Ist das Kunst oder kann das weg?

Kommentar

Tays Jennifer Köper-Kelemen

Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
Gerade noch ist DAS Mode-Schaulaufen der internationalen Stars und Sternchen über den roten Teppich gegangen: Die alljährlich in New York stattfindende MET Gala hatte geladen. Die Veranstaltung hielt sich dieses Mal an das Motto „The Garden of Time“. Im Mittelpunkt standen wie gewohnt möglichst aufwendig gestaltete Roben mit künstlerischer Anmutung. Die Modelle reichten von scheinbar aus Sand geformten Kleidern bis hin zu Märchenwald-Kreationen mit Weißdornzweigen.

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Mode und Kunst. Nicht nur glamouröse Charity-Veranstaltungen leben von dieser Verbindung. Mode wird über Kunst zum sehenswerten Erlebnis, zum hinterfragenden Moment. Sie erhält eine tiefere Bedeutungsebene, die sie von einem banalen Alltags-Dasein als Trendobjekt der Begierde befreit. Allerdings stellt sich eine gelungene Verknüpfung von Mode und Kunst als Herausforderung dar. Nicht selten steht nicht etwa das Zusammenspiel von Mode und Kunst an sich im Vordergrund, sondern vielmehr nur Sensation und Aha-Effekt. Marketing. Verkauf. Dies nimmt der eigentlich spannenden Symbiose Sinn und dynamische Wechselwirkung. Parallel zum Begriff „Greenwashing“ sei hier einmal „Artwashing“ angeführt.

Man denke nur einmal an die einen oder anderen effekthascherischen Laufsteg-Kreationen von Designern, an die einen oder anderen Künstler-Kooperationen von Markenherstellern. Letztere feiern fortwährend einen geradezu expansiven Boom, da bleibt es nicht aus, dass manche Ideen vielmehr fragwürdig erscheinen. Denn auch hier zählt doch unlängst das Dogma: Authentizität gewinnt. Zudem muss Kunst in der Mode nicht protzig-laut daherkommen, sich selbst demonstrativ zur Schau stellen. Vielleicht wird im Wettbewerb um Ansehen und Konsumenten etwas übersehen, dass Kunst auch im kleinen Rahmen passieren kann, im Detail. So ist doch zum Beispiel traditionelles Handwerk auch eine Kunst – eine besondere Webtechnik, ein spezieller Druck.

Letztendlich dreht sich alles um die Frage „Wann rückt Bekleidung auf eine künstlerische Ebene?“. Wenn sie einen populären Print eines namhaften Künstlers präsentiert, ad hoc Staunen beim Rezipienten auslöst oder eine von Hand gemachte Stickerei aufweist? Oder kann doch auch eine offensichtliche Kommerzialisierung wiederum einen künstlerischen Ansatz bedeuten? Es ist am Ende wohl so, wie es in der Kunst immer ist: Es liegt ganz im Auge des Betrachters. Der indische Designer Dhruv Kapoorkommentiert im Interview mit FASHION TODAY: „Alles, was geschaffen und kreiert wird, ist für mich eine Form von Kunst. Mode ist die Form, die den Körper schmückt. Ich finde, ein einfaches weißes Hemd ist genauso künstlerisch wie ein Couture-Ensemble. Hinter der Kreation steht ein Gedanke oder eine Idee und das ist die wahre Kunst – der Gedanke.“