Betreutes Einkaufen

Kommentar

Nina Peter
Nina Peter ©FT

Curated Shopping klingt deutlich eleganter. Nutzt man so einen Dienst hauptsächlich für Office-Bekleidung oder tatsächlich auch dann, wenn man einfach nur eine kurze Hose für den Strandurlaub braucht? Duzt oder siezt man seinen Stylisten? Ist es am Ende wirklich noch ein Mensch, der mich einkleidet, oder bin ich irgendwann so berechenbar, dass ein Algorithmus mehr Stilempfinden hat als ich selbst?

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Fragen über Fragen.

Betreutes Einkaufen – schon mal ausprobiert? Leider kenne ich nur Menschen, die diese Frage bisher verneinen. Und warum? Wenn die Supermarktkette mal den Einkauf liefert, okay – wenn die Getränke von anderen ins Haus getragen werden, auch okay – wenn der Postbote seinen persönlichen Ablageplatz fürs Paket kennt, bestens – das sind tolle Services, die das Leben erleichtern, die aber nicht unmittelbar die eigene Persönlichkeit betreffen oder gar beeinflussen. Bruce Boyle hat mal gesagt: „Real style is never right or wrong. It’s a matter of being yourself on purpose.“ Absichtlich man selbst zu sein – das kann man wohl auch nur selbst. Das ist allerdings eher eine Maxime für Menschen, denen Mode und der eigene Stil als Ausdrucksformen wichtig sind und die sich den Spaß an Farben, Stoffen und Kombinationen niemals nehmen lassen würden. Die wird man wohl mit Curated Shopping nicht erreichen, sondern eher mit Konzepten wie besonderen Maßanfertigungen und einem individuellen stationären Sortiment, das sich nicht im Bereich des Mainstreams bewegt.

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Dennoch ist Mode heute durchaus anspruchsvoll und kann zu einem schwierigen und zeitintensiven Thema werden. Selbst oder gerade im Kontext von Businessmode. Sportivität, Lässigkeit und Individualisierung werden zu neuen Herausforderungen, in denen die alten Dresscode-Regeln nicht mehr als zuverlässige Orientierungspunkte funktionieren. Wie kleidet man sich seriös, klassisch und dennoch so modern, dass man nicht verstaubt wirkt? An dieser Stelle könnte Curated Shopping sicherlich greifen. Ein weiteres wichtiges Argument für die Beanspruchung derartiger Dienste ist natürlich der Faktor Zeit. Obwohl man sicherlich auch beim Curated Shopping einen regen Austausch von Paketen und Retouren in Kauf nehmen muss, bis tatsächliche Matches generiert werden. Denn wenn daraus eine gute Beratung werden soll, hängt diese sicherlich zunächst von der Bereitschaft und Zeit ab, die der Kunde selbst im Vorfeld und auch stetig gewillt ist zu investieren.