Big Size Menswear

Nachgefragt

Mode für Männer in großen Größen? Eine Herausforderung! ©Adobe Stock

Autor: Maximilian Fuchs

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Als Nische wird der Plus-Size-Bereich oftmals unterschätzt, dabei gibt es immer mehr Männer, die sich in großen Größen modisch wohlfühlen möchten. Wir haben uns gefragt, wie der Stand im Jahr 2019 ist, und mit zwei Branchenexperten gesprochen, die es wissen: Sven Oudgenoeg ist Inhaber der Marke PLUS MAN und führt einen internationalen Online-Shop für Big Sizes. Claus Fleissner betreibt mit extra-inches.de einen gefeierten Plus-Size-Modeblog und ist für kult MODELS im Einsatz.

FT: Wie ist die Marktlage in der Plus Size Menswear und welches Augenmerk legt die Industrie auf den Bedarf stark gebauter Männer?
Sven Oudgenoeg: „Generell empfinde ich die Marktlage in der Menswear als schwierig. Bei uns in Holland gehen viele kleinere und mittlere Einzelhändler in die Insolvenz, in Deutschland zeichnet sich ja ein ähnliches Bild ab. Die Plus Size Menswear macht sich etwas besser, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Filialisten wie C&A oder Hennes & Mauritz das Plus-Size-Segment weitestgehend außer Acht lassen. Trotzdem gibt es eine wachsende Kundschaft und einen zunehmenden Bedarf an großen Größen. Deshalb sehe ich für kleinere und mittlere Händler die Chance, eine Nische zu besetzen. Ob die Industrie angemessen auf den Bedarf von Plus-Size-Trägern reagiert? Ein klares Nein! Die modischen Brands haben zwar vereinzelt schöne Stücke für Herren anzubieten, aber in Europa gibt es viel zu wenige Anbieter. Deshalb haben mein spanischer Geschäftspartner und ich 1994 mit der Marke PLUS MAN angefangen. Unser Credo lautet: ,Was ein Mann mit Größe L tragen kann, muss der Mann mit Übergröße auch tragen können.‘ Also keine langweilige Standardbekleidung in großen Größen, sondern modische, farbige Styles, die vor allem die richtige Passform bieten, die bei einem Plus-Size-Mann richtig gut sitzt. Neben drei stationären Läden und einem Online-Shop in Spanien haben wir im Jahr 2013 erfolgreich jeweils unseren Online-Shop in Benelux und Deutschland gestartet. Unsere Tür steht übrigens offen, wenn sich Händler für PLUS MAN als Menswear-Label interessieren.“

Claus Fleissner: „Der Markt wächst zum Glück. Sogar Curated Shopping kann man mittlerweile als Plus-Size-Mann in Anspruch nehmen! Das Hauptaugenmerk liegt tatsächlich aber noch auf eher klassischen Kollektionen für eine Zielgruppe ab 40 plus. Sich jung, modisch und trendy zu kleiden, ist erst und hauptsächlich durch Anbieter wie asos, JACK&JONES, TOM TAILOR und NEW LOOK möglich, die auch die wirklich trendigen Teile in die Plus-Size-Kollektion mit aufnehmen. An (auch jungen) Casual Looks ist die Auswahl mittlerweile sehr gut!“

Was sind Ihre Lieblingslabels?
Claus Fleissner: „asos, engbers, TOM TAILOR und JACK&JONES.“

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Sven Oudgenoeg: „Alle Marken, die wir selbst auch im Shop führen. Neben PLUS MAN sind es Labels wie REDFIELD, KITARO, ceceba, MonteCarlo, hajo, GATE ONE oder JACK&JONES.“

Wenn Sie einen Wunsch an die Modeindustrie richten dürften, wie würde er lauten?
Sven Oudgenoeg: „Wenn ich einen Wunsch an die Modeindustrie richten dürfte, dann wäre er klar, endlich das Problem der unterschiedlichen Größen in den Griff zu bekommen. Was bei der einen Marke 5XL ist, entspricht bei einer anderen Marke einer Passform von 6XL. Bei M und L ist es noch nicht mal so gravierend. Da hat ein Kunde zum Beispiel eine Brustweite von 39 Zentimetern, die gut sitzt – und wenn eine andere Marke in 39,5 Zentimetern fertigt, fällt der Unterschied nur geringfügig aus. Wenn man bei Größe 6XL angelangt ist, beträgt der Sprung direkt eine ganze Größe oder gar eineinhalb. Das Größenproblem ist eine Belastung im Daily Business und verunsichert die Kunden extrem. Ich sehe hier besonders unsere Nische als Vorreiter, um die Sache endlich in den Griff zu bekommen.“

Claus Fleissner: „Mein Wunsch wäre: Hört auf mit den Extrawürsten! Behandelt uns Plus-Size-Männer genauso wie Männer in Sample Sizes. Wir haben genauso Lust auf und Spaß an Mode! Gesteht uns das zu und erweitert die Größenläufe.“