„Diese Generation hat es echt schwer“

LDT Nagold

Für die AbsolventInnen ist die Pandemie besonders hart, doch halten sich die jungen Menschen wacker. ©Adobe Stock
Autor: Maximilian Fuchs

Interview mit Bettina Grüninger, Akademieleiterin und Prokuristin der LDT Nagold

Die Fachakademie LDT Nagold hat im letzten Jahr einen Führungswechsel vollzogen. Wir haben mit Bettina Grüninger, Akademieleiterin und Prokuristin, über die Sorgen der AbsolventInnen, hybriden Unterricht und die Modebranche als Arbeitgeberin gesprochen.

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Knapp ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie: Wie ist es um den Nachwuchs bestellt und mit welchen Problemen kämpfen Absolventinnen und Absolventen?

„Insgesamt kann man aber sagen, dass diese Generation es von den Perspektiven her und dem, was sie gerade in der Absolventenphase erlebt, echt schwer hat.“ Bettina Grüninger, Akademieleiterin und Prokuristin der LDT Nagold ©LDT Nagold

„Wir haben die Situation, dass wir seit Beginn der Pandemie zwei Abschlussjahrgänge verabschiedet haben. Den ersten Mitte Juli letzten Jahres, den zweiten im Januar 2021. Deshalb hat man inzwischen einen guten Überblick. Beim Sommerjahrgang war die Verunsicherung sehr groß, ob es überhaupt möglich sein wird, in der Modebranche einen Job zu bekommen. Das haben aber dann doch viele Absolventinnen und Absolventen geschafft, andere haben sich dazu entschlossen ihre Studienzeit zu verlängern und haben internationale Studiengänge oder auch berufsbegleitende weiterführende Maßnahmen angehängt. Wir standen in den letzten Monaten pandemiebedingt vor der Situation, dass unsere Partnerhochschulen, die wir beispielsweise in Irland oder Amsterdam haben, von Anfang an gesagt haben: ‚Wir freuen uns auf Euch – aber der gesamte Unterricht findet online statt.’ Das heißt, dass das Spektrum der Auslandserfahrung von den Studierenden nicht so mitgenommen werden konnte, wie man das üblicherweise kennt. Im Wintersemester haben wir strukturell bedingt viele duale Studierende, die nach dem Abschluss im Regelfall in ihren Unternehmen die nächsten Karriereschritte gehen. Insgesamt kann man aber sagen, dass diese Generation es von den Perspektiven her und dem, was sie gerade in der Absolventenphase erlebt, echt schwer hat.“

Im April beginnt das neue Semester. Gibt es genügend Angebote von den Firmen, um Praxiserfahrung zu sammeln?
„Es gibt einige Studierende, die gerne Praktika in der Modebranche machen möchten – doch das war in den letzten Monaten sehr schwierig, da viele Firmen keine PraktikantInnen nehmen konnten. Im Regelfall sind unsere Studentinnen und Studenten sehr gefragt für diese Art ‚Schnupperpraktika’ während der Semesterferien. Wenn sie bisher zwei Bewerbungen schreiben mussten, waren es jetzt eher zehn. Wir haben es meistens geschafft, weil wir ein sehr gutes Netzwerk in der Modebranche haben, aber die Studierenden mussten sich echt anstrengen, das war vor eineinhalb Jahren noch gar kein Problem. Dennoch erlebe ich auch eine große Welle des „Anpackens“ bei den jungen Menschen, die also nicht den Kopf in den Sand stecken und sich in die Opferrolle begeben, sondern frühzeitig erkannt haben, dass sie nun noch mehr Gas geben müssen. Jetzt im April beginnt das Vollzeitmodell an der LDT und wir haben den nächsten Start mit dem dualen Modell im zweiten Halbjahr. Wie es bis dahin aussieht, mit freien Ausbildungsplätzen für Herbst/Winter, kann man zu Corona-Zeiten schwer abschätzen. Ich persönlich rechne jedoch mit einem Rückgang – und dabei ist gerade jetzt wichtig, mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung den Studierenden zu zeigen, wie toll und vielfältig die Modebranche ist.“

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Stichwort Digitalisierung: Haben Sie an der LDT das Online-Angebot erweitert und wie findet der Unterricht zurzeit statt?
„Hier sind wir mit vollem Einsatz dran, und wie jede andere Schule auch haben wir uns dem Thema gestellt. Aktuell machen wir es hybrid, das heißt, praxisbezogene Arbeiten finden soweit denn möglich physisch statt, der theoretische Teil jedoch weitestgehend online. An den Vorlesungen können die Studierenden entweder von Zuhause aus teilnehmen oder in bereitgestellten Räumen an der LDT. Seit letzter Woche liegt ein Glasfaser-Anschluss an der LDT und ich bin sehr glücklich, dass die Infrastruktur nun steht, um weitere Maßnahmen wie zum Beispiel ein Film- und Fotostudio zu implementieren.“