E-Commerce sieht Talsohle erreicht

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Statistik

Die geringere Ausgabenbereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher spiegelte sich im Jahr 2023 erneut in deutlich gesunkenen Gesamtumsätzen im deutschen E-Commerce wider, teilt der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) mit. Der Brutto-Umsatz mit Waren fiel im Gesamtjahr 2023 erstmals zweistellig um 11,8 Prozent auf 79,7 Milliarden Euro. Der Anteil des E-Commerce mit Waren am gesamten Einzelhandel im engeren Sinn (inklusive Lebensmittel, aber ohne Apotheken-Umsätze) ging vergangenes Jahr voraussichtlich auf 10,2 Prozent zurück (2022: 11,8 Prozent). Das Cluster Bekleidung verlor 13,3 Prozent und liegt nun bei 18, 5 Milliarden Euro. Es ist damit das umsatzstärkste Segment. Die Umsätze für Bekleidung insgesamt gingen um 13 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro zurück.
Der Verband bezog auch deutlich Stellung gegen die aktuellen rechtsextremen Umtriebe und Pläne einer Massenabschiebungen die das Recherchenetzwerk CORRECTIV aufdeckte, bei dem sich rechtsradikale Kräfte, Vertreter der AfD, Großbürger und potente Geldgeber zusammentaten, um einen Masterplan zur Massendeportation auszuarbeiten. Alle Vertreter auch der Wirtschaft müssten jetzt für die Demokratie und gegen extreme politische Aktivitäten und Rassismus einstehen, betonte Christoph Wenk-Fischer sinngemäß. Gut so.

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Abgeschwächt hat sich der Erholungstrend bei digitalen Dienstleistungen wie Urlaubsbuchungen oder Konzertticketverkäufen, die nur noch um 12,7 Prozent auf 12,7 Mrd. Euro zulegen konnten (Vorjahr: + 39,9 Prozent auf 11,25 Milliarden. Euro). Insgesamt resultierte somit erstmals seit dem Jahr 2020 wieder ein Branchenumsatz im gesamten E-Commerce (Waren und Dienstleistungen) von unter 100 Milliarden Euro. Zuzüglich Umsätzen, die per Telefon, Fax oder anderen Bestellmedien erzielt wurden, lag der Gesamtumsatz 2023 bei 93,6 Milliarden Euro.

„Wir erwarten, dass die Talsohle im deutschen E-Commerce im Laufe des Jahres erreicht wird. Das vierte Quartal 2023 war mit einem Rückgang von 7,1 Prozent das erste Quartal mit einem nur einstelligen Minus seit Frühsommer 2022 und weist für die Zukunft auf eine Stabilisierung der Umsätze hin. Im vergangenen Jahr wirkte sich aus, dass der Onlinehandel in Warengruppen wie Bekleidung und Unterhaltungsartikel stark ist, in denen die deutschen Konsumenten besonders gespart haben. Er ist aber weiterhin in allen Altersgruppen verankert“, sagt Gero Furchheim, Präsident des bevh und Sprecher des Vorstands der Cairo AG.

Die Rückgänge treffen sämtliche Versendertypen, dabei konnten D2C-Vertriebe (Hersteller-Versender) ihre Entwciklung in der langfristigen Betrachtung noch am stabilsten halten. Zwar gingen die Umsätze vergangenes Jahr um 11,1 Prozent zurück, liegen aktuell aber 62 Prozent über dem Wert vor Ausbruch der Pandemie im Jahr 2019. Marktplätze (- 8,5 Prozent) und Online-Händler (- 14,7 Prozent) blieben im Jahr 2023 ebenfalls deutlich unter dem Vorjahresergebnis, aber immerhin noch 19 Prozent beziehungsweise 7 Prozent über ihrem Vor-Corona-Wert. Am deutlichsten fielen die Umsatzrückgänge im Multichannel-Handel aus (- 18,1 Prozent). Bei ihnen machte sich bemerkbar, dass die Kundinnen und Kunden wieder vermehrt stationäre Anlaufstellen nutzten. Unklar ist., inwieweit diese dann selbst vom  Erstarken des stationären Handels profitieren konnten.

Die Aktivität der Kundinnen und Kunden im Onlinehandel kühlte vergangenes Jahr weiter ab. Der Anteil regelmäßig aktiver Onlinekunden, die innerhalb der letzten sieben Tage eingekauft haben, fiel auf noch 34,3 Prozent. Das ist deutlich weniger als im Jahr 2019, als der der Anteil im Jahresmittel noch rund 40 Prozent erreichte und weiter unter dem Durchschnitt der vergangenen vier Jahre. Leise Anzeichen der Besserung zeigt allerdings die Bestellfrequenz pro Kunde, erkennbar am Anteil der Mehrfachbesteller, die mehr als einen Kauf innerhalb der letzten sieben Tagen tätigen: Der Wert stürzte seit dem 1. Quartal 2022 zunächst um rund zehn Prozentpunkte ab, hält sich seitdem wieder stabil und bewegt sich seit drei Quartalen leicht aufwärts auf aktuell 35,9 Prozent.

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Die Bereitschaft, günstigere aber gut erhaltene Gebrauchtwaren („preloved goods“) zu kaufen, ist bei Jüngeren und Familien inzwischen deutlich ausgeprägt, zumal der E-Commerce den besten Zugang zu einem breiten Angebot verschiedener Re-Commerce-Anbieter ermöglicht. Unter den 19-bis-29-Jährigen gaben 18,4 Prozent der Befragten an, „häufiger“ und 31,9 Prozent „gelegentlich“ gebrauchte Produkte im Internet zu bestellen. Eine ähnliche Akzeptanz zeigen auch die 30-bis-39-Jährigen, bei denen dies 11,7 Prozent bzw. 40,1 Prozent der Befragten angaben. Und auch die Skepsis gegenüber günstigeren ausländischen Anbietern sinkt aktuell.

Neben der angespannten wirtschaftlichen Lage und unsicheren Zukunftserwartungen vieler Haushalte blieben die politischen Rahmenbedingungen für den Onlinehandel herausfordernd, so der Verband. Der bevh und das EHI Retail Institute gehen in ihrer gemeinsamen Einschätzung aber davon aus, dass diese Effekte nahezu im Ausgabenverhalten der Kunden eingepreist sind. Im Verlauf des Jahres 2024 werden daher ein Ende des Abwärtstrends und für das Gesamtjahr ein nominales Umsatzwachstum im Gesamtmarkt von 2 Prozent erwartet. „Unternehmen, die jetzt ihre Prozesse verschlanken, Kosten optimieren und sich noch stärker auf die Kundenbedürfnisse fokussieren, haben gerade jetzt die Chance, stärker aus der Krise zu kommen und über dem Gesamttrend in Handel zu wachsen“, analysiert Lars Hofacker, Leiter Forschungsbereich E-Commerce beim EHI Retail Institute. Das dürfte dann für alle Betriebsformen im Handel gelten.