens hinausstrahlt. Die dort umgesetzten Konzepte, wie zum Beispiel die neue Form der Kundenansprache oder die Gestaltung der Flächen, dienen als Blaupause. Gleichzeitig lernen wir in den Leistungsmarken voneinander – ohne dabei in eine Gleichmacherei zu verfallen. Jede Leistungsmarke hat ihr eigenes Profil und das soll auch so bleiben.“
Wo beginnt die Partnerschaft auf der Fläche und wo hört sie auf?
„Für mich ist eine Markenpartnerschaft kein rein flächenbezogenes Thema. Sie beginnt mit einer gemeinsamen Vision – und setzt sich fort in einer intensiven Zusammenarbeit bei Sortiment, Kommunikation und Mitarbeiterschulung. Wichtig ist, dass beide Marken – HIRMER und die Partnermarke – optimal zur Geltung kommen und echten Mehrwert aus der Kooperation ziehen. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, das ein stimmiges Markenerlebnis ermöglicht.“
Shopflächen sind eine Win-win-Situation. Wo ist der Gewinn der Marke, wo bei euch?
„Grundsätzlich messen wir klassischen Shopflächen keine übergeordnete Bedeutung bei. Vielmehr werden Marken homogen in das HIRMER-Konzept integriert und dort platziert, wo sie den Mehrwert für den Kunden unterstreichen. Die Marke profitiert dabei von Sichtbarkeit und einem passenden Umfeld, wir wiederum von einer stärkeren Profilierung. Wenn beide Seiten – in Ware, Visuals und Schulung – investieren, entsteht eine echte Win-win-Situation.“
Größte Barbour.-Fläche in Deutschland
Ihr habt auch die Schuhfläche komplett neu gestaltet. Wie sehen da die Markenpartnerschaften aus?
„Die neue Schuhfläche spiegelt unseren Anspruch an Auswahl, Qualität und Stil wider. Wir konzentrieren uns bewusst auf Marken, die für handwerkliche Exzellenz oder ein klares modisches Profil stehen. Unser Ziel ist es, dem Kunden nicht die größte Auswahl zu bieten, sondern die beste – und das gelingt nur mit starken Partnern, die unsere Werte teilen.“
Kommen noch weitere Umbauten oder seid ihr für die nächste Zeit durch?
„Der Wandel ist bei uns kein abgeschlossener Akt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wir entwickeln unser Konzept stetig weiter, übertragen erfolgreiche Ideen aus dem Stammhaus gezielt dort, wo sie absolut passen – sowohl zum Konzept, zur Zielgruppe als auch zur jeweiligen Leistungsmarke. Es geht uns nicht um schnelle Veränderungen, sondern um strategische Weiterentwicklung mit Substanz.“
Wie viel habt ihr in diesem Jahr für Investitionen ins Stammhaus veranschlagt?
„Die Investitionssumme liegt im mittleren einstelligen Millionenbereich. Wir haben uns bewusst für diesen Schritt entschieden, weil wir überzeugt sind, dass sich Qualität auszahlt – für unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und letztlich auch für unser Ergebnis.“
Hintergrund
Ulrich Hirmer und Gerhard Kränzle haben im Februar dieses Jahres gemeinsam die Geschäftsführung von HIRMER Handel übernommen und leiten die Marken HIRMER Stammhaus, HIRMER Große Größen und Eckerle. Ziel ist es, mit flachen Hierarchien und schlanken Strukturen die Transformation des Unternehmens zu beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Unterstützt wird das neue Führungsduo von den Prokuristen Jens Beukema und David Thomas.
Parallel setzt das Unternehmen auf eine klare Flächenstrategie. Im Untergeschoss der Kaufingerstraße 28 eröffnete HIRMER auf 350 Quadratmetern die neue Schuh Lounge mit Marken wie LLOYD, DOUCAL’S, On und Copenhagen. Mit der Eröffnungswoche vom 28. März bis 5. April folgten zwei weitere große Flächenprojekte: Barbour. eröffnete auf 250 Quadratmetern seine größte Shopfläche in Deutschland inklusive ausgewählter Damenartikel. Begleitend dazu wurde eine Tagesbar im Barbour.-Look installiert.
TOMMY HILFIGER eröffnete auf ebenfalls 250 Quadratmetern die größte Shop-in-Shop-Fläche Europas im HIRMER Stammhaus. Gezeigt wird die komplette Menswear-Kollektion. Die Partnerschaft mit HIRMER soll die Präsenz der Marke im Wholesale-Geschäft stärken.