Preiserhöhungen
Die jüngsten politischen Unruhen in Bangladesch, die zu einem Regierungssturz führten, wirken sich auch auf die globale Modeindustrie aus. Experten erwarten langfristige Folgen für Importeure und Konsumenten, darunter steigende Preise für Bekleidung. Steffen Günner, Geschäftsführer Einkauf beim Dienstleister Bay City, prognostiziert, dass die Auswirkungen der aktuellen Lage ab Mitte 2025 spürbar werden. Trotz der Wiederaufnahme des Betriebs in vielen Textilfabriken nach einer zweiwöchigen Zwangspause, stauen sich derzeit Waren bis zu drei Wochen im Zoll der Häfen und Flughäfen. Die Verzögerungen resultieren unter anderem aus unbesetzten Zollstellen durch die Übergangsregierung sowie der beschädigten Infrastruktur nach den Gewaltausbrüchen.
Der Managing Director von Setlog, Ralf Düster, bestätigt, dass die Lieferzeiten derzeit um zwei bis drei Wochen verschoben sind. Viele Textilfabriken arbeiten aufgrund der Verkehrsprobleme nur mit 75 Prozent der Belegschaft, was zu weiteren Produktionsverzögerungen führt. Infolgedessen geraten Produzenten in eine finanzielle Krise, da sie vereinbarte Liefermengen nicht einhalten können. Hinzu kommt eine kürzlich eingeführte Mindestlohnerhöhung um 56,25 Prozent, die ab Dezember in Kraft tritt und bisher nicht in die Produktionskosten eingepreist wurde. Dies könnte die finanzielle Lage der Fabriken weiter verschärfen und zu weiteren Streiks führen. Die Entwicklungen in Bangladesch könnten die Position des Landes als wichtiger Bekleidungsproduzent schwächen, was zu einem Rückgang der deutschen Importe aus dem Land führen könnte. Trotz der Herausforderungen bleibt Bangladesch aufgrund seines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses für nachhaltige Mode ein wichtiger Partner für die deutsche Textilindustrie.