Mehr ist mehr

Marilyns Trendradar

„In den kommenden Jahren werden wir verstärkt sehen, dass Handelsleute für den Verkauf über Social Media keinen eigenen Online-Shop mehr benötigen.“ Marilyn Repp, stellvertretende Geschäftsführerin vom Mittelstand-Digital Zentrum Handel beim HDE ©HDE

Autorin: Marilyn Repp
Social Media sind wichtig – das wissen inzwischen alle Unternehmen querbeet, auch aus dem Handel. Aber welche Trends werden 2023 wichtig? Und was müssen Handelsleute jetzt konkret tun?

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Employer Branding

Der Personalmangel nimmt in Deutschland schlimme Ausmaße an. Für Unternehmen verschärft sich daher der War for Talents. Ein Talent kann dabei auch eine ungelernte Verkäuferin oder ein Lagermitarbeiter ohne Ausbildung sein, denn auch Geringqualifizierte werden auf dem Arbeitsmarkt derzeit gesucht. Was können Handelsleute also tun, um sich gut zu positionieren? So viel sei gesagt: Bei der Personalwerbung ist es ähnlich wie bei der Kundenwerbung. Ein gutes Image hilft enorm. Und das kann man selbst und aktiv prägen, wenn es denn auf der Agenda ist. Die Aktivitäten rund um die Markenbildung auf dem Arbeitsmarkt nennt man Employer Branding und genau das wird immer wichtiger. Denn viele junge Arbeitskräfte nutzen die sozialen Medien wie eine Suchmaschine.

Welchen Eindruck vermittelt der Store? Ist es cool, dort zu arbeiten? Meine Empfehlung für 2023 ist es daher, die Social-Media-Auftritte auch rund um das Anwerben von Mitarbeitenden zu gestalten. Warum nicht eine authentische Storetour machen? Aber bitte inklusive Versprecher und Pannen, denn Authentizität ist Trumpf in den sozialen Medien. Es darf nicht gestellt und aufgesetzt wirken. Oder den Employee Wednesday einführen – jede Mitarbeiterin stellt mal einen Tag lang ihren Job vor und nimmt die Followerinnen und Follower von morgens bis abends mit.

Social Commerce/Live Shopping

Die Pandemie wirkte für den E-Commerce wie ein Katalysator. Dabei findet zeitgleich ein Shift von den Online-Shops hin zu den Social-Media-Plattformen statt. Knapp zwei Drittel der bei einer Studie von Accenture befragten Social-Media-Nutzenden gaben an, im letzten Jahr einen Social-Commerce-Kauf getätigt zu haben. Die Studie geht davon aus, dass bis 2025 die meisten Social-Commerce-Einkäufe weltweit in den Bereichen Kleidung (18 Prozent), Unterhaltungselektronik (13 Prozent) und Heimtextilien (7 Prozent) zu erwarten sind. Hier besteht also ein enormes Potenzial für den Fashion E-Commerce.

Aber wie und wo soll man als Händlerin beziehungsweise Händler beginnen? Wie immer sollte man bei der Zielgruppe anfangen. Wer ist sie genau und wo hält sie sich auf?

In den kommenden Jahren werden wir verstärkt sehen, dass Handelsleute für den Verkauf über Social Media keinen eigenen Online-Shop mehr benötigen. Die Kundin kauft direkt innerhalb der App und checkt auch dort aus. Das bedeutet natürlich eine gewisse Abhängigkeit von den Plattformen, sowohl finanziell als auch den Rahmen und die Gestaltung betreffend. Meta zum Beispiel nimmt 5 Prozent Transaktionsgebühr und gibt den gesamten technischen Rahmen vor.

Auch beim Thema Live Shopping bleibt zu sagen: Authentizität ist Trumpf, ein professionelles Studio wie im Teleshopping ist nicht zu empfehlen, weil die Nutzenden das so nicht mehr kennen. Ihre Wahrnehmung ist geprägt von Influencerinnen und Influencern, die sie live und spontan mit durch ihr Leben nehmen. Trotzdem sollte man unbedingt auf Licht- und Tonqualität achten.

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Wichtige Stichworte im Social Commerce sind außerdem: Erlebnis, Inspiration und Unterhaltung. Das bloße Präsentieren von Produkten kann schnell langweilig werden.

User-Generated Products

Interaktion und Engagement der Userinnen und User – darauf basieren Social Media. Eine hohe Interaktionsrate vonseiten der Followerinnen und Follower ist deshalb immer das Ziel der Aktivitäten. Stellen Sie sich vor, Sie konnten ein Produkt selbst mitgestalten – die Wahrscheinlichkeit, dass Sie es kaufen und in Ihrem Netzwerk teilen, ist viel höher als bei herkömmlichen Produkten. Auch hier ist eines wieder wichtig: Authentizität. Darüber hinaus muss die Zielgruppe konform sein und passen, denn nur so lassen sich die Nutzenden auch aktivieren und beteiligen.

Insgesamt bleibt zu sagen: Social Media bleiben, denn die Nutzungsdauer der Menschen auf diesen Plattformen steigt jährlich. Je mehr Reichweite man hat, desto besser.

Marilyn Repp ©HDE

Zur Person

Raus aus der Komfortzone, rein in die Zukunft! Das ist Marilyn Repps Botschaft an mittelständische Unternehmen. Beim Handelsverband Deutschland ist sie stellvertretende Geschäftsführerin vom Mittelstand-Digital Zentrum Handel und unterstützt dort den Handel bei der digitalen Transformation. In ihrem Podcast „Zukunft des Einkaufens“ scannt sie die neuesten Trends und Innovationen der Branche. Marilyn Repp ist außerdem eine gefragte Speakerin und Autorin rund um das Thema Metaverse und Web3 im Handel.