Russland: Corona-Krise dämpft Kaufkraft

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E-Commerce boomt

Das russische Wirtschaftsministerium erwartet, dass die frei verfügbaren Einkommen 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent steigen werden. Insbesondere sollen die staatlichen Sozialleistungen, die etwa ein Fünftel der Haushaltseinkommen ausmachen, die Kaufkraft stärken. Im Vorfeld der im September 2021 stattfindenden Duma-Wahlen wurde dafür ein neues Sozialpaket mit einem Volumen von rund 5,7 Milliarden Euro angekündigt. „Vor allem Rentner, kinderreiche Familien und Staatsdiener dürften profitieren“, schätzt die Germany Trade & Invest Moskau (GTAI), eine Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing mit Sitz in Bonn in einem aktuellen Bericht. Aber infolge der Viruspandemie müssten viele Konsumenten Lohnkürzungen oder den Verlust ihres Arbeitsplatzes klarkommen, heißt es weiter. Die realen Einkommen sanken 2020 trotz steigender Reallöhne im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent. Das durchschnittliche Einkommen pro Kopf liegt laut Rosstat bei 35.361 Rubel (etwa 427,47 Euro).

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Dieses Jahr werden die Konsumausgaben zum Vorjahr um 5 bis 6 Prozent steigen, erwartet die Zentralbank. Vor allem der Nachholbedarf durch aufgeschobene Beschaffungen fördere das Wachstum. Das Vorkrisenniveau dürfte der Einzelhandel jedoch erst 2022 wieder erreichen. Von Januar bis Februar 2021 ging der Einzelhandelsumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,7 Prozent zurück. Im Jahr 2020 brach der Umsatz um 4,1 Prozent auf 405,6 Milliarden Euro ein. Die anhaltende Unsicherheit des Pandemieverlaufes und die Abwertung des Rubels sowie steigende Lebenshaltungskosten dämpfen weiter die Nachfrage. Russische Verbraucher verzichten während der Pandemie auf 25 Prozent der zuvor im Warenkorb enthaltenen Produkte, ermittelte NielsenIQ. Vor allem bei langlebigen Konsumgütern und Schnelldrehern wird gespart. Stark betroffen sind Schuhe, Kleidung, Schmuck und Möbel mit einem Rückgang von durchschnittlich 20 bis 30 Prozent. Überdies verstärkt die Corona-Pandemie die Transformation im Einzelhandel. Der Umsatz im Onlinehandel stieg 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 58,5 Prozent auf etwa 39 Milliarden Euro, meldet der Verband der Internethändler (AKIT). Das entspricht einem Marktanteil von 9,6 Prozent am Einzelhandelsumsatz. Für 2021 rechnet AKIT mit einem Wachstum des E-Commerce auf etwa 41,6 Milliarden Euro. Immerhin: „Ein Teil des Online-Konsums dürfte sich nach dem Ende des Lockdowns wieder in die Läden zurückverlagern, prognostiziert die Studie „The Influential Shopper“ von SAP und The Economist Intelligence Unit vom September 2020“, heißt es in dem GTAI-Bericht.