Going East

CHIC Shanghai

Anders als bei den März-Ausgaben der CHIC in Shanghai, die mit Mode- und Designwear einen deutlichen Fokus auf Fashion legen, stehen die Messen im September traditionell im Zeichen der Produktion. ©John Appleseed auf Pixabay

Autor: Andreas Grüter
Seit nunmehr 30 Jahren ist die China International Fashion Fair (CHIC) eine der größten und wichtigsten Mode- und Textilmessen in China. Ursprünglich in Peking ansässig, zog sie 2015 nach Shanghai um, wo sie seitdem zweimal jährlich im National Exhibition and Convention Center stattfindet. Wir haben uns auf der Herbst-Edition, die vom 2. bis 4. September mit einem umfangreichen Rahmenprogramm über die Bühne ging, umgeschaut.

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Anders als bei den März-Ausgaben, die mit Mode- und Designwear einen deutlichen Fokus auf Fashion legen, stehen die Messen im September traditionell im Zeichen der Produktion. Das Gros der 652 Aussteller, darunter 31 Unternehmen aus dem europäischen und asiatischen Raum, bot dabei seine Leistungen als Original Equipment Manufacturer (OEM) sowie als Original Design Manufacturer (ODM) an. Bei Ersterem wird das fertige Design nebst Verarbeitungs- und Style-Spezifikationen komplett vom Kunden geliefert, bei Letzterem bieten die Produzenten ein vorgefertigtes und vom Kunden anpassbares Produkt an.

Covid out, Tariffs in

CHIC-Präsident und Präsident der China National Garment Association Chen Dapeng sieht den Standort China bis auf Weiteres stabil auf Wachstumskurs. ©FT

Wie war die Stimmung? Nach dem Ende der Pandemie, die die chinesische Textil- und Bekleidungsindustrie hart getroffen und auch die Internationalisierung der Messe stark ausgebremst hatte, verzeichneten Produzenten in der Folge zunächst eine Stabilisierung und anschließend deutliche Umsatzsteigerungen. Trotz der von den USA forcierten Zollkonflikte, durch die sich möglicherweise eine neue Krise am Horizont abzeichnet, gaben sich die meisten Aussteller im Gespräch ausnehmend positiv. Harnovee, ein familiengeführter Produzent von Glatt- und Wildleder aus Haining im Südosten Chinas, etwa verwies auf ein Umsatzplus von 30 Prozent in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr und Avoat, Produzent für sportive Ware aus dem ebenfalls im Südosten der Volksrepublik gelegenen Shenzhen, kann auf einen ähnlichen Umsatzzuwachs verweisen.

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Im Rahmen einer Pressekonferenz räumte CHIC-Präsident und Präsident der China National Garment Association Chen Dapeng zwar Turbulenzen im Markt ein, betonte aber die stabile Grundsituation und verwies auf ein Plus sowohl bei den Ausstellern als auch bei den Besuchern. Hier verzeichneten die Messebetreiber rund 61.000 Gäste, davon etwa 2.086 aus dem internationalen Raum. Laut Chen Dapeng gleicht das verstärkte Europageschäft die nur leicht gesunkene Nachfrage des US-amerikanischen Marktes in etwa aus. Chinesische Produzenten gäben zudem die durch die Zölle angezogenen Preise moderat weiter.

Die Konkurrenz schläft nicht

Nun entscheidet jedoch im internationalen Textil- und Bekleidungsmarkt bekanntermaßen gerade der Preis über das No und Go und schon die kleinsten Verschiebungen können hier für große Veränderungen sorgen. Stellt sich die Frage, ob China durch gestiegene Kosten im Preiskampf mit Bangladesch, Ägypten, Vietnam und verschiedenen afrikanischen Staaten nicht an Boden verliert. Eine Gefahr, die Chen Dapeng vorerst nicht sieht. Zwar würden Unternehmen bei einfachen Produkten wie etwa Shirts verstärkt auf eine Zusammenarbeit mit der günstigeren Konkurrenz setzen, doch bleibe der Standort China vor allem für komplexere Waren nicht zuletzt aufgrund des großen technologischen Vorsprungs der Hersteller bis auf Weiteres stabil auf Wachstumskurs.