Nachhaltigkeit und Partnerschaft

FTbasic

ettics führt circa 50 Marken und bietet darüber hinaus Basics unter eigenem Label. Alle Bilder ©ettics

Autor: Maximilian Fuchs
In unserer Serie „FTbasic“ laden wir kleine und mittelständische Händler zum Gespräch, um über das Geschäft mit der Mode in der aktuellen Situation zu sprechen. Dieses Mal waren wir in Witten bei ettics und haben uns mit Geschäftsführer Lucas Bauer unterhalten.

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Lucas Bauer, Geschäftsführer von ettics, setzt auf Kooperation mit Partner-Stores.

FT: In Köln habt ihr kürzlich den dritten ettics Store eröffnet, ein mutiger Schritt zur Expansion in der aktuellen Zeit. Bitte erzähl uns etwas über das Konzept des Ladens und über die Labels, die ihr führt.
Lucas Bauer: „ettics ist ein junger, moderner Multi-Brand-Store für faire Mode mit inzwischen drei Standorten im Ruhrgebiet und im Rheinland und einem angeschlossenen Online-Shop. Unsere Concept Stores bestechen vor allen Dingen durch eine ansprechende, minimalistische Gestaltung der Ladenlokale und eine konsequente Ausrichtung auf faire und umweltbewusst produzierte Mode mit einem hohen Anspruch an Design und Stil. Das Besondere an unseren Stores ist, dass wir nie allein an einem jeweiligen Standort sind, sondern immer eine Partnerin vor Ort haben. In Witten ist es unser Unverpackt-Laden ,die FÜLLBAR‘, in Dortmund ist es die Kaffeebar ,Neues Schwarz‘ und in Köln ist es der ,SUPERBioMARKT‘ am Zülpicher Platz. Wir verkaufen bei ettics insgesamt circa 50 Labels, allen voran die bekannten fairen Modemarken wie patagonia, VEJA oder ARMEDANGELS. Unsere Eigenmarke mit Basics im Fashion- und Home-Bereich macht knapp 20 Prozent des Umsatzes aus.“

Was sind die besonderen Herausforderungen des fairen Handels in der Modeindustrie?
„Ich glaube, das Hauptproblem ist ein kommunikatives, denn auf der Sourcing- und Produktionsseite gibt es funktionierende Modelle. Das Thema ,Greenwashing‘ wird immer prekärer, bedingt durch die gestiegene Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher. Es ist schon seltsam, wenn große multinationale Konzerne, die in der Vergangenheit eher mit Fast Fashion aufgefallen sind, plötzlich anfangen, sich nachhaltiges Handeln auf die Flagge zu schreiben. Es wäre super, ginge es hier wirklich um Wandel. Doch ich glaube, wenn man genauer hinschaut, handelt es sich in vielen Fällen einfach nur um geschicktes Marketing. Mit gut gefüllter Kampfkasse kann man so die Illusion erzeugen und vor allem über alle Kanäle kommunizieren, dass das Herz doch für den Umweltschutz schlägt. Dies macht es für Marken und Händler, die belegbar nachhaltige und fair produzierte Mode anbieten, entsprechend schwieriger, sich aufzustellen.“

Es gibt inzwischen drei Stores sowie den eigenen Online-Shop.

Nach deiner Einschätzung: Welche Rolle spielen Zertifikate und Siegel bei den Konsumentinnen und Konsumenten und wie bewertest du die Textil-EPR-Richtlinie der EU als Händler?
„Als Händler bewerte ich die Richtlinie erst einmal positiv. Es ist wichtig, einen einheitlichen Standard festzulegen, der über die Landesgrenzen hinausgeht. Man kann sich den ganzen Prozess wie eine Treppe vorstellen und mit der EPR-Richtlinie haben wir eine weitere Stufe geschafft, sind aber noch nicht oben angekommen. Bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern spielt die Rolle von Siegeln meiner Meinung nach eine nachgelagerte. Einfach, weil es ja auch nicht allein im Textilbereich Hunderte von Siegeln gibt und am Ende nur noch die wenigsten durch diesen Dschungel blicken. Dennoch sind etablierte und transparente Zertifizierungen eine gute Leitplanke beim Sourcing und daher wichtig. Für Verbraucherinnen und Verbraucher hingegen sind sie nach meiner Wahrnehmung weniger von Bedeutung.“

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Welche Auswirkungen hat die Energiekrise jetzt schon auf das Geschäft und was befürchtest du für den Winter?
„Wir wappnen uns natürlich. Das heißt, unsere Ladenbaufirma ist seit Wochen dabei, für alle drei Stores Energiekonzepte zu entwickeln und zu schauen, wo wir weiter einsparen können. Ich bin weiter hoffnungsvoll, dass es eine akzeptable politische Lösung gibt, denn ansonsten droht der Worst Case. Nach ersten Berechnungen droht uns allein für die zwei Läden in Witten und Dortmund eine energiebedingte Mehrbelastung von mehreren 10.000 Euro im Jahr. Wenn ich mit meinem Netzwerk innerhalb der IHK oder mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern spreche, dann geht es ihnen ganz ähnlich. Ohne politische Lösungen wird das im nächsten Jahr sehr spannend.“

Abschließende Frage zu eurem Online-Shop: Seit wann habt ihr das ettics-Sortiment im Netz und wie läuft der digitale Store?
„Unseren Online-Shop, den es seit Anbeginn von ettics im Jahr 2019 gibt, verstehen wir tatsächlich als eine Verlängerung unserer physischen Ladenlokale. Alle unsere Läden und auch der Online-Shop sind an ein zentrales System angeschlossen, sodass die ständig synchronisierte Verfügbarkeit von Produkten sichergestellt ist. Unser Plan ist es, den digitalen Shop im nächsten Jahr noch weiter zu pushen; da ist noch Potenzial nach oben. In der stationären Welt ist die Rechnung simpel: Man packe einen coolen Laden an einen frequentierten Ort – und man erreicht seine Zielgruppe. Im Web heißt diese Hauptstraße Google Ads, von daher wollen wir uns darum kümmern, dass der Online-Shop vom Fashion Window für unsere Bestandskunden dazu übergeht, neue Kundinnen und Kunden auf ettics und unsere Produkte aufmerksam zu machen.“