Autor: QK

Das, was in den letzten Alben ab und zu angedeutet wurde, setzt sich verstärkt fort: eine deutlich größere Klangvielfalt (und -fülle), die schon mal bis zur dezenten Orchestrierung reicht (neben akustischer und elektrischer Gitarre wirkt eine Vielzahl von Tasten mit Orgel, Synthie, Mellotron, Piano/E-Piano, Omnichord – daneben zum Beispiel Harfe, Klarinette, Flöte, weitere Bläser, Dobro. Punktgenau respektive punktuell eingesetzt, musikdienlich zu jeder Zeit und ausgesprochen effektiv. Manchmal höre ich gewisse Parallelen zu This Mortal Coil beziehungsweise den Cocteau Twins (tatsächlich spielt deren Simon Raymonde eine größere Rolle; im Weiteren wirken unter anderen mit: Emma Ruth Rundle, Leute von Black Mountain, Mercury Rev), jedoch einerseits vielschichtiger, andererseits tendenziell „leichter“, zarter. Anderswo wird sie dem ihr gern attestierten „Gothic Folk“-Label gerecht (mehrfach) oder sie bewegt sich irgendwo an der Schnittstelle von Songwriter-(Indie-)Pop und Folk, Rock-Spuren tauchen sporadisch auf, eine kleine Prise Leonard Cohen, so etwas wie Gothic Wave Pop (im Hallmeer versinkend, generell jedoch, auch da hat sich etwas verändert, wurde der Hallanteil verringert). Elegische Tendenzen, faszinierende dunklere Stimmungen, starke melodische Reize, edel und mächtig, geschmackvoll anmutende Phasen, hier ein lazy Groove, dort verzerrte bis sägende Gitarren, eine leicht schwebende Atmosphäre, ausgesprochen zartfühlende Momente, gar eine gewisse Ähnlichkeit zu den ruhigen/balladesken Pink Floyd der ersten Hälfte der 1970er. Und ihr so ungemein reizvoller, gelegentlich sinnlicher Gesang ist eh über jeden Zweifel erhaben. Sehr schönes Album. (Detlev von Duhn)
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The Daptone Super Soul Revue – The Daptone Super Soul Revue

Host Binky Griptide eröffnet mit warmen Worten („It’s a Celebration!“) die klassische Soul and Funk Revue, die sich klar an James-Brown-Inszenierungen orientiert. Großes Showmanship also für ein zu Recht enthusiastisches Publikum im schwarzen Herzen New Yorks. Die große Sharon Jones („I’m On Fire Tonight“) und vor allem Charles Bradley überzeugen mit emotionalen Performances, da darf man schon wehmütig werden. Insgesamt eine rundum würdige Veranstaltung mit dem Besten, was US-Soul in den letzten 20 Jahren zu bieten hatte. In perfekt organischem Bühnensound gewohnt makellos produziert. Echte Menschen mit beseelter Musik, Groove, Schweiß und Emotion – da wäre man doch gerne dabei gewesen. Zum Finale covert Sharon Jones dann noch Gladys Knight („Every Beat of My Heart“) und mit den wahrlich entfesselten Daptones James Browns „There Was a Time“ als explosiven Hochgeschwindigkeits-Funk – eine Sternstunde. (Joe Whirlypop)
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Endless Boogie – Admonitions

Die Musik ist tief in den späten 1960ern und frühen 1970ern verwurzelt. Einflüsse von Grateful Dead, Captain Beefheart und Quicksilver Messenger Service sind erkennbar, aber auch Canned Heat und natürlich John Lee Hooker mit seinem „Endless Boogie“-Album. Alles Überflüssige wird weggelassen. Song Nummer fünf dehnt das bewährte Prinzip auf 23 Minuten und es funktioniert erneut ganz mühelos. Der Groove ist diesmal zunächst untertourig, stoisch und träge. Man lässt sich Zeit, dehnt die Töne und dennoch hebt die Musik nach atmosphärischen zwölf Minuten unwiderstehlich ab. Abschließend gibt es dann noch zwei Downtempo-Solitäre, fast schon an die großen Earth erinnernd. Ich kann mich täuschen, aber dieses Album hätten vermutlich auch die inzwischen stilistisch im Nirgendwo verlorenen King Gizzard gerne hinbekommen. Das fünfte „Endless Boogie“-Album ist ein großer Wurf von monolithischer Größe (83 Minuten) und Schönheit. (Joe Whirlypop)
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