Sechstes Album der Band aus Oakland mit der charismatischen Shannon Shaw im Mittelpunkt. Die Band firmierte einst unter Garage Punk, hat inzwischen aber die Grenze zu erweiterten Pop-Horizonten überschritten. Die Stimme durchaus herb und eckig, der Sound aber nur noch teilweise mit Sixties-Orgel und Fuzz-Riffs, dafür geht die Reise wahlweise in Richtung Phil-Spector-Teenpop-Drama, Torch Song à la Holly Golightly oder auch mal blanken Indie Pops. Shannon And The Clams kriegen auch deutliche Stilsprünge locker hin, sind beim knackigen Sixties-Rock aber am besten aufgehoben. So ist „Midnight Wine“ ein echtes Highlight: mit Groove und Hookline, aber eben im Vintage-Sounddesign. In lauteren Momenten durchaus in Richtung Detroit Cobras, oft aber auch ruhiger, glatter, reifer, kommerzieller im besten Sinn. Die Vocal-Arrangements sitzen perfekt, die Instrumentierung ist cool und variabel. Punk? Eher nicht mehr, dafür wird gekonnt aus der kalifornischen Rockgeschichte zitiert. Vielleicht liegt es auch an den Support-Gigs für The Black Keys und Greta Van Fleet? Jedenfalls ist das Album mit Dan Auerbach in dessen Easy Eye Sound Studio entstanden, was man auch heraushören kann. Überzeugend finde ich den lässigen Umgang mit so unterschiedlichen Styles wie R&B, viel Sixties-Girlpop, Doo Wop und sogar Surf. Vintage-cool und von reifer Schönheit.
Auf „How Long Do You Think It’s Gonna Last?“ sind viele von Dessners früheren Kollaborateur(inn)en und Freund(inn)en zu Gast und setzen den gegenseitigen Austausch von Ideen fort, der seine kreative Community ausmacht. Die Songs enthalten Beiträge von Robin Pecknold von den Fleet Foxes („Phoenix“), Ben Howard & This Is The Kit („June’s a River“), Naeem („Easy to Sabotage“), Sharon Van Etten, Lisa Hannigan und Shara Nova von My Brightest Diamond („Hutch“, ein Stück, das von Dessners verstorbenem Freund, dem Frontmann von Frightened Rabbit, Scott Hutchison, inspiriert wurde) und Taylor Swift selbst („Birch“ und „Renegade“; letzteres wurde im März 2021 in Los Angeles im Kitty Committee Studio aufgenommen, in derselben Woche, in der Swift und Dessner den GRAMMY für das Album des Jahres für „Folklore“ gewannen). Sein Bruder Bryce Dessner steuerte die Orchestrierung bei. „Das ist alles Musik, die ich ursprünglich geschrieben habe und mit der ich mich emotional verbunden fühle, aber es war sehr interessant zu hören, wie sich verschiedene Menschen darauf beziehen und wie verschiedene Stimmen damit interagieren“, sagt Dessner, der zum ersten Mal auch selbst den Gesang bei drei Tracks übernimmt. „Das ist es, was es besonders macht. Bei allen, die auf dieser Platte mitwirken, gibt es eine Offenheit, eine kreative Großzügigkeit und eine emotionale Qualität, die alles miteinander verbindet.“
Das düstere und aalglatte „Highway“ nutzt rücksichtsloses Autofahren als Metapher für einen Lebensstil, der sie nicht mehr interessiert. Ausgebrannt von schlechten Gefühlen und bereit, Spaß an Melodien und Beats zu haben, holte sich Green den Produzenten Gordon Raphael (The Strokes) ins Boot, um ihre Songs auf ein höheres Niveau zu heben und gleichzeitig ihre Lo-Fi-Ästhetik zu bewahren. Raphael war bereits ein Fan, denn er hatte eine Show in L.A. gesehen und war „beeindruckt, wie selbstbewusst und kraftvoll sie wirkte, obwohl sie die Einzige auf der Bühne war“. Er stimmte zu und zusammen mit dem Schlagzeuger Brendan Eder und dem Hip-Hop-Produzenten Aqua entstand in einigen Wochen in Los Angeles Cool. Die Themen des Albums kommen in der Hymne „It’s Nice to Be Nice“ zusammen, Greens Erinnerung an sich selbst, dass man bekommt, was man gibt, und es daher wichtig ist zu versuchen, der beste Mensch zu sein, den man geben kann – eine hart erkämpfte, aber wichtige Lektion in der emotionalen Reife, die Cool ausmacht.