Employer Branding und Recruiting über Social Media  

Marilyns Trendradar

... drei Fragen stellen und diese dann über den Kanal als Direkt-Nachricht beantworten lassen. ©RAEng_Publications auf Pixabay

Autorin: Marilyn Repp
Lorraine Dumke hatte ihr Vorstellungsgespräch mit ihrer zukünftigen Chefin in der Eisdiele. Es war ein lockeres, freundschaftliches Gespräch, ohne Motivationsschreiben und sofort per „Du“. Die Quereinsteigerin hatte dem Fashion Store Fräulein Mode und Wohnen einfach bei Instagram geschrieben. Einige Monate später managte Lorraine Dumke einen der drei Stores.  

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Der Personalmangel ist in nahezu allen Branchen angekommen – auch im stationären Einzelhandel. Eine Studie von PwC zeigte zuletzt, dass sich die Situation noch deutlich verschlechtern wird. Im Jahr 2035 könnten knapp zwei Millionen Arbeitsplätze unbesetzt sein – das wären eine von drei Stellen. PwC gibt den Tipp: auf Weiterbildung und die Digitalisierung setzen.  

Letzteres tut Simona Libner, Inhaberin von Fräulein Mode und Wohnen, schon seit Langem. Libner gründete mit ihrem Mann Daniel 2014 eine Fashion-Boutique. Mode und Accessoires gehören hier ebenso zum Sortiment wie Produkte für den Home- und Living-Bereich. Ihr Konzept war so erfolgreich, dass sie expandierten. Inzwischen gibt es drei Stores in Meerbusch, Kempen und Ratingen – allesamt Kleinstädte in der Nähe von Düsseldorf.  

Tausende Follower

Fräulein Mode und Wohnen hat Tausende Follower in den sozialen Medien und bespielt vor allem Facebook und Instagram sehr umfangreich. Während der Pandemie begann das Team mit Live-Shopping-Events über Social Media und konnte so die Umsatzausfälle teilweise abfangen. Die Shopping-Shows gibt es bis heute: In einem Facebook-Live-Format werden die neuesten Trends und Kombinationen von der Chefin und ihren Kolleginnen getragen und vorgestellt. Die stationären Stores bemerken die Aktion vor allem in den darauffolgenden Tagen: bei der Frequenz und Nachfrage.  

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Auch die 27-jährige Lorraine ist sehr Social-Media-affin und fungiert bei Instagram und Facebook gerne mal persönlich als Model. Sie gestaltet die Kanäle von Fräulein Mode und Wohnen regelmäßig selbst mit und sieht das Unternehmen zukunftsfähig und modern aufgestellt. Die Social-Media-Kanäle dienen in diesem Fall zweierlei: einerseits der Kundeninformation und -bindung und andererseits dem Employer Branding – so lautet der Fachbegriff für alle Marketingmaßnahmen, die einen Arbeitgeber attraktiv aussehen lassen. 

Soweit zum Best Practice Case aus NRW. Was können Fashion-Händler:innen jetzt tun, um sich auf Social Media gut in Sachen Employer Branding zu positionieren?  

  1. Immer wieder aktiv dazu aufrufen, sich zu bewerben. Dabei sollte eine Bewerbung möglichst unkompliziert ablaufen. Ein Motivationsschreiben ist für viele Leute eine echte Hürde. Besser: drei Fragen stellen und diese dann über den Kanal als Direkt-Nachricht beantworten lassen.
  2. Eigene Kategorien in den Kanälen schaffen, zum Beispiel ein „Highlight“ bei Instagram für Eindrücke aus dem Store reservieren und regelmäßig bespielen. Besonders spannend sind dabei Einblicke in den Alltag der Mitarbeiter:innen. Das sollte immer komplett authentisch sein und nicht aufgesetzt oder gestellt wirken.  
  3. Wer besonders ambitioniert ist, baut hauseigene Influencer:innen und Content Creators auf – Menschen, die immer wieder ihr Gesicht für die Marke geben und Inhalte publizieren. So wie Lorraine Dumke bei Fräulein Mode und Wohnen. Sie ist inzwischen eine Art Markenbotschafterin für den Store. 
Marilyn Repp ©HDE

Zur Person

Raus aus der Komfortzone, rein in die Zukunft! Das ist Marilyn Repps Botschaft an mittelständische Unternehmen. Beim Handelsverband Deutschland ist sie stellvertretende Geschäftsführerin vom Mittelstand-Digital Zentrum Handel und unterstützt dort den Handel bei der digitalen Transformation. In ihrem Podcast „Zukunft des Einkaufens“ scannt sie die neuesten Trends und Innovationen der Branche. Marilyn Repp ist außerdem eine gefragte Speakerin und Autorin rund um das Thema Metaverse und Web3 im Handel.