„Wenn Shopping Teil der Freizeitgestaltung sein soll …“

P&C West

Live-Musik im Düsseldorfer P&C-Haus. ©FT

Autor: Markus Oess

Selbst in die Hand nehmen und nicht auf die anderen zeigen. Gegenüber FT sieht Miriam Anlauf, Buying Director Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf, die eigene Zunft in der Pflicht. „Wir müssen gemeinsam mit Gastronomen, Kulturstätten und der Stadt Konzepte entwickeln“, fordert sie, „um die Innenstädte wieder als Freizeitziel aufzuwerten.“ Als einen Baustein sehen die Düsseldorfer die Lifestyle-Pop-up-Flächen in ihren Weltstadthäusern und sie zieht eine erste Bilanz.

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„Mehr bieten als der Wettbewerb.” Miriam Anlauf, Buying Director Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf ©P&C

 „Die Konkurrenz im Modemarkt ist in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung sehr stark geworden. Wer die Kunden zu sich in die Häuser holen möchte, muss ihnen heute mehr bieten als der Wettbewerb oder das Internet“, sagt Miriam Anlauf, Buying Director Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf, auf Anfrage von FT. „Einkaufen im stationären Handel darf nicht mehr nur der Bedarfsdeckung dienen, sondern muss als Erlebnis verstanden werden. Es sollte immer auch eine soziale Komponente haben wie besondere Events und Cafés sowie zusätzliche Inspiration bieten wie zum Beispiel durch Pop-up-Flächen und die persönliche Beratung“, fügt die Managerin noch an.

Die Modekette hat Handlungsbedarf auf der Fläche ausgemacht, um wieder mehr Kunden in die Häuser zu ziehen. Das Unternehmen hat ein neues Konzept mit themenbasierten Pop-up-Flächen entwickelt:„Pop Impression by Peek & Cloppenburg“ realisieren die Düsseldorfer in sechs Weltstadthäusern. Dabei liege der Fokus auf besonderen Kollektions-Highlights und neuen Marken, die auf ein aktuelles Trendthema abgestimmt seien, ergänzt mit branchenfremden Lifestyle-Produkten, teilte das Unternehmen vor einigen Wochen mit. Die Pop-up-Flächen sollen den Kunden näher an Marken und Markenerlebnis führen, vor allem aber auch wieder emotionalisieren. „Unser Fokus liegt dabei auf Fashion-Marken und außergewöhnlichen Kollektions-Highlights, die auf ein aktuelles Trendthema abgestimmt sind. Dieses Angebot ergänzen wir mit branchenfremden Lifestyle-Produkten aus den Bereichen Beauty, Accessoires, Bücher oder Elektronik – von großen Playern bis hin zu Szene-Marken“, erläutert Anlauf. Zu dem Auftritt gehören auch ein eigens für den Pop-up designtes Möbelkonzept sowie eine spezielle Schaufenstergestaltung.

Die Ausrede, die lokale Politik für die monotonen, teils verödeten Innenstädte und die Abwanderung von Kaufkraft verantwortlich zu machen, will die Einkaufs-Chefin nicht gelten lassen. „Wir müssen hier gemeinsam mit Gastronomen, Kulturstätten und der Stadt Konzepte entwickeln, wie für die Menschen ein Tag in der City zu einem lohnenden Ereignis wird. Wenn Shopping Teil der Freizeitgestaltung sein soll, müssen wir den Kunden auch dementsprechend etwas bieten“, nimmt Anlauf die eigene Zunft in die Pflicht.

Aktuell zeigen wir bei Pop Impression das Thema ,Festival‘, das vor allem junge Mode, entsprechende Accessoires und Lifestyle-Produkte in den Vordergrund stellt. Das kommt bei der Zielgruppe super an“, erklärt die P&C-Managerin. Mit der Resonanz sei sie sehr zufrieden. Die Zahlen sowohl beim Verkauf als auch hinsichtlich der Frequenz auf der Fläche seien gut. Viele Kunden würden das Personal sogar direkt auf die Aktionen ansprechen. Der Mix aus Mode und Lifestyle-Produkten stoße auf großes Interesse. „Festival“ sei inzwischen das dritte Thema in diesem Jahr. „Auch in der zweiten Jahreshälfte werden wir Pop Impression mit neuen Ideen fortführen“, kündigt Anlauf an. Das Konzept lebe von der Mischung. Pop-up-Flächen könnten ganze Themenwelten aus Mode, Kultur und gesellschaftlichen Trends abbilden. „Sie inspirieren, unterhalten und informieren. Wir setzen sie nicht wahllos ein, sondern immer mit einem aktuellen Bezug, der zu den Highlights unseres Sortiments passt oder auch exklusive Angebote unterstreicht. Aktualität bedeutet dabei natürlich auch, neue Akzente zu setzen und die Flächen regelmäßig umzubauen, damit die Kunden etwas Neues entdecken können.“

Nach eigener Aussage agierten die Düsseldorfer nah am Kunden. Handel, Design und Produktion von Kleidung lägen in einer Hand. So habe man tiefe Einblicke in die Kundenwünsche. Folglich könne das Management mit den Fremd- und Eigenmarken sehr gut reagieren und das Sortiment kontinuierlich weiterentwickeln. „Seien es neue Marken, die nachhaltige Mode anbieten, Premiummarken mit ausgefallenen Designs oder Kooperationen mit angesagten Designern – wir gehen mit den Wünschen unserer Kunden mit und sprechen gleichzeitig auch neue Zielgruppen mit unseren Angeboten an.“

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Angesprochen auf die Geschwindigkeit und die Systemvorteile von Vertikalen wie Massimo Dutti, die Trends schnell auf die Fläche bringen, verweist Anlauf auf die eigenen „dynamischen“ Lieferzyklen. „Wir sind sowohl bei den Fremdmarken als auch insbesondere bei unseren Eigenmarken in der Lage, schnell Neues auf die Fläche zu bringen. Gleichzeitig ist Geschwindigkeit nicht alles. Bei uns steht immer noch die Qualität an oberster Stelle und wir werden zugunsten eines kurzlebigen Trends nicht auf unseren Anspruch verzichten. Darüber hinaus versuchen wir, ganze Stilwelten zu schaffen, indem wir unseren Kunden neben gefragten Einzelstücken auch komplette Outfits anbieten.“

Damit die Messen in dem Zusammenhang die richtigen Antworten liefern können, kann sich Anlauf gut vorstellen, dass auch die Messen mehr Richtung Innovation und Concept Store ausgerichtet werden. „Wenn auch hier schon Mode und Lifestyle mehr verbunden würden, könnte das den Einkäufern zur Inspiration dienen. Hilfreich wäre in diesem Zusammenhang ein kuratiertes Angebot, das auch passende Accessoires oder Produktideen aus anderen Branchen berücksichtigt.“

Warehouse Rock

Festivalfeeling im Schaufenster ©P&C

„Eigentlich komme ich nicht so oft hierher“, sagt Bock. Der junge Mann ist mit seiner Clique auf Tour und zufällig zum Konzert gekommen. „Ich finde es eine coole Sache.“ Seine Freundin Zic nickt: „Sollte man auf jeden Fall wiederholen.“ Auch den beiden jungen Frauen Anne-Sophie und Therese gefällt es hier. Die beiden sind mit ihren Eltern angereist. Wochenend-Shopping. Von den Konzerten wusste auch sie nichts. Jetzt hören sie der Musik zu und haben vorher die Pop-up-Fläche intensiv durchgestöbert. In Düsseldorf feierte Peek & Cloppenburg am 8. Juni sein erstes Open-House-Livekonzert. Gespielt hatten die Indie-Rock-’n’-Roll-Band Stillia, die auch von Oasis-Frontmann Liam Gallagher gefördert wird. Stillia werden auch auf dem Open Source Festival am 14. Juli 2018 in Düsseldorf auftreten, wo sich P&C ebenfalls präsentiert. Später wird noch die deutsche Musikerin Suzan Köcher die Bühne betreten, die im Basement aufgebaut wird. Zudem legte das DJ-Set Callshop Radio Family auf. Freie Getränke, eine Candy Ape, eine Nail Bar und Customizing-Aktionen von LEVI’S, die sonst auch auf Open-Air-Konzerten laufen, sollten Festival Feeling nachempfinden. Auch wenn der ganz große Andrang ausblieb, war das Konzert gut besucht. Vielleicht haben die wenigsten jungen Leute ausgerechnet von P&C so etwas erwartet. Das könnte sich ändern.