Hört auf, Produkte zu verkaufen!

Marilyns Trendradar

Wir alle wissen es: Die alten Geschäftsmodelle von gestern funktionieren morgen nicht mehr. Wohin geht es also in Zukunft? ©Roy Buri from Pixabay

Autorin: Marilyn Repp
Liebe Händlerinnen und Händler, es folgen einige Tatsachen. Und einige dazu passende, provokative Thesen. Wir alle wissen es: Die alten Geschäftsmodelle von gestern funktionieren morgen nicht mehr. Wohin geht es also in Zukunft? Ich glaube: in Richtung Erlebnis und weg von der Vielzahl von Produkten – hin zu hochwertigen, langlebigen Lieblingsstücken.

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1. Wir haben immer mehr Freizeit

Die absolute Arbeitszeit ist in den vergangenen Jahrzehnten in den entwickelten Industrienationen konstant zurückgegangen. Wir kommen von 14-Stunden-Tagen und 6-Tage-Wochen hin zur heutigen Diskussion um die 4-Tage-Woche. Die Menschen haben also immer mehr Freizeit und können gleichzeitig auf einen stetig wachsenden Wohlstand zugreifen. Die Grundlage dafür ist der technologische Fortschritt. Der Leidtragende dessen ist unser Planet.

2. Die Menschen geben immer mehr Geld für Erlebnisse aus

Vor allem für junge Zielgruppen lautet die Formel: lieber einen Urlaub als ein Auto. Dieser Trend ist in den vergangenen Jahren deutlich zu erkennen. Er zeichnet sich vor allem auch an den Generationslinien ab.
Eine Harris-Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass mehr als 75 Prozent der Millennials ihr Geld lieber für ein Erlebnis oder eine Veranstaltung ausgeben würden als für den Kauf einer sachlichen Begierde. Im Gegensatz zu den Generationen vor ihnen geben sie ihr Geld lieber für Essengehen, Reisen oder Unterhaltung aus. Das bedeutet auch für den Handel ein Umdenken. Das Augenmerk des Marketings sollte daher auf diese Bedürfnisse angepasst werden! Und das bedeutet oft: einen Schritt zurücktreten von den Produkten und überlegen: Was will ich transportieren? Welche Werte vertrete ich? Welche Communitys spreche ich an? Wie kann ich das Bedürfnis nach Unterhaltung, Inspiration und Erlebnis ansprechen?

3. Wir müssen weniger Produkte in den Umlauf bekommen

Dazu zwingt uns die Lage unseres Planeten. Jedes hergestellte Produkt verursacht CO2 und belastet damit unser Klima und unsere Umwelt. Wir haben uns auf den Irrweg der Wegwerfgesellschaft begeben. Produkte werden produziert, verkauft und teilweise unbenutzt weggeworfen. 14 Prozent der Lebensmittel werden in Deutschland, ohne jemals verzehrt oder verbraucht worden zu sein, weggeworfen. Die Textilindustrie ist für 8 bis 10 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der gesamten Lebensdauer von Textilien, einschließlich Produktion, Transport, Verwendung und Entsorgung, verantwortlich. Fast und Ultra Fast Fashion tragen zur Verschmutzung und Verödung unseres Planeten bei! Die Lösung wird in Zukunft lauten:

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4. Qualität statt Quantität.

Die Politik beginnt daher zu regulieren: Sei es das Recht auf Reparatur oder der digitale Produktpass als Grundlage für kreislauffähige Produkte. „Noch mehr Pflichten und Bürokratie!“ mag der eine oder die andere Händlerin denken. Wer sich aber gerade im Bereich Reparaturen frühzeitig positioniert, kann hier einen spannenden neuen Business Case oder zumindest ein interessantes Tool zur Kundenbindung etablieren.
Macht euch bereit für das Zeitalter des Erlebens. Das Zeitalter der Konsumgüter neigt sich dem Ende zu.

Marilyn Repp ©HDE

Zur Person

Raus aus der Komfortzone, rein in die Zukunft! Das ist Marilyn Repps Botschaft an mittelständische Unternehmen. Beim Handelsverband Deutschland ist sie stellvertretende Geschäftsführerin vom Mittelstand-Digital Zentrum Handel und unterstützt dort den Handel bei der digitalen Transformation. In ihrem Podcast „Zukunft des Einkaufens“ scannt sie die neuesten Trends und Innovationen der Branche. Marilyn Repp ist außerdem eine gefragte Speakerin und Autorin rund um das Thema Metaverse und Web3 im Handel.