Man muss es auch wollen

Editorial

Markus Oess, ©FT

Wissen ist Macht. Der Spruch geht auf den englischen Philosophen Francis Bacon zurück, der im Zeitalter der Aufklärung damit die Naturwissenschaft positiv besetzte. Dabei ist aber klar, dass die Versuchung, Macht zu missbrauchen, unendlich groß ist. Das schürt auch Misstrauen, vor allem dann, wenn nicht klar ist, welches Tor in welche Zukunft aufgestoßen ist. Das gilt auch und ganz besonders für die KI. Zu Recht wird von Wissenschaftlern, Politikern oder Philosophen gewarnt, dass wir klare Regeln brauchen, was die Nutzung von KI angeht, und vor allem Kontrolle, um Missbrauch zu unterbinden. Schwer, wenn nicht ganz klar ist, welche Regeln aufgestellt werden sollen und wie deren Missachtung entdeckt und sanktioniert werden kann, denn wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, die technologisch rasant an Fahrt aufnehmen kann. Wenn für politisch motivierte Kampagnen, persönliche Anfeindungen oder kriminelle Energie KI eingesetzt wird und so massive Manipulationen ausgesteuert werden, gilt als erste Regel, die Quelle zu identifizieren und danach die Glaubwürdigkeit erzeugter Bilder, seien es die sichtbaren, seien es die im Kopf, einzuordnen. Am Ende der Kette steht immer noch der Mensch, der entscheidet. Er muss es eben auch wollen. Hinterfragen, meine ich, und nachdenken.

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Aber wie sieht es mit KI im Alltag aus, was wird schon genutzt, wo läuft es rund, wo hakt es und wie ist KI ethisch und moralisch einzuordnen in unseren Wertekanon? Antworten geben diesmal meine Kollginnen und Kollegen Eva Westhoff, Katja Vaders und Max Fuchs. Marilyn Repp zeigt Beispiele, wo KI bereits im Handel eingesetzt werden kann, und eine Umfrage des HDE gibt einen guten Überblick, wie weit die Händler hierzulande sind mit der artifiziellen Intelligenz. Wir haben zu dem Thema auch mit Stephan Tromp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, gesprochen. Die Nutzung von KI ist gelebte Praxis, der große Durchbruch lässt aber noch auf sich warten. Kosten, Planungsunsicherheiten und personelle Engpässe sind Faktoren, die einen breiten Einsatz von KI bremsen. Aber, sagt Tromp, die Einstellung zu der ganzen Angelegenheit habe sich verändert und das mache einen Unterschied zur jüngeren Vergangenheit. KI rückt weiter in den Fokus der strategischen Unternehmensplanung. Sie ist keine entrückte Science-Fiction, sie ist eine Technologie, die unendlich viele Chancen bietet. Auch hier gilt: Man muss es wollen, hinterfragen und nachdenken.

Wir haben uns natürlich auch wieder auf ein Kaltgetränk getroffen, diesmal mit Couturier Carlo Jösch. Wir berichten über die IFCO in Istanbul und die Anstrengungen, die türkische Textilindustrie international weiter voranzubringen. Und wir schauen noch einmal intensiv auf die wichtigsten Modetrends, die auf der Pitti Uomo zu finden waren. Ein, wie ich finde, wie immer lesenswerter Überblick, was in der Ordersaison Herbst/Winter 2024/2025 angesagt ist.

Ihr

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Markus Oess