Eistee zum Frühstück

Auf ein Kaltgetränk mit…

„Mich haben Stoffe schon als Kind fasziniert. Die Tatsache, dass man aus ihnen eine Hülle bauen kann, die flexibel genug ist, damit sich ein Körper darin wohlfühlt, finde ich bis heute wahnsinnig spannend.“ Joachim Kern ©Kölner Stadt-Anzeiger/ Stefan Worring

Autor: Andreas Grüter
Pünktlich zum Frühlingsbeginn hatten wir für unsere „Auf ein Kaltgetränk mit …“-Reihe Joachim Kern vom Kölner Herrenmode-Label joaH kRaus zu Gast. Wir tranken Eistee und sprachen über Stoffe, Jahreszeiten und Frieden in Zeiten des Krieges. Viel Spaß beim Lesen.

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FT: Der Frühling ist erwacht. Mit welchem Kaltgetränk wollen wir ihn begrüßen?
Joachim Kern: „Da ich, wie jedes Jahr, eine alkoholische Pause bis Ostern einlege, lade ich dich zu einem selbst gemachten Eistee ein.“

Was kommt dazu auf den Teller?
„Die Tasse natürlich, es soll doch ein wenig stilvoll aussehen.“

Endstation Mode. Wie bist du in der Branche gelandet?
„Mich haben Stoffe schon als Kind fasziniert. Die Tatsache, dass man aus ihnen eine Hülle bauen kann, die flexibel genug ist, damit sich ein Körper darin wohlfühlt, finde ich bis heute wahnsinnig spannend.“

Wenn ich nicht in Sachen Fashion unterwegs wäre, würde ich jetzt …
„… als Architekt alte Häuser behutsam zurück- und umbauen. Interessanterweise sind Gebäude ja auch Hüllen. So weit sind Bekleidung und Architektur also gar nicht voneinander entfernt.“

Du lebst in Köln. Traumstadt oder notwendiges Übel?
„Obwohl ich ein Imi bin, fühle ich mich in der Domstadt mehr zu Hause als anderswo.“

Sommer oder Winter?
„Eigentlich sind mir der Frühling und der Herbst die liebsten Jahreszeiten.“

Berge oder Meer?
„Der Berge Täler und des Meeres Rauschen sind mir beide sehr genehm.“

Stoffe, mit denen ich immer arbeiten würde.
„Sortenreine, hochwertige Materialien. Aktuell dürfen die dann auch sehr gerne gemustert sein.“

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Stoffe, mit denen ich nie arbeiten würde.
„Billige Mischgewebe.“

Mode ist für mich …
„… ausdrücklich erwünscht! In einem Umfeld, das sich als offen, stilbewusst und ästhetisch gebildet empfindet, ist das die einfachste Art, sich zu positionieren. Lass es uns doch mit einem weiteren Kulturgut, dem Essen, vergleichen. Auch da bereichern gute und hochwertige Lebensmittel unsere Mahlzeiten.“

Stil ist für mich …
„… etwas, das man kultivieren muss.“

Luxus ist für mich …
„… selbstbestimmtes Leben in Ruhe und Frieden.“

Fünf Dinge, auf die ich nicht verzichten könnte.
„Frisches Wasser, saubere Bettlaken, ein kleiner Rückzugsort, Stille und vor allem Frieden.“

Fünf Dinge, auf die wir alle dringend verzichten sollten.
„Krieg, Ignoranz, Wichtigtuerei und Besserwisserei sowie Individualismus, der sich über das Gemeinwohl stellt.“

Welche Platte und welches Buch hast du zuletzt gekauft, welches Konzert zuletzt besucht?
„Mein letzter Konzertbesuch hat mich in die Kunst-Station Sankt Peter Köln geführt, wo die italienische Pianistin Vittoria Quartararo mit Werken von Henri Dutilleux aufgetreten ist. Ein wunderbarer Abend, zu dem ich dann auch gleich die passende CD erworben habe. Auf meinem Nachttisch liegt aktuell Carl von Clausewitz’ ‚Vom Kriege‘ – das wohl bedeutendste Theoriewerk, das jemals über die Kriegsführung verfasst wurde.“