Augen zu und durch?

EDITORIAL

Markus Oess ©FT

Ich weiß nicht, wer schon mal versucht hat, mit verbundenen Augen über einen Schwebebalken zu rennen. Um es gleich zu sagen, ich nicht, aber es ist ein gutes Bild der aktuellen Lage. Man hat fühlbar festen Boden unter den Füßen, aber Fehltritte sind nicht gerade hilfreich. Die richtige Balance ist unerlässlich und man sollte möglichst leichtfüßig unterwegs sein. Dumm nur, dass man in der Situation nicht gerade sieht, wo man steht, geschweige denn, wo man hintritt. Was hilft, ist, in die Knie zu gehen und sich auf allen vieren nach vorne zu tasten. Ist nicht elegant, aber man kommt an, vielleicht etwas später als andere, aber wieder andere sind sicher gestürzt. Manche vertrauen ihrem Instinkt und wieder andere bauen auf ihre Erfahrung oder schaffen es irgendwie, durch die Augenbinde durchzublinzeln. Kurzum, es gibt nicht die Methode, die sicher zum Ziel führt, sondern verschiedene, und nicht jede eignet sich für alle gleich gut.

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Die Pitti Uomo war ein wichtiges Signal für die Branche, denn es geht was, auch wenn sich die Omikron-Welle zu einer bedrohlichen Wand aufbaut und alles zu begraben droht. Der Saisonauftakt ist beileibe nicht der wie vor zwei Jahren noch, als noch keiner damit rechnete, dass ein Virus die Welt in Geiselhaft nehmen wird. Aber er ist da und auch wenn Corona nach landläufiger Meinung nur Trends verstärkt, nicht schafft, ist klar: Wir leben inzwischen in einer anderen Welt und in ihr müssen wir uns zurechtfinden. Dass das funktioniert, hat die Messe bewiesen.

Auch in Deutschland wird es Lösungen geben, wie die Händler Ware sichten können. Es gibt Vorteile gegenüber den zurückliegenden Monaten. Wir können besser mit dem Virus umgehen und wir haben einen Impfstoff. Gleichzeitig sind die Händler darauf angewiesen, ihre Lager aufzufüllen. Marken wie hajo POLO & SPORTSWEAR oder OLYMP erleben die Pandemie völlig unterschiedlich. Während OLYMP schwer gebeutelt wurde, konnten die Weidener im vergangenen Jahr sogar an Umsatz zulegen und ihre Rendite verbessern. Aber beide Firmen haben sich nicht nur auf die Situation eingestellt, sondern gehen aktiv voran. Und obwohl die Politik dem Handel das Leben nicht unbedingt einfach macht, wie der Stuttgarter Ökohändler Philipp Scheffbuch aus seinem beruflichen Alltag berichtet, geht er seinen Weg auf die ihm passende Weise, um im Bild zu bleiben. Mit dem nötigen Gestaltungswillen und Mut sind auch in Corona-Zeiten Neugründungen möglich, wie es der Fürther Raimar Bradt in seiner ihm eigenen Art zelebriert. Ich bin nicht sicher, ob er auf dem Schwebebalken eine gute Figur abgeben würde, aber ich bin sehr sicher, dass er zum Ziel kommt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen erfolgreichen Saisonstart und eine glückliche Hand bei der anstehenden Order. Fallen Sie nicht runter!

Ihr

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Markus Oess