Was schön ist, bleibt.

ZEITFRAGEN BY MAGALI

Schönheit in der Wirtschaft bedeutet demnach nicht, Dinge schönzureden, sondern sie so zu gestalten, dass sie sich richtig anfühlen. Márton Liszka ©Magali SOLUTIONS

Autor: Márton Liszka
Schönheit ist in der Sprache der Wirtschaft ein fast vergessenes Wort. Wir sprechen von Wachstum, KPIs, Effizienz, Marktwert, Innovation und sonstigen Kennzahlen. Von Schönheit sprechen wir kaum. Und wenn der Begriff doch auftaucht, dann oft als Synonym für Design, Auftreten oder Stil. Schönheit ist im Kern aber viel mehr als eine rein ästhetische Kategorie. Sie ist ein Gradmesser für Stimmigkeit, eine Form von Wahrheit, die sich nicht beweisen lässt, aber spüren.

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Wir alle kennen das Gefühl, wenn etwas einfach „passt“. Ein Raum, in dem man ankommt. Ein Kleidungsstück, das nicht nur sitzt, sondern Ausdruck ist. Ein Gespräch, das nicht perfekt, aber ehrlich ist. Schönheit entsteht in diesen Momenten, in denen das Äußere und das Innere übereinstimmen. In anderen Worten, wenn Form, Funktion und Haltung im Einklang miteinander sind. Das hat weniger mit makelloser Perfektion zu tun als mit schlichter Kohärenz.

Wenn man in der Wirtschaft einmal den Blick auf Schönheit – als gesamtheitliche Kohärenz – lenkt, verändert sich der Blick. Es tauchen Fragen auf: Wie fühlt sich ein Unternehmen an? Wie wirkt es, wenn man hineingeht? Wie gehen Menschen miteinander um? Schönheit wird bei diesem Perspektivenwechsel zum Indikator für Kultur, für Haltung, für Achtsamkeit. Ein Unternehmen kann schön sein, ohne dass seine Produkte es sind. Schön durch die Art, wie es Menschen behandelt, wie es Entscheidungen trifft, wie Werte gelebt werden.

Ein Unternehmen, das Schönheit ernst nimmt, wird nicht nur Dinge herstellen, sondern Atmosphären. Es wird darauf achten, wie es klingt und sich anfühlt.

In der Mode, im Design oder in der Kultur sprechen wir ständig über Ästhetik, aber seltener darüber, was ihr zugrunde liegt: eine tief menschliche Sehnsucht nach Harmonie. Ich glaube, genau darin liegt die Brücke zwischen Schönheit und Wirtschaft. Ein Produkt, ein Raum, eine Marke oder ein Unternehmen sind alles Formen, die etwas ausdrücken. Und sie alle tragen Verantwortung dafür, was es genau ist, was sie ausdrücken.

Schönheit ist meines Erachtens in diesem Exkurs daher nicht wie sonst üblich eine Frage des eigenen Geschmacks, sondern des Bewusstseins. Schönheit beginnt dort, wo jemand nicht nur fragt, was funktioniert, sondern auch, wie. So wird Schönheit zu etwas Integrativem, denn sie vereint Klarheit und Wärme, Struktur und Leben, Leistung und Sinn. Nützlichkeit wird mit Bedeutung verflochten und so wird Schönheit das, was uns verbindet, wenn alles andere uns trennt.

Ein Unternehmen, das Schönheit ernst nimmt, wird nicht nur Dinge herstellen, sondern Atmosphären. Es wird darauf achten, wie es klingt und sich anfühlt. Es wird wissen, dass Vertrauen auch eine ästhetische Dimension hat. Dass Menschen dort bleiben, wo es sich gut anfühlt, nicht nur dort, wo gut gezahlt wird.

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Wir haben uns daran gewöhnt, Erfolg in Zahlen zu messen. Aber das, was wirklich trägt und stützt, ist meistens nicht messbar. Schönheit lässt sich nicht kalkulieren, aber sie erzeugt Wirkung: Zufriedenheit, Bindung, Sinn. Vielleicht ist sie deshalb die nachhaltigste Ressource, die wir haben. Weil sie nicht verebbt, sondern bleibt.

Wahrscheinlich ist es deshalb auch kein Zufall, dass wir uns gerade jetzt so sehr nach dieser Art von Schönheit sehnen. In einer Welt, die laut, getrieben und visuell überladen ist, wächst das Bedürfnis nach Dingen, die gesamthaft stimmig sind und Sinn machen, nicht nur im Kopf, sondern auch im Gefühl. Schönheit als ersehnter Gegenpol zur Überforderung. Sie ist die leise, aber beständige Erinnerung daran, dass das Menschliche zählt.

Schönheit in der Wirtschaft bedeutet demnach nicht, Dinge schönzureden, sondern sie so zu gestalten, dass sie sich richtig anfühlen. Dass sie Menschen würdigen, Ressourcen achten, Atmosphäre schaffen. Wenn etwas schön ist, spüren wir, dass es stimmt. Und wenn es stimmt, entsteht Vertrauen in eine Marke, in ein Unternehmen oder in eine Zukunft, die mehr sein darf als nur funktional. Schönheit ist dann nicht Dekoration im Außen, sondern Orientierung im Innen.

Vermutlich ist es eine der Aufgaben unserer Zeit, wieder zu lernen, Schönheit und Harmonie als Fundament der Wirtschaft zu begreifen. Denn alles, was wirklich Bestand hat, ist nicht nur richtig oder wichtig, sondern auch schön.

Márton Liszka ©Magali SOLUTIONS

Der Autor

Márton Liszka ist Gründer von Magali SOLUTIONS und begleitet Menschen und Organisationen dabei, Veränderung bewusst zu gestalten. Mit unterschiedlichen Formaten schafft er Räume für Klarheit, Selbstführung, Zusammenarbeit und Innovationskraft. Zuvor war er als COO beim Zukunftsinstitut tätig und bringt juristische Ausbildungen aus Österreich, Großbritannien und den Niederlanden mit. Sein zentrales Anliegen: Unsicherheit als Chance begreifen und nachhaltige Lösungen entwickeln, die Wirkung entfalten.
Mehr unter: www.magalisolutions.com