„Sie wird schöner und besser, je länger man sie trägt“

SELVEDGE RUN

Shane Brandenburg ©Selvedge Run

Autorin: Nina Peter

Handwerk, Charakter, Authentizität und Wertigkeit – die Berliner Herrenmode-Messe SELVEDGE RUN hat ein scharfes Profil mit dem für die Branche eher unüblichen Anspruch an Zeitlosigkeit. Wegwerfmode ist hier kein Thema, deshalb haben wir mit Shane Brandenburg (Sales Manager und Partner der Messe) über Nachhaltigkeit im Denim-Sektor und über Japan Denim gesprochen, denn gerade dieser ist überhaupt nicht für ein kurzes Modevergnügen geeignet, sondern wird – im Gegenteil – erst mit zunehmendem Alter immer attraktiver …

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FT: Was bedeutet Nachhaltigkeit im Kontext von Denim? Prinzipiell wird dieser Bereich ja auch häufig mit wenig nachhaltigen Produktionsvorgängen in Verbindung gebracht.
Shane Brandenburg: „Das ist nicht zu beantworten, denn Denim fängt bei H&M an und hört bei GUCCI auf. Dazwischen sind Hunderte von Jeansmarken. Die meisten und vor allem kommerzielle und günstige Jeansmarken haben nichts mit Nachhaltigkeit zu tun, im Gegenteil. Darüber könnte man aber eine Doktorarbeit schreiben. Es gibt im Moment noch zu wenige, die sich des Themas annehmen und sich Gedanken darüber machen, was sie als Marke und Firma hinterlassen – leider. Ich hoffe aber sehr, dass sich das in Zukunft ändert. Wir werden diesem Thema in Zukunft auch mehr Aufmerksamkeit widmen, darüber mit unseren Brands reden und mehr kommunizieren.“

Sind alternative Materialien zur Baumwolle und Recycling bei Denim Themen?
„Ja, es gibt immer mehr Jeansmarken, die dahingehend experimentieren, etwa Nudie schon länger und zum Beispiel IRON HEART aktuell.“ 

Ihr wählt eure Brands für die Messe ja sehr selektiv aus, ist Nachhaltigkeit dabei ein Kriterium?
„Bisher nicht wirklich, denn die meisten arbeiten und produzieren eh schon nachhaltig, da sie klein sind. Es ist aber kein Kriterium. Denn dann würde es bedeuten, dass beispielsweise die T-Shirts aus Japan und den USA auch nicht einzeln in Plastiktüten verpackt sein dürften. Das ist teilweise nicht der Fall. Da ist sehr viel Nachholbedarf bei den Firmen die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit betreffend. Wir werden das Thema in Zukunft definitiv angehen, da es wichtig ist, welchen ökologischen Fußabdruck wir der Nachwelt und unseren Kindern hinterlassen.“

  • ©Selvedge Run
  • Japanischer Denim ist in der Szene gefragt. ©Selvedge Run
  • Viele Produkte entstehen in Handarbeit. ©Selvedge Run
  • Handzeichen ©Selvedge Run
  • Der Austausch zählt. ©Selvedge Run
  • Loser Messebund ©Selvedge Run

Japan Denim – wie bist du auf diesen Trichter gekommen?
„Die erste japanische Jeans, die ich bei VMC in Zürich gesehen habe, war eine EVISU-Jeans mit dem sehr dekorativen weißen Taschendesign. Meine erste japanische Jeans war eine DENIME. So etwas gabs in Europa nicht zu kaufen und hat mich neben den amerikanischen LEVI’S Vintage XX von Anfang an begeistert. Meine Reise nach Tokio 2006 war ein Schlüsselerlebnis, was meine Begeisterung für japanische Marken und Jeans betrifft. 2007 habe ich dann mit Kay Knipschild den Denim-Laden BURG&SCHILD in Berlin eröffnet. Dort gab es von Anfang an japanische Marken.“

Für einen Einsteiger – was macht Denim made in Japan so besonders?
„Alles … die Jeans wird zu einer zweiten Haut, man wäscht sie sehr selten und schaut immer wieder, wie sie schöner und besser wird, desto länger man sie trägt. Japanischer Denim entwickelt sich ja erst mit der Zeit – je besser die Qualität, umso mehr Freude hat man, wenn sie älter und eingetragen ist.“

Habt ihr das Angebot an Japan Denim für die kommende Messeausgabe aufgestockt?
„Ja, 19 japanische Marken haben wir derzeit im Portfolio, Tendenz steigend.“

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Welche Werte stehen bei Japan Denim im Vordergrund?
„Die beste und höchste Qualität zu produzieren und der Beste in diesem Fach zu sein. Es gibt in Japan durchaus ein starkes Konkurrenzdenken und strenge Hierarchien.“

Gibt es in Japan eine bestimmte Denim-Region?
„Ja, in der Präfektur Okayama und die Denim-Stadt Kojima.“

Welche Marken empfindest du derzeit als besonders oder besonders interessant?
„Es gibt bei uns 19 japanische Labels und jedes arbeitet anders. Mir fallen da die Marken JAPAN BLUE/MOMOTARO ein, aber auch STEVENSON OVERALL CO., pure blue japan, IRON HEART und NiNE LiVES. Zudem FULLCOUNT und STUDIO D’ARTISAN als frühere ,Osaka 5‘-Brands.“

Wie sieht es mit Preis/Leistung in diesem Bereich aus?
„Hohe Preise, aber dafür zeitlose Produkte in bester Qualität, die natürlich auch nicht so leicht zu bekommen sind, denn es gibt nur selektive Händler in Europa.“

Selvedge Run No.6 – Core Concrete Craft from Selvedge Run on Vimeo.