Menschen, Mode und Markenfetischismus

Markenkollaborationen

Wenn Marken kooperieren, können neue Zielgruppen erschlossen werden. ©Freepik Pro
Autor: Maximilian Fuchs

Designer beim Discounter

Diese Kombination kann seltsame Formen annehmen. DHL-Paketbotinnen und -Paketboten sind wahre Heldinnen und Helden und gerade während der Pandemie hierzulande unerlässlich im Leben der meisten Menschen. Doch die wenigsten von ihnen sind sich wohl bewusst, dass ihre Arbeitskleidung in der Modewelt – in Form einer Kollaboration mit dem Label VETEMENTS – ein wahrer Schatz ist. Zum Beispiel ein T-Shirt mit plakativem DHL-Logoprint für 660 US-Dollar oder ein Color-Blocking-Poloshirt für 730 US-Dollar.

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Ein Poloshirt mit DHL-Logo für 730 US-Dollar aus der Kollaboration mit VETEMENTS

Die Marke VETEMENTS von Designer Demna Gvasalia, die treibende modische Kraft hinter der DHL-Kollaboration, gilt für manche Streetwear-Liebhaber als Kult. Die limitierte Kollektion war kurz nach Launch ausverkauft. Auch andere Unternehmen aus den unterschiedlichsten Bereichen gehen längst den Weg der Markenpartnerschaft. Es war 2014 Karl Lagerfeld, der gemeinsam mit H&M eine Capsule Collection ankündigte, die für wahre Drama-Shopping-Szenen sorgte. Der Andrang war riesig, zeitweise brach die Website zusammen und auch stationär waren die Teile innerhalb weniger Stunden restlos ausverkauft. Die erfolgreiche Kooperation mit anderen, ebenso namhaften Designerinnen und Designern wie Pierre Balmain, Sonia Rykiel oder Roberto Cavalli bringt den Schweden Hennes & Mauritz immer wieder einen enormen PR-Schub. Das Allerwichtigste: Limitierung! Nur wenn die Pieces die Begehrlichkeit erwecken, begrenzte Zeit verfügbar zu sein und zu möglichen Sammlerstücken zu avancieren. Wenn Designerware hingegen massenhaft, durch unregulierte Ströme verfügbar wird (beispielsweise bereitgestellt durch Lizenznehmer einer Marke), leidet das Image.

Demokratie und Design

„Die Demokratisierung des guten Designs.“ Dieses Ziel (und O-Ton) hat Jette Joop im Rahmen der Zusammenarbeit mit ALDI SÜD verfolgt, als sie ihre Modekollektion für den Discounter präsentierte. Die Mutter eines 13-jährigen Sohnes sei sich bewusst, dass viele Menschen nicht den Zugang zu Mode hätten. Oftmals seien „die Entwürfe zu abgedreht, zu teuer und präsentiert von mageren Models.“ „Hochwertig und bezahlbar“, so versprach es Jette Joop damals. Angst, diese Kooperation könne ihrem Image schaden, hatte die gebürtige Braunschweigerin nicht. „Ich betrachte es als freche Herausforderung. ALDI ist Kult“, sagte sie damals im Interview mit dem Handelsblatt. Und damit sollte die Designerin aus Braunschweig recht behalten.

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Discounter Kult

CAMP DAVID hat im April eine spezielle Kollektion für LiDL auf den Markt gebracht. Beworben von Dieter Bohlen und seiner Freundin Carina Walz. ©LIDL

Ihr Unternehmen JETTE hat keinen Imageverlust zu verzeichnen. Im Gegenteil, sie hat früh einen Trend erkannt, der heute auch von anderen gerne genutzt wird. Kürzlich hat CAMP DAVID seine Markenbotschafter und Pop-Prominenten Dieter Bohlen und Carina Walz für den LK-Discounter LiDL ins Rennen geschickt, um als „zweite, exklusive Zugabe eine weitere Sommerkollektion zu präsentieren.“ Die Leute scheinen es zu feiern und fleißig zu kaufen, wie wir beim Filialcheck feststellen konnten. Auf Anfrage wurden keine konkreten Zahlen genannt, weder von LiDL noch der CLINTON GROUP, dem Mutterkonzern hinter CAMP DAVID. Dieter Bohlen sagte FT auf die Frage, was ihn an dieser Kooperation reize: „Seit über zehn Jahren bin ich schon das Gesicht für CAMP DAVID, die Kleidung passt perfekt zu mir. Ich freue mich sehr, dass mich mit CAMP DAVID so eine lange Partnerschaft verbindet und ich viele Menschen für die Outfits begeistern kann.“ Der Plan scheint aufzugehen.