Neu ist immer anders

Editorial

Markus Oess ©FT

Neu ist immer besser? Muss nicht sein, aber wenigstens ist neu immer anders. Das zurückliegende Jahr 2018 war nun wahrlich kein Freudenjahr. Aber wer beharrlich seinen Kopf rückwärts richtet, kann nur schwerlich ausmachen, was ihn vorne in der Zukunft erwartet. Die gerade zu Ende gegangene Pitti Uomo in Florenz zeigt, wie lebendig Mode immer noch sein kann. Freuen wir uns also auf eine erfolgreiche Fashion Week in Berlin. Natürlich haben wir uns auch mit aktuellen Trends beschäftigt und gaben einen ersten Überblick (Trends Nina), was die Branche modisch erwartet. Wir haben uns diesmal besonders die Entwicklungen der jungen Konsumenten angenommen. Sammeln sie nur noch digital Informationen oder gibt es noch ein Leben ohne Handy und welche Antworten gibt die IT-Branche dem Handel an die Hand? Dazu gehört natürlich auch die richtige Ansprache, sollen Verkäufer und Kunden im Laden nicht völlig aneinander vorbeireden. Und da wäre noch das Thema Sex und Jugendkultur. Egal ob Miniröcke in den 1960ern oder Muskelshirts in den 1980ern – mit mehr oder weniger sexy Looks provozierten die Jungen gegen die Alten. Aber macht sich der Faktor Sex in der Mode heute in Zeiten des WWW stärker bemerkbar? Nicht Generation Porno, sondern Generation Biedermann, beruhigt Medienpsychologin Nicola Döring zeichnet den Nachwuchs aus.

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Irgendwie anders tritt aber auch das belgische Label HOWLiN’ auf, das einen bemerkenswerten Mix aus Musik, Tradition und Design bietet. Deswegen haben die Belgier aber die Mode weder neu erfunden, noch Herstellungsweisen revolutioniert. Im Gegenteil, der Stricker produziert traditionell in Schottland und inzwischen Gründer zur Musik – und das vor allem zu einer speziellen Musikrichtung: dem New Beat (AB Sound) – einem Electro-Musikstil, der 1987 in Belgien entstanden ist. Und das ist dann doch wieder neu. Und weil wir schon bei der Musik sind, soll an dieser Stelle auch der Platten-Tipp des Monats nicht fehlen: Nach fünf Jahren Schaffenspause hat sich die US-Musikerin Sharon Van Etten mit einer neuen Platte zurückgemeldet. Über „Remind Me Tomorrow“, schreibt Musikexperte Christian Anders: „Irgendwo zwischen Psych Folk on Acid, emotionsgeladener Elektronik und seligem Singer-Songwriter-Segen, in den eigensinnig-einzigartigen Weiten zwischen Kate Bush, Siouxsie und Leslie Feist erreicht das neue Songwerk auch die entlegensten Tiefen des Hörerherzens und schenkt uns eine weitere verwegen-verspielte, versponnen-verführerische Facette einer faszinierenden Frau.“ Schauen und hören Sie mal rein.

Speziell die Mode lebt von der Abwechslung, von Neuem. Damit ist jede Saison auch immer wieder anders. Auch wenn sich die Betriebswirtschaftliche Realität nicht weichzeichnen lässt und am Ende des Tages der geschäftliche Erfolg stehen muss, sollten Sie sich den Blick auf das Neue, das Andere nicht trüben lassen. Ich wünsche viel Inspiration, aufregende Entdeckungen und natürlich eine glückliche Hand in dieser Orderrunde. Halten Sie die Augen auf für Neues und bleiben Sie anders.

Ihr

Markus Oess