Wer lernt schneller?

Microsoft versus Google

Angesichts der großen Chancen und der in den kommenden Jahren anstehenden Investitionen von Unternehmen und anderen Akteuren in KI stellt sich natürlich auch für den Anleger die Frage, inwieweit man von der zu erwartenden positiven Entwicklung in diesem Sektor profitieren kann und wo sich ein Investment auszahlen könnte. ©Keith Johnston from Pixabay

Autor: Alexander Langhorst
Der technologische Fortschritt hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Geschwindigkeit gewonnen und auch zu erheblichen Änderungen in Geschäftsmodellen geführt. Besonders transformierend haben sich hier das Internet und all die daraus resultierenden Chancen und Möglichkeiten gezeigt und zu deutlichen Änderungen von Konsumgewohnheiten und in der Folge auch bei Geschäftsmodellen von Unternehmen geführt. Ein weiterer dynamischer Schub wird sich in den kommenden Jahren aus der immer schneller voranschreitenden Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) ergeben. Mit Alphabet und Microsoft sind gleich zwei Online-Giganten am Start, aber wer hat die Nase vorn?

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Mit Alphabet und Microsoft sind gleich zwei Online-Giganten am Start, aber wer hat die Nase vorn? Alexander Langhorst ©GSC Research

Ganz vereinfacht dargestellt, ahmen bei der künstlichen Intelligenz die Computer den Menschen nach. Dies gelingt – nicht zuletzt dank immer besserer Rechnerleistungen – auch zunehmend besser. Hierbei handelt es sich auch nicht um einen eher kurzfristigen Hype oder ein Modethema, sondern um eine noch lang anhaltende Entwicklung, die in der Zukunft noch weitere Anwendungsbereiche erhalten und bereits heute in vielen Bereichen eingesetzt wird. Beispielhafte Anwendungen sind etwa maschinelles Lernen, neuronale Netzwerke, maschinelles Erkennen von Bildern und Sprache und so weiter. Und vermutlich hat bereits jeder in verschiedenen Bereichen Kontakt mit KI-Anwendungen oder Ergebnissen aus solchen gehabt. Beispiele sind hier etwa Empfehlungen für Inhalte bei Streamingdiensten, die auf Basis des analysierten Nutzverhaltens gegeben werden, oder natürlich ChatGPT. Für KI gibt es aber noch erheblich mehr Anwendungsmöglichkeiten und diese spielt ihre Fähigkeiten insbesondere dann aus, wenn es darum geht, große Datenmengen zu analysieren oder diese aus verschiedenen Datenquellen zusammenzuführen und dann zu analysieren.

Angesichts der großen Chancen und der in den kommenden Jahren anstehenden Investitionen von Unternehmen und anderen Akteuren in KI stellt sich natürlich auch für den Anleger die Frage, inwieweit man von der zu erwartenden positiven Entwicklung in diesem Sektor profitieren kann und wo sich ein Investment auszahlen könnte. Bei der Auswahl sollte hier der Fokus auf großen und etablierten Playern liegen. Diese werden sich kursmäßig zwar nicht so dynamisch wie kleinere Unternehmen aus dem Sektor entwickeln, besitzen aber aus Anlegersicht ein besseres Chance-Risiko-Profil und sind in der Regel auch solide genug aufgestellt, um zeitweilige Eintrübungen im Sektor oder zusätzliches Investitionsvolumen besser stemmen zu können. Heute wurde bekannt, dass Microsoft in Deutschland in den nächsten zwei Jahren knapp 3,3 Milliarden Euro  investieren will, um seine Rechenzentrumskapazitäten für Anwendungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) und beim Cloud Computing deutlich auszubauen.

Ausgehend von dieser Überlegung, sehen wir uns in diesem Monat abweichend vom üblichen Format zwei Aktien an, die vom weiter an Bedeutung gewinnenden KI-Thema auch in der Zukunft profitieren dürften.

Microsoft

Erster und bisher auch nachhaltiger Profiteur von der immer weiter steigenden Bedeutung von Softwarelösungen und konkret auch KI-Anwendungen ist der weltweit führende Softwareanbieter Microsoft. Den meisten ist das Unternehmen als Anbieter der Windows-Betriebssysteme und Office-Softwarelösungen bereits seit Jahrzehnten ein Begriff. Mit Microsoft AI (Microsoft Azure) bietet der in Redmond im US-Bundestaat Washington ansässige Konzern seit einiger Zeit jedoch auch eine AI- beziehungsweise KI-Plattform an. Dabei handelt es sich um ein robustes Framework für die Entwicklung von KI-Lösungen, vorzugsweise in den Bereichen dialogfähige KI, Machine Learning, Data Sciences, Robotik und IoT. Ferner ist Microsoft zu Beginn des Jahres 2023 mit einem Investment von 10 Milliarden US-Dollar bei OpenAI, dem Macher von ChatGPT, eingestiegen.

Hierdurch wird vielen Unternehmen die Implementierung von KI-basierten Lösungen ermöglicht, die Bezahlung der in Anspruch genommenen Leistungen und Ressourcen erfolgt dabei nutzungsbasiert, was für den Anbieter Microsoft durchaus ein betriebswirtschaftlich interessantes Modell darstellt. Zudem ist die Software von Microsoft bei Unternehmen und im Markt bereits sehr stark verbreitet, sodass mit Azure recht einfach eine sehr große Zielgruppe erreicht werden kann.

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Für das aktuell laufende Geschäftsjahr 2023/2024e (30. Juni) rechnet GSC Research in Anlehnung an die Unternehmensguidance sowie die Schätzungen im Markt mit einem Anstieg der Umsatzerlöse auf rund 242 (Vorjahr 211,9) Milliarden US-Dollar. Bei einem auf 104 (88,52) Milliarden US-Dollar verbesserten EBIT sollte sich unter dem Strich das Ergebnis je Aktie auf etwa 11,50 US-Dollar nach zuvor 9,68 US-Dollar verbessern. Für das Folgejahr sehen wir weiteres Umsatzwachstum in Richtung von 270 Milliarden US-Dollar bei einem EBIT im Bereich von 120 Milliarden US-Dollar und einem auf etwa 13,20 US-Dollar verbesserten Ergebnis je Microsoft-Aktie. Bei der Dividende sieht GSC Research ebenfalls Spielraum nach oben. Nach zuletzt gezahlten 2,71 US-Dollar sollten Werte von 3,00 US-Dollar und darüber problemlos darstellbar sein.

Beim aktuellen Aktienkurs von 380 Euro wird die Aktie mit einem erwarteten KGV von rund 28 für das Jahr 2025 schon recht ordentlich bewertet. Angesichts der sehr guten Kursperformance der vergangenen Jahre erscheint die Microsoft-Aktie auf dem jetzigen Niveau fair gepreist, könnte aber im Fall einer Marktkorrektur durchaus auf mittlere und längere Sicht wieder einen Blick wert sein.

Alphabet Inc.

Der zweite Wert, den wir in diesem Monat mit Blick auf die KI-Strategie näher betrachten, ist der Google-Mutterkonzern Alphabet Inc. Neben der weltweit bekannten Suchmaschine Google findet sich im Unternehmen aber auch noch eine Reihe weiterer Aktivitäten und Tochtergesellschaften. Hierzu zählen etwa der E-Mail-Dienst Google Mail, die Social-Network-Plattform Google+ und der Webbrowser Google Chrome oder die Video-Plattform YouTube. Zudem ist der im kalifornischen Mountain View ansässige Konzern auch seit Jahren mit Themen rund um die KI befasst.

Erst im vergangenen Dezember hat das Silicon Valley Unternehmen angekündigt, dass man mit dem neuen Sprachmodell Gemini den Wettbewerb aufrollen will. Entsprechend der Ankündigung soll dieses nicht nur mit dem GPT4-Modell von OpenAI mithalten, sondern dieses auch übertreffen können. Dabei soll Gemini nicht nur in der Lage sein, entsprechende Chatbot-Texte zu generieren, sondern darüber hinaus auch situationsabhängige Entscheidungen zu treffen und damit verschiedene Probleme lösen zu können. Zudem ermöglicht Gemini die Übernahme von Informationen aus Bildern und Videos. In der Vorstellung des Produktes wurden dabei Gesten mit der Hand oder Zeichnungen eines menschlichen Gegenübers sofort korrekt erkannt und entsprechend eingeordnet. Weitere Verbesserungen werden in der Zukunft folgen. Vorstandschef Sundar Pichai zeigte sich mit Blick auf den aktuellen Wandel durch KI überzeugt davon, dass dieser der „tiefgreifendste in unserem Leben sein wird, weitaus größer als die Umstellung auf das Mobiltelefon oder das Internet davor“.

Für das laufende Geschäftsjahr 2024 geht GSC Research in Anlehnung an die Unternehmensguidance von einem Anstieg der Konzernumsatzerlöse auf 340,0 Milliarden US-Dollar (Vorjahr 307,39) bei einem auf knapp 100 (84,29) Milliarden US-Dollar verbesserten EBIT und einem auf 6,80 nach 5,80 US-Dollar gesteigerten Ergebnis je Aktie aus. In 2025 sollten die Umsatzerlöse in Richtung 370 Milliarden US-Dollar bei einem auf 110 Milliarden US-Dollar verbesserten EBIT und einem Ergebnis je Alphabet-Aktie von 7,70 US-Dollar zulegen können. Eine Dividendenzahlung erwarten wir wie in der Vergangenheit hier nicht. Beim aktuellen Aktienkurs von 136 Euro wird die Aktie mit einem 2025er-KGV von etwas über 18 bewertet und erscheint damit fundamental derzeit aussichtsreicher als das Microsoft-Papier, wenn der Investor auf das Thema KI setzen will. Den fairen Wert der Alphabet-Aktie sieht GSC bei rund 150 Euro, sodass die Aktie durchaus für den spekulativeren Anleger einen Blick wert ist. Sowohl bei Alphabet als auch bei Microsoft ist jedoch zu beachten, dass beide Werte im Bereich von Rekordständen notieren, möglicherweise sollte zunächst eine Marktkorrektur abgewartet werden, um dann zu günstigeren Kursen Positionen aufzubauen.