Die Welt ist nicht genug

Kommentar

Autor: Andreas Grüter

Ungeduscht, geduzt und ausgebuht – die Globalisierung hat sich zum Bogeyman des gesamtgesellschaftlichen Diskurses entwickelt. Zu Recht und zu Unrecht. Es kommt wie immer auf die Prämissen an.

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Ach Globalisierung, bei dir weiß man überhaupt nicht, wo man anfangen soll. Du stehst für Ausbeutung ebenso wie für wirtschaftlichen Aufbau, wirst für Umweltzerstörung verantwortlich gemacht, sorgst aber auch dafür, dass Naturschutzorganisationen sich international vernetzen. Die Ökonomie verkauft dich als alternativlos und die Nationalisten verteufeln dich als Verschwörung. Dabei bist du im Endeffekt das, was wir aus dir machen. Bevor man allerdings macht – und da müssen wir uns an die eigene Nase fassen –, sollte man sich erst einmal hinsetzen und in Ruhe ein wenig nachdenken. Zum Beispiel darüber, ob es wirklich klug ist, Hosen und Schuhe kreuz und quer über die Ozeane zu schippern, die sich auch prima zu Hause produzieren ließen. Das Volk schreit „Geiz ist geil!“ und du lieferst im Sinne des Marktes – Moral hin oder her. Doch eigentlich sehnst du dich nur danach, gemocht zu werden. Das aber, und das weißt du im Grunde deines Herzens, klappt nur, wenn man dir endlich das harte Zaumzeug anlegt, das du dir insgeheim schon immer gewünscht hast. Internationales Handeln braucht internationale Regeln. Denn solange es die nicht gibt, bist du dazu verdammt, haltlos, kopflos und verhasst über das Erdenrund zu wandeln und dabei tiefe wirtschaftliche und gesellschaftliche Schneisen zu hinterlassen.

Falsche Freunde gibt es überall

Mein Tipp: Hör nicht auf die Hurra-Globalisierer mit ihren rein wirtschaftlichen Interessen, lass dich von den Antiglobalisten nicht ins Bockshorn jagen, aber halte stets die Ohren bei den Kritikern offen. Da gibt es viel zu entdecken. Über Notwendigkeiten, Unsinnigkeiten und clevere Alternativen zum Beispiel und was man damit so machen kann. Du bist doch eh schon ziemlich angeschlagen und die Industrie 4.0 ist dir mit ihren Hightech-Versprechen zudem hart auf den Fersen. Also: Sei für das Gemeinwohl der Leute da und nicht für die, die dem Volk destruktiven Konsumappetit einflüstern. Ich bin mir sicher, dann klappt das auch mit der Liebe.

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