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SHIFT Deutschland

Die Eventlocation befindet sich in Offenbach, wenige Kilometer von Frankfurt entfernt. ©SPACES

Autor: Markus Oess
Mit der SHIFT entsteht in Deutschland ein neues Messeformat, das Marken und Handel zusammenbringen soll. Thimo Schwenzfeier beschreibt, weshalb der Großraum Frankfurt der geeignete Standort ist, was das Konzept von Amsterdam unterscheidet und welche Rolle Austausch, Workshops und KI-Tools künftig spielen sollen. Schwenzfeier darüber, was Messen von Showrooms unterscheidet.

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„Die SHIFT soll eine Bühne für Marken und Handel sein. Wenn die Besucherinnen und Besucher das Gefühl haben, dass sich der Besuch gelohnt hat und sie mit einem positiven Gefühl nach Hause fahren, ist das Ziel erreicht.“  Thimo Schwenzfeier © SHIFT

Wieder im Messegeschäft. Der Ex-NEONYT-Macher Thimo Schwenzfeier begleitet den Aufbau der neuen Modemesse SHIFT. Die Premiere findet am 24. und 25. Juni 2026  in Offenbach statt. Die Winterausgabe und der Sommertermin 2027 werden noch bekanntgegeben. Ausgangspunkt ist die Frage, warum der deutsche Markt ein neues Format braucht – und wer es tragen kann. Schwenzfeier verweist auf die Arbeit von Rick van Rijthoven, dem Entwickler der SHIFT in Amsterdam: Rick kennt den deutschen Markt sehr gut. In den vergangenen Monaten wurde er immer wieder gefragt, wie er die Branche hierzulande beurteilt. Häufig fiel dabei die Aussage, Deutschland brauche ein Format wie die Modefabriek oder die SHIFT. Diese Einschätzung deckt sich mit dem, was Rick in den vergangenen Jahren in Amsterdam aufgebaut hat. Die SHIFT ist dort bereits ein erprobtes Konzept mit drei erfolgreichen Ausgaben. Es hat sich gezeigt, dass das Format funktioniert und breite Unterstützung findet. Ricks langjährige Verantwortung für die Modefabriek sei zudem ein Vertrauensanker. „All das war der Ausgangspunkt, das Konzept nach Deutschland zu bringen, und für mich, mit an Bord zu sein.“ 

Im Mittelpunkt steht eine Grundfrage: Welche Art von Messe braucht der deutsche Markt überhaupt? Laut Schwenzfeier geht es nicht um Orderdruck, sondern um Begegnung. Die SHIFT positioniere sich als Plattform, auf der Marken mit Fachhändlern in Dialog treten. Der Fokus liege auf Kollektionen, Austausch und dem Saisonauftakt. Workshops, Masterclasses und Talks sollen die Messe ergänzen, weil Showrooms zwar relevant bleiben, aber nicht die gleiche gemeinsame Bühne bieten. Für viele Marken stellt sich damit die Frage, ob eine Messe wieder als verbindender Anker fungieren kann – und wie viel zusätzliche Sichtbarkeit sie dafür braucht. 

Look  & Feel von Amsterdam. ©SPACES

Bei der Standortsuche prüfte Rick van Rijthoven mehrere Städte. Aber, sagt Schwenzfeier,  „Deutschland ist stark fragmentiert, und die bisherigen Modestandorte haben Langfristigkeit und Kooperation nicht durchgehend bewiesen“. Warum dann der Großraum Frankfurt? Laut Schwenzfeier wird die Stadt oft auf ihre Rolle als Finanzplatz reduziert, verfüge aber über eine relevante Mode- und Kulturszene, Infrastruktur und Preisstrukturen. Wichtig war der Gedanke eines klaren Neustarts: keine Anknüpfung an vergangene Formate, kein Erbe, das Erwartungen prägt. Damit rückte der Großraum Frankfurt in den Fokus.

Die Entscheidung fiel schließlich auf Fredenhagen – eine Halle mit 6.000 Quadratmeter Innenfläche. Schwenzfeier betont: „Auffällig ist, dass Fredenhagen nahezu denselben Look und dieselbe Atmosphäre bietet wie die Kromhouthal in Amsterdam.“ Das schaffe Wiedererkennung für Marken, die das Format kennen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie schnell die deutsche Ausgabe auf eigenen Beinen stehen kann. Mindestens drei Ausgaben seien notwendig, bevor klar werde, ob sich die SHIFT langfristig etablieren könne. Schwenzfeier glaubt an den Erfolg:  „Auch wenn Rick erst seit wenigen Wochen aktiv an der deutschen Ausgabe arbeitet, ist er überzeugt, dass die Grundlage stimmt. Und er ist nicht allein: Er wird von einem eingespielten, erfahrenen Team unterstützt, das genau weiß, wie man Veranstaltungen organisiert und Messen entwickelt.“

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Inhaltlich bleibt das Konzept breit aufgestellt: Menswear, Womenswear, Accessoires – kuratiert, aber marktorientiert. Nachhaltige und konventionelle Marken werden nicht getrennt, da Segmentierungen laut Schwenzfeier eher künstlich wirken. Für Marken stellt sich damit die Frage, welches Set-up sinnvoll ist: eigener Standbau oder Plug-and-Play-Lösung. Die Preise orientieren sich an bestehenden Veranstaltungen. 

Im Sommer sollen die Außenflächen genutzt werden. ©SPACES

Spannend wird der Einsatz von KI. Buzzwords wolle man vermeiden, betont Schwenzfeier. Relevanz entstehe nur, wenn Tools tatsächlichen Mehrwert liefern. „Ein gutes Beispiel ist Hyperscout, ein KI-Tool, das der SHIFT hilft, den optimalen Match zwischen Handel und Marken herzustellen.“ Händlerinnen und Händler können vorab gezielt angesprochen werden – ein Ansatz, der vor allem kleineren Marken helfen dürfte, ihre Reichweite zu erhöhen. Die Frage wird sein, wie gut der Handel solche Systeme akzeptiert und ob KI als Unterstützung oder als zusätzlicher Aufwand wahrgenommen wird. 

Die SHIFT positioniere sich pragmatisch. Keine Diskussion um Quadratmeter, keine Spekulationen über die Zahl der Marken. Stattdessen Netzwerkaufbau und Vertrauen, so der Grundtenor. Schwenzfeier formuliert das Ziel: „Die SHIFT soll eine Bühne für Marken und Handel sein. Wenn die Besucherinnen und Besucher das Gefühl haben, dass sich der Besuch gelohnt hat und sie mit einem positiven Gefühl nach Hause fahren, ist das Ziel erreicht.“ 

Der Messe-Mann

Thimo Schwenzfeier arbeitet seit 2025 als unabhängiger Berater mit Schwerpunkt auf nachhaltigen Strategien, Kommunikation und Kooperationen in der internationalen Mode- und Textilindustrie. Er entwickelt konzeptionelle Ansätze für Marken und Unternehmen, die Verantwortung sichtbar machen und neue Partnerschaften aufbauen wollen. Parallel ist er Dozent an der AMD Akademie Mode & Design und lehrt Management-Themen mit Fokus auf Führung, Motivation und Organisationsdynamik in nachhaltigkeitsorientierten Branchen.

Vor seiner Selbstständigkeit war Schwenzfeier Geschäftsführer des P5 The Property Kongress und verantwortete als General Sales Manager den Aufbau und die Weiterentwicklung des Conscious Fashion Stores von Peek&Cloppenburg Düsseldorf. Zusätzlich war er Head of Marketing & PR des Greentech Festivals mit internationalen Ausgaben in London, New York und Singapur. Eine weitere Station war seine Arbeit für die NEONYT, wo er über mehrere Jahre Markenkommunikation, Eventformate und Nachhaltigkeitsthemen zusammengeführt und die Weiterentwicklung des Konzepts maßgeblich begleitet hat.